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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Arm und führte ihren Mann zum Bett. Er saß zusammengesunken da, stöhnte
     verhalten und hielt sich den Bauch. Er wirkte hilflos und furchtbar alt.
    »Natalja, irgendwas für den Magen … Ich hab schreckliche Magenschmerzen«, krächzte er kläglich.
    Natalja rannte in die Küche.
    »Sollen wir vielleicht einen Arzt rufen, Papa?«, fragte Stas, den Blick auf die nasse Glatze des Vaters gerichtet.
    »Nein … Es geht gleich vorbei, dann fahren wir.«
    »Du fährst nirgendwohin, Wladimir. Nimm die Medizin und leg dich hin.« Natalja flößte ihm einen Esslöffel voll dicker, weißer
     Flüssigkeit ein. »Und du«, wandte sie sich an ihren Sohn, »du fährst zu deiner Evelina und kommst sofort wieder zurück, verstanden?«
    »Mama, wir müssen sofort einen Arzt rufen, so wird das nichts, sieh doch, wie schlecht es ihm geht. Ich fahre nirgendwohin,
     ich kann Vater in diesem Zustand nicht alleinlassen«, murmelte Stas nervös.
    »Du fährst, mein Sohn.« Natalja legte den General behutsam ins Bett und deckte ihn zu. »Du fährst hin, kommst zurück und erzählst
     uns, was los ist.«
    »Er verschwindet bloß wieder«, murmelte der General. »Ich bleib ein bisschen liegen, und dann fahre ich mit ihm.«
    »Er wird nicht verschwinden, Wladimir.« Sie trat zu Stas und sah ihm in die Augen, nun nicht mehr gerührt, sondern hart und
     kalt. »Hast du verstanden, mein Sohn? Du fährst hin, klärst, was los ist, kommst zurück und erzählst es uns. Und damit du
     nicht in Versuchung kommst, wieder zu verschwinden, wird Nikolai dich hinfahren.«
    Sie nahm das Telefon, wählte und sagte in vollkommen anderem, sanftem Ton: »Nikolai, kommen Sie bitte hoch.«
    Nikolai war einer der Chauffeure und Leibwächter des Generals. Er erschien nach wenigen Minuten – ein düsterer, dumpfer Gorilla
     mit kantigem, kurzgeschorenem Kopf und bleiernem Blick. Natalja drückte ihm einen Zettel mit der Adresse in die Hand und flüsterte
     ihm etwas ins Ohr.
    Auf dem Rücksitz des väterlichen Mercedes zündete sich Stas eine Zigarette an und wandte sich lässig an den Stiernacken: »Na,
     Nikolai, sollst du mich beschützen oder bewachen?«
    »Je nachdem«, antwortete ein ausdrucksloser Bass.
    Nach zwanzig Minuten erreichten sie Evelinas Haus. Nikolai stieg aus, öffnete den hinteren Wagenschlag, zog den Zündschlüssel
     aus der Tasche und aktivierte Türverriegelung und Diebstahlsicherung.
    »He, hallo, was soll das?«, rief Stas. »Ich finde die Wohnung allein.«
    Nikolai antwortete nicht und nahm sanft seinen Arm.
    Zu protestieren und sich diesem Gorilla zu widersetzen schien Stas aussichtslos. Mit lässigem Spott fragte er: »Ich hoffe,
     du hast nicht den Befehl, auch noch mit reinzukommen?«
    »Je nachdem.«
    Evelina machte lange nicht auf. Stas war erleichtert. Natürlich, sie war gar nicht da, und ihr Anruf war kompletter Blödsinn.
     Doch schließlich ertönten Schritte hinterder Tür, dann wurde es wieder still. Vermutlich schaute sie durch den Spion. Endlich wurde die Tür geöffnet.
    Vor ihnen stand Evelina, groß, aufrecht, in Jeans und einem engen schwarzen Pulli.
    »Hallo.« Stas reckte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen, doch sie wich abrupt zurück und fragte mit einem Blick auf
     den hinter ihm stehenden Nikolai: »Wer ist das?«
    »Ein Leibwächter.«
    »Wo ist dein Vater?«
    »Ihm ging es plötzlich schlecht. Sag mal, Lina, was ist eigentlich los? Wieso zum Teufel hast du bei meinen Eltern angerufen?«
    »Wie heißen Sie?«, wandte sie sich an den Chauffeur und ignorierte Stas vollkommen.
    »Nikolai«, stellte sich der kaltblütige Gorilla vor.
    »Arbeiten Sie für ihn oder für seinen Vater?«
    »Ich beschütze den General.«
    »Ausgezeichnet. Kommen Sie bitte herein und schließen Sie die Tür.«
    »Was soll das Theater, Lina? Kannst du mir mal vernünftig erklären, was los ist?«
    Im Wohnzimmer ließ sich Stas sofort in einen Sessel fallen und griff nach seinen Zigaretten, mit seiner ganzen Haltung demonstrierend,
     dass er überhaupt nicht aufgeregt sei und sich hier wie zu Hause fühlte. Nikolai stand breitbeinig mitten im Zimmer und sah
     sich aufmerksam um. Evelina ging zum Bücherregal und hockte sich davor.
    »Sag mal, sind deine Auflagen etwa gefallen?«, wandte sich Stas an ihren schmalen Rücken. »Oder ist dir dein Verlag wieder
     unverschämt gekommen?«
    Sie tastete schweigend auf dem unteren Regalbrett hinter den Büchern herum und reagierte nicht. Stas verschluckte sich.
    Lina schnellte hoch wie

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