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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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setzte der General ruhiger hinzu. »Der Chauffeur wurde ausschließlich deshalb getötet,
     um Stas einzuschüchtern und in Verdacht zu bringen. Das Lager und der tote Michejew haben damit nicht das Geringste zu tun.«
    »Ich habe mir die Akte angesehen. Einige Zeugen behaupten, Stas sei Mascha nachgelaufen, und Michejew sei auf ihn eifersüchtig
     gewesen«, bemerkte Sergej sanft.
    »Blödsinn!«, schimpfte der General heiser und schlug mit der Faust auf die Sessellehne. »Du weißt selbst, dass das Blödsinn
     ist. Der Mann, der Stas verfolgt, ist zu stark undzu klug, um wegen einer Lappalie einen solchen Aufwand zu betreiben. Rache aus Eifersucht nach fünfzehn Jahren, dazu ist nur
     ein Psychopath fähig. Aber ein Psychopath hat nicht diese Möglichkeiten und keine so klugen Komplizen. Genug, ich bin müde.«
     Er lehnte sich zurück, seine Arme sanken auf die Sessellehnen und hingen leblos herab, seine Augen fielen ein, seine Nase
     wurde wieder ganz spitz.
    »Wladimir«, sprach Sergej ihn an, »ist Ihnen schlecht? Soll ich Ihre Frau rufen?«
    »Nein, warte … Ich muss nur ein wenig ausruhen, dann machen wir weiter. Das Wichtigste habe ich dir noch nicht gesagt. Hör
     mir genau zu und unterbrich mich nicht. Wenn du Glück hast und Ismailow kriegst und überlebst, dann lass meinen kleinen Scheißer
     nicht allein. Solange er gejagt wird. Finde den, der ihn verfolgt. Wenn ich dann schon tot bin, wird Natalja zahlen, so viel
     du verlangst. Nimm das als den letzten Willen eines Sterbenden. Egal, welchen Auftrag Raiski dir gibt, wenn alles vorbei ist,
     tu es, Major. Das heißt, wenn du überlebst.«
    »Ich werde mich bemühen.«
    »Schluss jetzt, ich kann nicht mehr. Ruf Natalja. Nein, warte – heißt du wirklich Sergej? Ist das dein richtiger Name?«
    »Ja.«
    »Als ihr in der Küche gesessen habt, hat Natalja dich da gefragt, wie du heißt?«
    »Ja. Ziemlich hartnäckig.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Stanislaw, wie Sie mich gebeten hatten.«
    »Und sie?«
    »Sie hat es nicht geglaubt.«
    Der General ließ den Kopf auf die Brust sinken und schloss die Augen. Sergej glaubte, er sei eingeschlafen oder ohnmächtig
     geworden. Er stand auf und wollte Natalja rufen,als er ein heiseres, undeutliches Murmeln vernahm und zum General zurückging.
    »Sag ihr die Wahrheit, ich denke, sie hat sich inzwischen wieder beruhigt«, stöhnte der General angestrengt. »Verdammt, ich
     hab nie an so was wie Schicksal geglaubt. Aber was heißt hier Schicksal? Reiner Zufall. Stas hatte einen Bruder, einen Zwillingsbruder,
     er kam als Erster zur Welt und starb fast sofort. Natalja kann ihn noch immer nicht vergessen, sie liebt ihn bis heute, als
     wäre er lebendig. Wir haben ihn nur kurz im Arm halten und ihm einen Namen geben können. Und weißt du, wie wir ihn genannt
     haben?« Mit einer qualvollen Anstrengung hob er den Kopf. »Sergej!«

Fünfunddreißigstes Kapitel
    Nikolai kehrte erst um halb drei in die Villa zurück. Im Haus herrschte Stille. Oxana lag auf dem Balkon im ersten Stock in
     einem bunten Badeanzug auf einem Liegestuhl in der Sonne und schlief. Neben ihr auf dem Boden lag eine Frauenzeitschrift.
    »Aufstehen!« Nikolai legte ihr die Hand auf die sonnengerötete Schulter. »Steh auf, meine Schöne, sonst verbrennst du noch.
     Na, wie läufts hier? Alles ruhig? Als ich losgefahren war, fiel mir ein, dass ich ihm noch eine Spritze hätte geben sollen,
     aber ich wollte nicht extra umkehren. Hat er noch mal getobt?«
    »Nein.« Oxana schüttelte den Kopf. »Scheint ruhig zu sein.«
    »Was heißt scheint? Hast du wenigstens mal nach ihm gesehen?«
    »Ja, hab ich, hab ich.« Oxana schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn an sich. »Er schläft«, flüsterte sie und kniff die
     Augen zusammen wie eine Katze.
    »Moment mal, er ist überhaupt nicht aufgestanden?« Nikolai sah besorgt auf die Uhr. »Hast du versucht, ihn zu wecken?« Nikolai
     löste ihre Arme von seinem Hals. »Bist du in der ganzen Zeit wenigstens einmal an sein Bett gegangen?«
    »Nun reg dich nicht so auf.« Oxana erhob sich träge und streckte sich. »Ich hab doch gesagt, ich hab in sein Zimmer geschaut.
     Wieso sollte ich an sein Bett gehen?«
    Aber Nikolai hörte nicht mehr zu, er stürmte mit schweren Schritten die Treppe hinunter.
    Oxana zog sich einen Bademantel über und trottete hinterher.
    Als sie hereinkam, stand Nikolai breitbeinig vor dem aufgewühlten Bett, eine leichte Strickdecke in der Hand. Auf dem Bett
     lagen lauter

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