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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Kissen.
    »O mein Gott!« Oxana schlug die Hand vor den Mund. »Kolja, Liebster, ich … Verzeih mir, ich hab nichts gehört, ehrlich.« Sie
     sank auf einen Stuhl und fing an zu weinen.
    »Schon gut, hör auf zu heulen«, fuhr Nikolai sie an. »War vielleicht ganz gut, dass du nichts gehört hast, sonst wärs womöglich
     noch schlimmer geworden.«
    »Warum?«
    »Weil sie dich dann entweder umgebracht oder mitgenommen hätten.«
    Bei diesen Worten fing Oxana an zu zittern und jammerte mit dünner Stimme: »Warum sagst du so was, Kolja? Warum jagst du mir
     solche Angst ein?«
    Aber er schien sie gar nicht zu hören, er untersuchte das Zimmer und murmelte vor sich hin.
    »Wie sind sie in die Villa gekommen? Ich hab doch alles abgeschlossen. Das Fenster entfällt, dahinter gehts steil nach unten.
     Man kann höchstens mit einem Seil … Aber raus mussten sie auf jeden Fall durchs Tor, sie können ihn doch nicht gefesselt mit
     einem Seil übers offene Meer geschleppthaben? Vielleicht hatten sie ein Boot? Nein, Blödsinn! Das Fenster liegt fünfzig Meter hoch. Und der Felsen ist absolut steil.
     Da einen kräftigen Mann runterhieven, gefesselt oder bewusstlos – ausgeschlossen. Also doch durchs Haus? Aber das Tor wurde
     nicht aufgebrochen. Womöglich hatten sie Nachschlüssel? Nun sei doch endlich still!« Er wandte sich abrupt zu Oxana um.
    Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, verstummte sie sofort.
    Eine Weile schwiegen sie beide.
    »Kolja, warum siehst du mich so an?«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Hast du nicht mal die Schlüssel verloren?«, fragte er mit hölzerner Stimme.
    »Nein … Das weiß ich genau, nein.«
    »Und am Strand, beim Baden, hast du sie da vielleicht bei deinen Sachen gelassen?«
    »Kolja«, schluchzte sie, »ich gehe doch nur an unseren Strand, und da sind keine Fremden. Und die Schlüssel nehme ich nie
     mit, es ist ja immer jemand zu Hause, da brauche ich sie nicht …«
    Er ging zu ihr, hockte sich vor sie, drückte ihr die Hände, sah sie von unten herauf an und sagte leise und zärtlich: »Oxanuschka,
     Liebes, keiner wird etwas erfahren, sag mir nur: Wer sind sie? Worüber hast du mit ihnen gesprochen?«
    »Kolja …«, flüsterte sie und kniff die Augen zu, um seinen ruhigen, furchteinflößenden Blick nicht zu sehen.
    »Sie haben dir Angst gemacht, dir gedroht, dich gezwungen, stimmts?« fuhr er fort, zärtlich ihre eiskalten Hände streichelnd.
     »Aber jetzt bin ich bei dir, jetzt musst du keine Angst mehr haben, erzähl mir nur: Wer sind sie, worüber haben sie mit dir
     gesprochen und was für ein Auto fahren sie? Du solltest dich mit ihnen in Verbindung setzenund ihnen mitteilen, dass ich weggefahren bin, nicht? Wie? Per Telefon? Gib mir die Nummer!«
    Oxana riss die Augen weit auf, schaute ihn einige Sekunden lang an, als sähe sie ihn zum ersten Mal im Leben, sprang plötzlich
     auf, entzog ihm ihre Hände und sagte mit lauter, rauher Stimme: »Idiot!«
    Sie ging zu dem offenen Schrank und hockte sich davor.
    »Hier, sein Lieblingshemd fehlt, das blaue Seidenhemd. Ich hab es vorgestern früh gebügelt und hierhergehängt. Die Jeans fehlen,
     mehrere T-Shirts. Und noch zwei Hemden.« Sie kontrollierte Fächer und Schubladen und murmelte dabei: »Vier Paar schwarze Slips,
     eine rote Badehose mit Häschen, fünf Paar Socken, leichte Nappalederschuhe, eine große rotbraune Tasche, und hier lag ein
     dicker Packen Geld. Wie viel, weiß ich nicht, ich hab es nicht gezählt.«
    Oxana richtete sich auf und drehte sich um. »Na, was stehst du da wie erstarrt? Riech mal! Es riecht nach Gucci! Was meinst
     du, wenn jemand entführt wird, kippt er dann eine halbe Flasche Parfüm auf sich? Sein Telefon fehlt auch, samt Ladegerät.
     Und der Pass bestimmt dito.«
    Nikolai fuhr zusammen, als wäre er gerade aufgewacht, ging zu Oxana, umarmte sie, drückte sie an sich und flüsterte: »Verzeih
     mir, Oxanka, verzeih mir, ich bin ein Idiot!«
    Er nahm sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Eine mechanische Stimme erklärte auf Englisch, der Teilnehmer sei
     im Moment nicht erreichbar.
     
    Der hellblaue Shiguli raste den Wernadski-Prospekt entlang in Richtung Stadtring. Das Halothan, mit dem das Taschentuch getränkt
     gewesen war, hatte Angela sofort betäubt.
    Mila wusste, dass sie höchstens fünf Minuten hatte, dann würde die Freundin aufwachen und schwer zu bändigen sein. Mit zitternden
     Händen versuchte sie, AngelasVene zu treffen, schaffte es jedoch aus Unerfahrenheit

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