Der falsche Freund
wunderbar geplant zu haben«, stellte ich fest.
»Du brauchst keinen Finger zu rühren«, antwortete Brendan.
»Wir werden dich mal so richtig verwöhnen. Das machen wir gern, Mirrie.«
11. KAPITEL
Ich ergriff trotzdem die Flucht, weil ich es in der Wohnung nicht mehr aushielt – in meiner eigenen Wohnung, die sich nicht mehr wie meine eigene anfühlte, seit Brendans Rasierschaum in meinem Bad und Kerrys Fernseher in meinem Regal stand.
Durch meine Räume schallte jetzt ihre Musik, ihre Sojamilch stand in meinem Kühlschrank, ihre Sachen für die Nacht hingen über der Rückenlehne meines Sofas.
Nachdenklich wanderte ich über die Heath. Unter meinen Füßen raschelte das Laub, mein Atem bildete in der kalten klaren Luft weiße Dampfwolken. Es war ein schöner Tag, und in meinem Leben gab es einen Mann, den ich gern hatte.
Eigentlich hätte ich mich glücklich fühlen müssen – aber das Einzige, was ich spürte, war dieses nagende Gefühl, das sich wie Säure in meine Magenwände fraß. Ich konnte nicht anders, ich musste mir ständig vorstellen, wie Brendan auf meinem Klo saß, in meiner Badewanne lag, ganz in meiner Nähe sein Essen zu sich nahm, sich an meine Schwester und meine Mutter schmiegte … Seine Haare in meiner Bürste, seine Hand auf meiner Schulter, sein Atem auf meiner Wange. Schaudernd beschleunigte ich mein Tempo, versuchte meine Wut und meinen Abscheu auf diese Weise abzureagieren.
Während ich ein Häufchen Rosskastanien aus dem Weg kickte und beobachtete, wie sie davonrollten, sagte ich mir, dass ich Kerry zuliebe nett und freundlich sein musste. Bloß ein paar Tage, höchstens ein, zwei Wochen, dann würden sie damit beschäftigt sein, ihre eigene Wohnung herzurichten und ihre Hochzeit zu planen, und ich brauchte sie kaum mehr zu sehen.
Aber während ich versuchte, mir das einzureden, hörte ich wieder seine Stimme, hörte ihn von meinem schönen Mund sprechen. Ich musste an seine feuchten Lippen an meiner Wange denken, und sofort war mir wieder kotzübel.
Mein Handy klingelte.
»Hallo?«
»Miranda, ich bin’s.«
»Nick. Ich hätte dich auch gleich angerufen.«
»Ich bin gerade bei Greg. Ich freue mich schon auf heute Abend, auch wenn es eine etwas erschreckende Vorstellung ist, deine ganze Familie auf einmal kennen zu lernen. Soll ich irgendwas mitbringen?«
»Du brauchst nicht zu kommen, wenn du nicht magst.«
»Möchtest du nicht, dass ich komme?«
»Doch, natürlich. Ich dachte bloß, es wäre dir vielleicht zu viel. Die ganze Familie. Außerdem sind Kerry und Brendan gerade mit ihrem halben Hausstand bei mir eingezogen. In meiner Wohnung herrscht ein schreckliches Chaos.«
»Brendan klang recht sympathisch.«
»Ach ja?«
»Ja, wirklich. Ich glaube, er hat sich große Mühe gegeben, nett zu mir zu sein.«
»Vielleicht wäre es doch besser, du würdest meine Familie ein anderes Mal kennen lernen.«
»Was genau bereitet dir Sorgen?«
»Gar nichts.«
»Es ist wegen Brendan, stimmt’s? Du möchtest nicht, dass ich ihn kennen lerne.«
»Ich habe dabei nur an dich gedacht.«
»Ich habe gesagt, dass ich komme, also komme ich auch.«
Nach einer kurzen Pause fügte er steif hinzu: »Es sei denn, du hast etwas dagegen.«
»Warum sollte ich?«
»Gut. Dann also bis sieben?«
»Ja. Bis dann.«
Troy und ich zogen los, um fürs Abendessen einzukaufen. Mum hatte versprochen, einen Nachtisch mitzubringen. Wir brauchten also nur die Zutaten für den Hauptgang zu besorgen. Troy konnte sich nicht entscheiden, was er kochen wollte. Wir fuhren mit unserem Wagen immer wieder die Gänge auf und ab. Er griff nach Tüten mit Linsen und Bohnen und exotischen Reissorten, starrte sie unschlüssig an und legte sie dann zurück ins Regal. Sein Gehirn schien durch die große Auswahl, die vielen Farben und das grelle Licht überfordert zu sein.
»Pasta«, sagte ich. »Lass uns doch was mit Pasta kochen.«
»Ja, vielleicht.«
»Oder was mit Reis.«
»Reis?«
»Ja, Reis. Eine gute Idee?«
»Ich weiß nicht.«
»Wir könnten auch schummeln. Wir kaufen ein Fertiggericht und tun so, als hätten wir es selbst gekocht.«
Ich nahm aufs Geratewohl eine Packung Kabeljau-in-Käsesauce aus der Tiefkühltruhe und hielt sie ihm hin.
»Ein paar von denen hier«, schlug ich vor. »Wir können sie in einen großen Topf umfüllen, dann merkt es keiner. Und wenn sie es doch merken, spielt es auch keine Rolle. Da ist doch nichts dabei.«
»Das Zeug sieht widerlich aus.«
Ich warf die Packung
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