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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Guten Morgen! Zwei Mädchen in meiner Klasse sind Angela-Fans. Die haben mich heute in der großen
     Pause angebettelt, ob du nicht Angela-Poster mitnehmen und dir ein Autogramm geben lassen kannst. Ich hab die Dinger natürlich
     nicht genommen, aber versprochen, mit dir zu reden. Ich konnte sie einfach nicht abwimmeln, Mama. Du hast keine Ahnung, was
     die mich alles gefragt haben!«
    »Was denn?«
    »Na, zum Beispiel, ob es stimmt, dass Angelas Liebhaber sie aus Eifersucht verprügelt hat, der tschetschenische Terrorist
     Schamil Ismailow. Ob es stimmt, dass er persönlich ihre Behandlung bezahlt. Sie haben behauptet, du hättest dich mit ihm getroffen
     und er hätte dir einen Koffer voll Dollars gegeben, damit du Angela operierst. Außerdem soll ich dich fragen, wie Angelas
     Gesicht nach der Operation aussehen wird, genau wie vorher oder anders. Na ja, blöde Tussis eben.«
    »Moment.« Julia kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, um ein wenig zu sich zu kommen. »Mal schön der Reihe nach.
     Woher haben sie den ganzen Quatsch – den tschetschenischen Terroristen, den Koffer mit Bargeld und all das?«
    »Also, Mama, bist du von gestern?« Schura hob erstauntdie Brauen. »Aus der Klatschpresse natürlich. Übrigens hab ich Hunger.«
    »Ja, natürlich, ich koche gleich was.«
    »Mama, der Kühlschrank ist leer«, stöhnte Schura blasiert, »Vika ist doch wieder ausgezogen. Als sie hier gewohnt hat, gabs
     immer was zu futtern. Vielleicht gehen wir irgendwo essen? Und feiern gleich deine Rückkehr von der Dienstreise und meine
     fünf Punkte in der zentralen Englischarbeit. Das bedeutet übrigens mehr als eine gute Zensur. Das sind ein Paar Skechers.«
    »Was für Skechers, Schura?«
    »Na, die Schuhe, ich hab dir doch davon erzählt.«
    »Hast du nicht gesagt, die sind schon wieder aus der Mode?«
    »Mama, Grinders sind aus der Mode.« Schura runzelte tadelnd die Stirn. »Skechers sind gerade erst in Mode gekommen. Du hast
     versprochen, wenn ich fünf Punkte kriege, gehen wir Skechers kaufen. Also komm, wir steigen ins Auto und fahren zum Rumstore.
     Da können wir auch essen.«
    Auf nichts hatte Julia jetzt weniger Lust als auf ein riesiges Einkaufszentrum. Sie konnte Läden nicht ausstehen, vor allem
     wenn sie so groß und voll waren. Meist bekam sie nach zwanzig Minuten Kopfschmerzen, nach vierzig Minuten taten ihr die Beine
     weh. Aber Schura war unerbittlich.
    Die Pubertät, diese verfluchte Pubertät, sagte sich Julia, während sie sich anzog und hin und wieder zu ihrer Tochter blickte,
     die wie ein aufgezäumtes Pferd ungeduldig mit den Füßen scharrte und gegen ihren langen, dunkelblonden Pony blies.
    »Mama, warum wirst du eigentlich nicht bewacht?«, fragte Schura, als sie vor ihrem Auto standen.
    »Wozu?«
    »Wenn dem Terroristen nun nicht gefällt, wie du seine berühmte Freundin operiert hast?«
    »Hör auf.«
    »Ich hör ja schon auf. Aber der schwarze Audi da, der stand früher nicht auf unserem Hof, und nun ist er jeden Tag hier, und
     zwar nicht leer, sondern mit Leuten drin. Wetten, dass er uns folgen wird?«
    »Wetten, dass nicht?«, knurrte Julia gereizt und ließ den Motor an, ohne auch nur in die Richtung zu schauen, in die ihre
     Tochter zeigte.
    »Ich verstehe nicht, warum du so wütend bist.« Schura zuckte mit der Schulter und war beleidigt.
    Eine Weile fuhren sie schweigend. Julia schaltete Musik ein. Schura sang mechanisch mit den Barry-Sisters mit und verstummte
     plötzlich mit offenem Mund, starrte wie hypnotisiert in den Rückspiegel und flüsterte: »Mama, du wirst lachen, aber der Audi
     folgt uns wirklich.«
    »Klar werd ich lachen. Die Turnschuhe reichen dir wohl noch nicht, du musst unbedingt unterwegs noch ein bisschen Krimi spielen,
     damits spannender ist, ja? Oder hat dich das Gerede der Angela-Fans aus deiner Klasse so beeindruckt, dass du tatsächlich
     glaubst, deine bescheidene Mama hätte von einem tschetschenischen Terroristen einen Koffer voll Dollars bekommen?«
    »Mama, der Mann, der lange, dünne mit der Brille«, sagte Schura nachdenklich, wobei sie weiter in den Spiegel sah, »der neulich
     Nacht bei uns zu Hause war, ihr habt in der Küche gesessen, und du hast gesagt, das hätte was mit deiner Arbeit zu tun, und
     danach bist du weggefahren … War der vom FSB?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Mama, antworte mir bitte ehrlich, ohne Quatsch – ja oder nein?«
    »Nein, Schura. Beruhige dich. Und damit du dir keinenBlödsinn einbildest, erzähle

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