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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Beleidigungen auf sie herabregnen.
    »Verdammte Christen!«, keifte er. »Geht mir aus den Augen mit eurem ausländischen Gott! Was fällt euch ein, diesen Boden zu
     entheiligen, der Dagda, dem Vater aller Götter, geweiht ist?«
    Der Brehon verzog wütend das Gesicht, aber Fidelma lächelte und ging unverdrossen weiter auf den Einsiedler zu.
    »Friede mit dir, Bruder.«
    »Ich bin nicht dein Bruder!«, knurrte der Mann.
    »Erca, wir sind alle Brüder und Schwestern unter dem einen Gott, der über uns allen ist, bei welchem Namen wir ihn auch immer
     anrufen. Ich will dir nichts Böses.«
    |108| »Nichts Böses, ja? Ach, würden sich doch alle Götter der Dé Danaan aus dem
sidhe
erheben und alle Anhänger des fremden Gottes aus unserem Land vertreiben, wie sie es seinerzeit in den Zeiten der großen Nebel
     mit den bösen Formorii gemacht haben.«
    »Du hasst also die Christen?«
    »Ich hasse die Christen.«
    »Du hasst Bruder Fergal?«
    »Dieses Land kann meinem Hass auf alle Christen keine Grenzen setzen.«
    »Du würdest Bruder Fergal Böses antun, wenn du könntest?«
    Der Mann schnipste seine Finger in ihre Richtung.
    »So viel halte ich von Bruder Fergal und seinesgleichen!«
    Fidelma schien ungerührt. Sie deutete mit dem Kopf auf den Kochtopf, der über dem rauchenden Feuer stand.
    »Du kochst Kräuter. Du weißt sicher alles über die Kräuter, die hier wachsen.«
    Erca grinste verächtlich.
    »Ich bin auf die althergebrachte Art erzogen worden. Als euer wahnsinniger Patrick unsere Priester vom Hill of Slane vertrieb
     und unsere Leute zwang, sich seinem Christus zuzuwenden, konnte er unser Wissen nicht zerstören.«
    »Ich sehe dort drüben einen Haufen hellbrauner Wurzeln. Von welchem Kraut stammen die?«
    Erca schaute sie eine Weile verwundert an.
    »Das ist
lus mór na coille

    »Ah, Tollkirsche«, sagte Fidelma. »Und diese Blätter mit den hellen Spitzen gleich daneben?«
    »Das sind die Blätter des
muing
, des Blutschierlings.«
    »Und die wachsen beide hier am Berg?«
    Erca bestätigte ihr das mit einer ungeduldigen Bewegung.
    »Dann sei der Friede mit dir, Bruder Erca«, beendete Schwester |109| Fidelma das Gespräch unvermittelt. Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte den Berg hinunter. Erca blieb verdutzt zurück.
     Der erstaunte Brehon trottete hinter ihr her.
    »Kein Friede mit dir, verdammte Christin!«, erschallte Ercas Ruf hinter ihnen, sobald sich der Einsiedler von seiner Verwunderung
     erholt hatte. »Kein Friede, ehe nicht alle Anhänger dieses fremden Gottes aus Éireann vertrieben sind!«
    Fidelma schwieg, während sie den Hang hinunter zurück zu Fergals Hütte gingen. Dort schlüpfte sie rasch in die Klause und
     kam wenig später mit dem Holzschälchen zurück.
    »Das werde ich vor Gericht benötigen. Würdest du es für mich aufbewahren?«
    »Was hast du vor, Schwester?«, fragte der Brehon mit gerunzelter Stirn, als er das Schälchen entgegennahm und sie zum Dorf
     weitergingen. »Einen Augenblick lang glaubte ich, du wärest zu dem Schluss gelangt, dass Erca irgendwie mit der Sache zu tun
     hat.«
    Fidelma lächelte, beantwortete die Frage aber nicht.
    »Ich würde nun gern Barrdubs Bruder sehen. Wie hieß er doch gleich? Congal?«
     
    Sie trafen Barrdubs Bruder in einer armseligen Hütte aus morschem Holz, die am Flussufer stand. Bevor sie eintraten, hatte
     der Brehon Fidelma erzählt: »Congals Vater führte einst das Gasthaus der Eóghanacht von Cashel. Er war ein allseits geehrter
     und geachteter Mann und zudem Sprecher der Clan-Versammlung. Congal ist ganz anders. Er war immer schon ein Träumer. Als sein
     Vater starb, verprasste er, was sein Eigentum hätte sein können, sodass er und seine Schwester schließlich gezwungen waren,
     in dieser Hütte zu leben. Er stand ohne eigene Viehherde da und musste sich als Arbeiter bei anderen Mitgliedern des Clans
     verdingen.«
    |110| Congal war ein dunkler, mürrischer Mann mit unergründlichen grauen Augen und wütend wie die See an einem stürmischen Wintertag.
    »Wenn du gekommen bist, um den Mörder meiner Schwester zu verteidigen, beantworte ich keine einzige Frage!«, teilte er Fidelma
     kämpferisch mit. Seine dünnen, blutleeren Lippen waren fest zusammengekniffen.
    Der Brehon seufzte verärgert.
    »Congal, du wirst dich dem Gesetz fügen. Es ist das Recht einer
dálaigh
, dir Fragen zu stellen, und es ist deine Pflicht, sie wahrheitsgemäß zu beantworten.«
    Schwester Fidelma forderte den Mann mit einer

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