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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Kindheit.« Ihre Wangen färbten sich dunkelrot,
     ihre Augen funkelten zornig. »Wieso fängst du jetzt davon an?«
    »Entschuldige. Reg dich nicht auf. Du bist schließlich krank, du kriegst gleich wieder Fieber. Und überhaupt –reiß dich zusammen. Bei dir ist alles in Butter – du hast einen Mann, einen Sohn und noch dazu einen reichen Liebhaber. Kuck
     mich an, was nach Koljas Tod aus mir geworden ist.«
    Tatsächlich – vor drei Jahren war Marina schlank, gepflegt und lebenslustig gewesen; sie hatte viel gelacht, dabei den Kopf
     zurückgeworfen und großzügig die prachtvollen weißen Zähne entblößt. Kolja und sie hatten sich abgöttisch geliebt, sich sogar
     in der Öffentlichkeit dauernd geküsst. Nach fünf Jahren Ehe hatten sie noch immer gewirkt wie frisch verheiratet.
    »Hör mal, wen von den beiden liebst du eigentlich mehr?«
    »Wenn ich das wüsste.« Galina lächelte schuldbewusst und schloss die Augen. »Weißt du, Stas war mein erster Mann, meine erste
     Liebe. Das zwischen uns ist Leidenschaft, es zieht uns einfach mit Macht zueinander, wir können nichts dagegen tun, weder
     ich noch er. Und Ruben – er ist mein Mann, der Vater meines Kindes. Mit ihm ist alles ganz anders.«
    »Wenn es Leidenschaft ist, warum hat dein Stas dich dann nicht geheiratet?«
    »Herrgott, versteh doch – wie kann der Sohn eines Generals die Tochter einer Dienstbotin heiraten?«
    »Aber mit ihr schlafen kann er, ja?« Marina lachte heiser. »Das heißt, er benutzt dich seit deinem fünfzehnten Lebensjahr,
     wann immer er Lust hat, und du setzt seinetwegen deine Ehe aufs Spiel. Er ist ein Schwein, dein Stas. Na schön, ich muss los.
     Lass den Kopf nicht hängen, Galja, vielleicht löst sich das Problem ja von ganz allein?«
     
    Anstatt die Fragen des Untersuchungsführers zu beantworten und mit den Eltern zu erörtern, wer ihn möglicherweise töten wollte
     und warum, fuhr Stas in ein privatesFitnesscenter und verbrachte dort den ganzen Tag. Er trat in die Pedale, drückte Gewichte, schwitzte in der Sauna, schwamm
     im eiskalten Becken, stöhnte vor Wonne unter den kräftigen Händen des Masseurs, nahm im Café einen Imbiss und schlief ein
     paar Stunden im Ruheraum. Sein Mobiltelefon hatte er abgeschaltet.
    Über sämtlichen angenehmen und nützlichen Prozeduren, die ihm das Fitnesscenter bieten konnte, war der Tag rasch verflogen.
     Aber wohin jetzt? Er entschied, er dürfe jetzt vor allem nicht allein bleiben. Er verließ die Bar, ging in den Umkleideraum,
     schloss seinen Schrank auf, holte sein Telefon heraus, schaltete es ein und wählte eine Nummer, unter der sich sofort eine
     tiefe, angenehme Frauenstimme meldete.
    »Hallo, mein Sonnenschein«, sagte er, »was hast du heute Abend vor?«
    »Und du?«, fragte sie zurück.
    »Zu Abend essen und ab ins Bett«, antwortete er, während er seine Hose vom Bügel nahm. »Ich erwarte dich um acht im ›Anker‹
     in der Twerskaja.«
    »Und danach?«
    »Das hab ich doch gesagt – ab ins Bett.«
    »Das habe ich gehört. Bei dir oder bei mir?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Eigentlich keine« – sie lachte spöttisch –, »aber ich würde lieber zu mir gehen. In deinem Bad findet man ständig fremde
     Schamhaare.«
    »He, was willst du damit andeuten?« Stas war aufrichtig empört.
    »Nur, dass deine Putzfrau schludert.« Die Frau lachte weich, ein Feuerzeug klickte. »Du solltest dir endlich eine Frau anschaffen,
     Stas, damit sie deine Putzfrau kontrolliert.«
    »Na schön, mein Sonnenschein«, sagte er so zärtlich erkonnte, »darüber reden wir beim Essen. Küsschen, bis gleich.«
    Anschließend schaltete er das Telefon sofort wieder aus, zog sich ohne Hast an, kämmte sich vorm Spiegel die kurzen hellblonden
     Haare und sprühte sich mit Parfüm ein.
    Ich werde nicht daran denken. Es war nichts. Schwachköpfe, Rowdys, Rotzlöffel. Mein Wagen fiel auf diesem Hof einfach zu sehr
     auf unter all den Shigulis und Moskwitschs, das war nur Gehässigkeit. Einfach so. Langweile und Neid.
    So tröstete er sich auf dem Weg zur Tiefgarage, zu dem schwarzen Firmenmercedes, den er schon am Morgen angefordert hatte,
     samt dem Chauffeur Georgi. Georgi fuhr ihn gegen ein zusätzliches Entgelt oft privat; und er besaß eine Waffe – mit ihm fühlte
     sich Stas sicher.
    Der Chauffeur stieg aus und öffnete ihm die hintere Tür. »Man hat nach Ihnen gesucht. Wladimir hat mich persönlich angerufen
     und gefragt, wo Sie sind.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Wie

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