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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Wulfstan und ließ den Leichnam auf
     dem Bett zurück. Es ging alles blitzschnell. Um Zweifel und Verdacht zu verbreiten, wischte der Übeltäter sein Messer an einem
     Leinentuch ab, von dem er irrtümlich annahm, dass es Talorgen, dem Prinzen von Rheged, gehörte. Wie ich schon sagte, falls
     es uns gelingen würde, die Scharade der Zauberei zu durchblicken, wollte der Täter den Mord Talorgen anlasten. Er bemerkte
     nur nicht, dass auf diesem Tuch deutlich sichtbar Dagoberts Wahlspruch zu lesen stand. Es war ein lateinischer Spruch: ›Hüte
     deine Zunge!

«
    Sie legte eine Pause ein, in der die Zuhörer diese Neuigkeit verdauen konnten.
    »Wie hat nun aber der Täter die Bettkammer wieder verlassen und es geschafft, die Tür von innen zu verriegeln?«, fragte Dagobert.
    »Die Tür wird mit Hilfe von zwei Holzbalken verriegelt. Normalerweise werden die in eiserne Halterungen eingehängt, die am
     Türrahmen befestigt sind. Als ich mir den ersten Balken ansah, bemerkte ich, dass an beiden Enden Seil darum gewickelt war,
     um das Holz zu schützen, wenn es in die Halterungen geschoben wird. Das Seltsame war, dass am anderen Balken an beiden Seiten
     vier Fuß Seil lose hingen. An den Enden war das Seil ausgefranst und verkohlt.«
    |206| Sie wiederholte diesen Satz noch einmal.
    »Seltsam. Dann fiel mir auf, dass über der Tür eine Stange befestigt ist, an der gegen die Zugluft ein schwerer Wollvorhang
     hängt. Ich konnte natürlich nicht feststellen, ob der Vorhang zur Tatzeit zugezogen war oder nicht. Denn sobald wir gewaltsam
     in den Raum eingedrungen waren, hatte die Bewegung der Tür nach innen den Vorhang möglicherweise zur Seite geschoben.«
    Eadred machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Wohin soll diese Erklärung führen?«
    »Geduld, ich sage es euch gleich. Des Weiteren entdeckte ich zu beiden Seiten der Tür je einen kleinen Talgfleck. Als ich
     mich hinunterbückte, um diese Flecken genauer zu betrachten, sah ich zwei Nägel, die etwa drei Zoll über dem Boden in den
     Türrahmen geschlagen waren. Zwei kurze Enden Seil hingen noch an diesen Nägeln, und auch hier waren die Enden ausgefranst
     und verkohlt. Da begriff ich, wie der Mörder aus dem Zimmer geflohen war und trotzdem einen der Balken in die Verriegelung
     gebracht hatte.«
    »Einen?«, fragte Abt Laisran. Er hatte sich weit vorgelehnt und schaute sie mit gespannter Miene an.
    Fidelma nickte.
    »Es war nur ein Balken nötig, um die Tür von innen zu verriegeln. Der erste Balken, drei Fuß von der Unterkante der Tür entfernt,
     war nicht eingelegt worden. Es waren keinerlei Kerben auf ihm zu sehen, und das Seil an den Enden war unversehrt. Auch waren
     die zugehörigen Halterungen nicht aus dem Türrahmen gerissen. Daraus musste ich schließen, dass dieser Balken nicht in den
     Halterungen gesteckt hatte. Nur der zweite Balken, der oben an der Tür, hatte in der Halterung gesteckt.«
    »Weiter«, drängte Laisran sie, als sie wieder eine Pause einlegte.
    |207| »Der Mörder hatte alles gut vorbereitet. Nachdem er Wulfstan getötet hatte, wickelte er das Seil ein Stück von den Enden des
     Balkens ab und führte es über die Vorhangstange über der Tür. Dann schlug er zwei Nägel ein – oder er hatte sie schon am Tag,
     als die Kammer offen war, eingeschlagen. Nun zog er den Holzbalken bis zur Vorhangstange hoch. Er sicherte ihn, indem er die
     Enden des Seils an den unten eingeschlagenen Nägeln festband. Diese Konstruktion erlaubte es ihm, die Kammer zu verlassen.«
    Laisran wedelte ungeduldig mit der Hand.
    »Ja, aber wie konnte er dann das Seil so führen, dass der Balken in die Halterung herabgelassen wurde?«
    »Ganz einfach. Er nahm zwei Talgkerzen und stellte je eine beim Hinausgehen unter ein Stück Seil. Dann nahm er ein Stück Papier
     und brachte es mit Hilfe seiner Zunderbüchse zum Brennen – die Asche des Papiers habe ich auf dem Boden der Kammer gefunden,
     wo er sie hatte fallen lassen. Mit dem Papier zündete er die beiden Kerzen rechts und links der Tür unter der Schnur an. Nun
     ging er rasch. Sobald die Schnur durchgeschmort war, gab sie den Balken frei, der ordentlich in die nach oben offene eiserne
     Halterung fiel. Er musste ja, wie ihr euch erinnert, nur zwei Fuß tief fallen. Die Kerzen brannten weiter herunter, bis sie
     nur noch Fettflecken waren, beinahe nicht zu sehen, wenn ich nicht auf einem ausgeglitten wäre. Doch das Ergebnis war, dass
     wir vor einem Rätsel standen. Ein von innen verriegelter

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