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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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der Schule oder vom College oder weil sie mit jemandem zur Schule gegangen oder mit jemandem verwandt waren, den ich kannte. In Bezug auf Brendan aber äußerten sich alle ein bisschen vage. Er war plötzlich in ihrem Leben aufgetaucht. Wie und woher, wussten sie selbst nicht so recht. Immerhin konnte mir Craig McGreevy zwei weitere Namen und Nummern nennen. Bei der einen ging niemand ran, aber bei der zweiten bekam ich jemanden an die Strippe, der mich an jemanden anderen verwies, der mich seinerseits wieder an jemand anderen verwies und so weiter. Am Ende landete ich bei einem gewissen Tom Lanham, der mich, als ich Brendan erwähnte, sofort fragte:
    »Rufen Sie wegen seiner Sachen an?«
    »Was für Sachen?«
    »Als er ausgezogen ist, hat er ein paar Schachteln zurückgelassen und gesagt, er werde sie bald abholen. Doch das war schon vor ungefähr einem Jahr.«
    »Sie haben sich eine Wohnung mit ihm geteilt?«
    »Er hat eine Weile hier gewohnt, ist dann aber ziemlich überstürzt ausgezogen, und seitdem hat er sich nicht mehr blicken lassen. Sind Sie eine Freundin von ihm?«
    »Ja. Ich versuche herauszufinden, wo er abgeblieben ist.
    Vielleicht kann ich Ihnen die Sachen abnehmen. Nachdem ich mich sowieso mit ihm treffen möchte, könnte ich sie ihm bei der Gelegenheit ja geben.«
    »Das wäre großartig«, meinte Tom. »Das Zeug steht immer noch in einer Ecke meines Zimmers. Ich weiß nicht, was ich damit tun soll.«

    »Könnte ich bei Ihnen vorbeikommen und mit Ihnen reden?«
    »Jederzeit. Wie wär’s gleich mit heute Abend?«
    Sein Übereifer beunruhigte mich ein wenig. Wie viel Zeug mochte Brendan bei ihm zurückgelassen haben?
    »Wo wohnen Sie?«
    »In Islington. Ganz in der Nähe der Essex Road. Haben Sie was zu schreiben da?«
    Mittlerweile konnte ich keinen Rückzieher mehr machen, also notierte ich mir die Wegbeschreibung, und drei Stunden später stand ich bei ihm vor der Tür. Tom war allem Anschein nach gerade von der Arbeit gekommen und noch im Anzug, hatte bloß seine Krawatte ein wenig gelockert. Sein Haar sah ordentlich gekämmt aus. Vermutlich arbeitete er irgendwo in der Innenstadt. Ich trug noch meinen Overall. Er grinste über den Kontrast.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich hatte noch keine Zeit, mich umzuziehen.«
    Er geleitete mich hinein und bot mir etwas zu trinken an. Ich bat ihn um eine Tasse Kaffee. Bei der Zubereitung betrieb er einen lächerlich großen Aufwand, indem er die eine Tasse extra mit einem kleinen Filter aufbrühte. Das Ergebnis war allerdings sehr gut und so stark, dass ich ein wenig das Gesicht verzog, als ich vorsichtig daran nippte. Sich selbst schenkte Tom ein Glas Wein ein.
    »Demnach wissen Sie also auch nicht, wo Brendan sich zurzeit aufhält?«, fragte ich ihn.
    »Wieso wollen Sie ihn denn finden?«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn«, antwortete ich.
    Tom lächelte.
    »Und ich dachte schon, er würde Ihnen vielleicht Geld schulden.«
    »Wie kommen Sie darauf?«

    »Weil er mir Geld schuldet.«
    »Wofür?«
    »Keine große Sache«, antwortete Tom. »Wir hatten damals vereinbart, dass er sich ein bisschen an den Heiz- und Telefonkosten beteiligen würde, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen. Seit diesem Filmjob habe ich nie wieder was von ihm gehört.«
    »Filmjob?«, erkundigte ich mich.
    »Er hat gesagt, er helfe mit, irgendwelche Drehorte auszusuchen.«
    »Wann war das?«
    Tom nahm einen Schluck Wein. Er tat mir nicht besonders Leid. Es schien, als würde er das Geld nicht allzu nötig brauchen.
    »Vor ungefähr einem Jahr«, antwortete er. »Und Sie wären wirklich so nett, seine Sachen mitzunehmen?«
    »Ich könnte sie an ihn weiterleiten.«
    »Das wäre großartig«, meinte Tom. »Ich habe schon ein paarmal daran gedacht, sie einfach wegzuwerfen. Inzwischen hat jemand anderer sein Zimmer übernommen, und ich habe sein Zeug in zwei leeren Weinkisten verstaut. Es handelt sich bloß um ein bisschen Krimskrams.«
    »Kein Problem. Ich nehme einfach alles mit.«
    »Warum machen Sie sich seinetwegen so viel Mühe?«, fragte er.
    »Weil er mir auch noch etwas schuldet«, antwortete ich.
    »Nur dass es sich in meinem Fall nicht um Geld handelt.«
    Tom sah mich neugierig an.
    »Worum es sich handelt, geht mich wahrscheinlich nichts an, oder?«
    Ich bemühte mich zu lächeln, als wäre das alles nicht besonders wichtig.
    »Es ist so ähnlich wie bei Ihnen«, entgegnete ich. »Keine große Sache.«
    Er musterte mich immer noch auf eine Weise, die ich leicht irritierend

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