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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Verbindung. Scheinbar waren er und Wigget nicht die einzigen, die sich diese Art des Austausches zunutze gemacht hatten. Als Rodgatt seine Augen wieder öffnete, lächelte er vergnügt.
    „Ihr habt einen Ausweg gefunden?“, fragte Alep.
    „Natürlich. Es gibt immer eine Lösung. Man muss nur wissen, wo man zu suchen hat. Doch bevor du und dein Drache in eure Welt zurückkehren könnt, solltest du mit deinem Freund, dem Tischler sprechen. Nidar hat ihn mit Hilfe der Bäume im Nachtwald erreicht.“
    Alep erhob sich und trat nahe an die Eberesche. Nidars Stimme ertönte vor ihm. „Leg deine Hände an meine Rinde, schließe deine Augen und sage, was du sagen möchtest. Ich werde deine Worte an eine Eiche im Nachtwald weiterleiten, die sie wiederum an Kwin weitergibt.“
    Alep folgte Nidars Anweisungen und fragte unsicher: „Kwin? Bist du da.“
    „Natürlich ist er da“, unterbrach Nidar ungehalten. „Das habe ich dir doch gesagt. Beschränke dich auf das wesentliche und verzichte auf überflüssige Fragen. Ich warte.“
    Alep atmete einmal tief ein. „Wigget und ich sind wieder frei. Pretorius hatte uns gefangengenommen, aber wir konnten entkommen. Wir sind hier im Talikon.“
    Alep wartete unsicher, ob er tatsächlich mit seinem Freund sprach. Aber ihm blieb nichts anderes übrig, als den Worten der Eberesche zu vertrauen. Nach kurzer Zeit sagte sie: „Ich freue mich, dass du am Leben bist. Wir sind alle wohlauf und haben uns in Lindenbrunn niedergelassen. Ich brauche deine Hilfe hier. Im Hornburger Hafen erwartet dich ein Verbündeter, der dich auf den Weg bringen wird. Vertraue ihm und folge seinen Anweisungen.“
    „Wer ist das?“, fragte Alep.
    „Er wird dich erkennen. Komm, so schnell du kannst. Der Golem muss erschaffen werden.“
    „Ich komme“, versicherte Alep. „Leb wohl einstweilen.“ Dann löste er seine Hände von der Baumrinde, trat zurück und sah Rodgatt an.
    „Kwin sagte mir, dass ein Golem erschaffen werden muss. Was hat es damit auf sich?“
    „Alles!“, erklärte Nidar anstelle des alten Magiers. „Der Golem, den du gemeinsam mit dem Tischler erschaffen wirst, wird hier im Talikon dem Wächter gegenübertreten, ihn besiegen und die gefangene Magie wieder freisetzen...“
    „Zur gleichen Zeit werdet ihr, du und deine Gefährten, Pretorius angreifen und ihn töten“, sagte Rodgatt. „Dann wird die Magie befreit und die seelenlosen Erwählten werden endlich ihren Frieden finden.“
    „Und natürlich wirst du derjenige sein, der Pretorius gegenübertritt“, erklärte Nidar.
    „Du hast dein Versprechen gegeben. Brich es nicht.“, sagte Rodgatt.
    „Du bist die Hoffnung der Welt“, sagte Nidar.
    „Du bist der Beschützer des Auserwählten“, sagte Rodgatt.
    „Du darfst dich nicht abwenden“, sagte Nidar.
    Alep stand zwischen den beiden und spürte, wie ihm schwindelig wurde. Seine Beine drohten nachzugeben und er konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten. Die Worte, die Nidar und Rodgatt sprachen, trafen ihn wie Hiebe. Getragen von einer enormen Willenskraft, schlugen sie ihn in einen Bann, der es Alep unmöglich machte, einen klaren, eigenen Gedanken zu fassen.
    Unfähig, irgend etwas zu erwidern, drehte er seinen Kopf jedes Mal, wenn der eine fortführte, womit der andere begonnen hatte. Alep spürte, dass er unterlegen war, nichts tun konnte, außer zuzuhören und bestätigend zu nicken. Schwach nur regten sich Widerstand und Widerspruch und wurden mit jeder Aussage von Rodgatt und Nidar weiter zerschlagen bis nichts blieb als das, was die beiden ihm mit ihren Worten vermittelten.
    Aleps anfängliche Vorsicht, sein Misstrauen und sein Zorn gegen Rodgatt waren von Anfang an gerechtfertigt gewesen. Für sie war er nichts weiter als ein Mittel, das sie nach Gutdünken einzusetzen gedachten, um ihre Ziele zu erreichen. Alep wollte aufbegehren, aber es fehlte ihm an Kraft und Willen.
    Alep sank stöhnend auf die Knie. Die Stimmen wurden lauter, hämmerten auf ihn ein bis auch der letzte Rest seines Widerstandes hinweggefegt war.
    „Halt!“, schrie Wigget da. „Hört auf damit! Sofort! Oder ihr werdet beide brennen.“
    Mit einem Schlag war Alep wieder frei. Er erhob sich schwerfällig. Unglaube und unbändige Wut spiegelten sich in seinem Blick wieder.
    Schwerfällig trat er einen Schritt vor, packte Rodgatt an seinem dünnen Hals und zog ihn nahe zu sich heran. „Das war das letzte Mal, dass du ungefragt dein Wort an mich gerichtet hast.“ Ohne Rodgatt loszulassen

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