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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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mich aus meinem Overall und stellte mich unter die lauwarme Dusche. Dann schlüpfte ich in eine bequeme Jeans und ein Langarmshirt. Ich stellte mich vor den Spiegel und zog den Bauch ein. Was hatte Brendan über mein Gewicht gesagt? Ich betrachtete mich von der Seite, unzufrieden mit dem, was ich sah. Vielleicht sollte ich anfangen zu joggen. Jeden Morgen vor der Arbeit eine Runde laufen. Was für eine schreckliche Vorstellung.
    Ich wollte mich gerade auf dem Weg zu Laura machen, als das Telefon klingelte.
    »Miranda?«
    »Hallo, Mum.«
    »Ich hab’s schon ein paarmal bei dir probiert, dich aber nie erwischt. Ich konnte dir nicht mal was aufs Band sprechen.«
    »Mein Anrufbeantworter hat den Geist aufgegeben.«
    »Wie geht es dir? Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles bestens.«
    »Wirklich?«
    Ich hatte nicht vor, ihr zu Hilfe zu kommen.
    »Es geht mir gut, Mum. Ich bin bloß ein bisschen müde. Jetzt, wo Bill nicht da ist, habe ich ziemlich viel zu tun. Wie geht’s dir und Dad?«
    »Ich habe mit Kerry gesprochen. Sie hat gesagt, ihr hättet einen schönen Abend miteinander verbracht.«
    »Ja, es war schön, sie zu sehen.« Inzwischen tat sie mir fast schon ein bisschen Leid, deswegen fügte ich nach einer kurzen Pause hinzu: »Und Brendan.«
    »Miranda, du bist in dieser Sache wirklich sehr tapfer. Uns ist durchaus bewusst, wie schwer das für dich sein muss. Ich wünschte nur, du hättest uns davon erzählt, als es passierte. Es ist für mich ein schrecklicher Gedanke, nicht zu wissen, wenn es dir schlecht geht.«
    »Da gab es nichts zu erzählen. Ihr macht euch alle eine völlig falsche Vorstellung davon. In Wirklichkeit war das ganz anders.«
    »Falls es dich irgendwie tröstet, Kerry ist völlig verwandelt.
    Du hast es ja selbst gesehen, sie ist ein ganz anderer Mensch.
    Ich bin darüber sehr glücklich, aber gleichzeitig macht es mir auch ein bisschen Angst.«
    »Du meinst, weil Brendan sie wieder verlassen könnte?«
    »Oh, sag so was nicht! Immerhin sieht es ja so aus, als würde er sie ebenfalls vergöttern.« Ich schwieg einen Moment zu lang, weshalb sie in scharfem Ton hinzufügte: »Miranda? Bist du anderer Meinung?«
    »Sie machen beide einen sehr glücklichen Eindruck.«
    »Und dir geht es wirklich gut?«
    »Ja, wirklich. Aber ich muss weg, bin schon ein bisschen spät dran.«
    »Eine Frage noch, bevor du losstartest: Hättest du Zeit, am Sonntag zu uns zum Mittagessen zu kommen? Dann wären wir mal alle zusammen.«
    »Du meinst, mit Brendan?«
    »Mit Kerry und Brendan, ja.«
    Mein Magen zog sich zusammen.

    »Ich weiß noch nicht, ob ich da kann.«
    »Mir ist klar, wie schwer das für dich ist, Miranda, aber ich halte es für wichtig. Für Kerry, meine ich.«
    »Es ist nicht schwer für mich. Überhaupt nicht. Ich weiß bloß noch nicht, ob ich Zeit habe, das ist alles.«
    »Wir können es auch am Samstagmittag machen. Oder am Abend, wenn dir das besser passt.«
    »Also gut. Am Sonntag«, gab ich mich geschlagen.
    »Ein ganz zwangloses Essen. Du wirst dich bestimmt wohl fühlen.«
    »Natürlich werde ich das. Da habe ich nicht die geringsten Bedenken. Ihr macht euch von der ganzen Sache eine völlig falsche Vorstellung.«
    »Du kannst gerne jemanden mitbringen.«
    »Was?«
    »Einen Mann. Du weißt schon. Falls es jemanden gibt …«
    »Da gibt es zurzeit niemanden, Mum.«
    »Ich nehme an, dafür ist es auch noch zu früh.«
    »Ich muss jetzt wirklich weg, Mum.«
    »Miranda?«
    »Ja?«
    »Oh, ich weiß auch nicht. Es ist bloß … du warst immer der Glückspilz von euch beiden. Vielleicht ist jetzt mal Kerry an der Reihe. Steh ihr nicht im Weg.«
    »Das ist doch albern.«
    »Bitte.«
    Ich stellte mir vor, wie sie mit angespannter Miene den Hörer umklammerte, während ihr wie immer eine Haarsträhne über die gerunzelte Stirn fiel.
    »Ich bin sicher, das wird alles ganz wunderbar«, sagte ich, um sie endlich zufrieden zu stellen. »Ich verspreche dir, dass ich Kerrys Glück nicht im Weg stehen werde. Aber jetzt muss ich wirklich los. Wir sehen uns ja morgen, wenn ich Troy abhole.«
    »Vielen Dank, meine liebe Miranda«, sagte sie in pathetischem Ton. »Vielen Dank!«

    »Ich kenne ihn nicht, oder?«
    Wir saßen im Schneidersitz auf dem Boden, den Rücken gegen das Sofa gelehnt, und futterten Ofenkartoffeln. Laura aß die ihre nur mit Sauerrahm, aber ich hatte meine oben ein wenig gespalten und quetschte mehrere große Butterkeile hinein, um das Ganze anschließend mit geriebenem Käse zu

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