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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Dinge werben müssen, hinter denen ich nicht wirklich stand.«
    »Nun ja …«, begann Nick.
    Brendan ließ ihn nicht ausreden. »Zum Beispiel für eine dieser multinationalen Ölgesellschaften.« Nick sah mich scharf an. Er glaubte offenbar, dass ich Brendan von seinem neuen Auftrag erzählt hatte. »Das wäre für mich undenkbar«, fuhr Brendan fort. »Hmm? Ich möchte mit Menschen arbeiten. Das hat für mich oberste Priorität. Bitte schön, hier kommt Ihr Wein.«
    »Was das betrifft, geht es uns Werbeleuten ein bisschen wie den Anwälten«, erklärte Nick. »Man kann sich nicht immer nur das herauspicken, was den eigenen Überzeugungen entspricht.«
    »Sie meinen, auch schlechte Firmen verdienen eine gute Werbung?« Brendan nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. »Ein interessanter Standpunkt.«

    Das Geschirr passte nicht zusammen, der Tisch war zu klein, jeder saß zwischen seine Nachbarn eingezwängt. Inzwischen wurde bereits die dritte Flasche Wein geöffnet und ausgeschenkt. Nick aß langsam und wirkte ziemlich still.
    Brendan hingegen schlang seine Portion schnell hinunter und bat um eine zweite.
    »Du wirst mir beibringen müssen, wie man das zubereitet«, sagte er zu Troy. Dann wandte er sich in liebenswürdigem Ton an Nick. »Hat Mirrie schon mal für Sie gekocht, Nick?«
    »Ja, einmal.«
    »Lassen Sie mich raten. Hühnerbrust mit Knoblauch und Olivenöl?«
    »Ich glaube, ich habe es Kerry gegenüber erwähnt«, erklärte ich.
    »Stimmt«, sagte Nick. Er lächelte mich liebevoll an.
    Und als ich es ihm servierte, sagte ich …
    »Und als sie es Ihnen hinstellte, lief das ungefähr folgendermaßen ab.« Brendans Stimme kletterte höher. Er zog die Augenbrauen hoch. »Da-daaa! Lassen Sie es sich schmecken, Mister!« Sogar ich konnte hören, dass es ein bisschen nach mir klang.
    Er lachte. Ich sah zu Nick. Er lächelte ein wenig verkrampft.
    Kerry auch. Alle lächelten. Verlegen starrte ich auf meinen Teller. Ich fand Brendans Benehmen abstoßend, fragte mich aber, ob er mit dieser widerlichen Art womöglich auch mich –
    zumindest für Nick – in einem schlechten Licht erscheinen ließ.
    »Alles in Ordnung?« Kerry, die neben mir saß, legte ihre kühle Hand auf meine verschwitzte. Der Duft ihrer Seife und ihres Parfüms stieg mir in die Nase.
    »Natürlich. Alles in Ordnung.« Ich zog meine Hand weg.
    »Mirrie?«
    Plötzlich starrten mich alle an.
    »Alles in Ordnung«, wiederholte ich.

    »Wir sind doch eine Familie«, sagte Brendan in sanftem Tonfall. »Eine Familie. Da muss einem doch nichts peinlich sein.«
    Ich wandte mich ihm zu. »Ich habe mit dir Schluss gemacht«, hörte ich mich sagen. »Ich war diejenige, die Schluss gemacht hat.«
    Das einzige Geräusch, das man im Raum noch hören konnte, war das Kratzen von Nicks Gabel auf seinem Teller.

    »Was war denn eben mit dir los?«
    Wir hatten uns rasch verabschiedet und gingen Richtung U-Bahn.
    »Ich weiß auch nicht. Egal. Auf jeden Fall war es albern von mir.«
    »Ist das alles?«
    »Ich fühlte mich bloß so – oh, ich weiß auch nicht. So erdrückt.«
    »Niemand wollte dir etwas Böses. Du bist einfach ausgerastet.«
    »Das verstehst du nicht, Nick. Es geht um die Dinge zwischen den Zeilen. Dinge, die nicht ausgesprochen werden, von denen ich aber weiß, dass sie da sind.«
    »Für mich klingt das ein wenig paranoid.«
    »Ja? Das liegt wahrscheinlich daran, dass du nicht zu meiner Familie gehörst.«
    »Brendan hat doch bloß versucht, nett zu sein.«
    »Zumindest wollte er bei dir diesen Eindruck erwecken. Er möchte dich auf seine Seite ziehen.«
    »Lieber Himmel, Miranda, du solltest dich mal reden hören.«
    »Ach, vergiss es.« Ich rieb mir die Augen. »Ich habe mich zum Narren gemacht, das ist mir durchaus bewusst. Ich komme mir sowieso schon so blöd und lächerlich vor. Da muss ich nicht noch stundenlang darüber reden.«
    »Ganz wie du willst.« Seine Stimme klang kühl.
    Wir hatten die U-Bahn erreicht. Ein warmer, staubiger Wind blies von unten herauf. Ich hatte das Gefühl, kaum Luft zu bekommen. Verlegen griff ich nach Nicks Hand.
    »Es tut mir Leid. Können wir das Ganze nicht einfach vergessen?«
    »Ich schon«, antwortete er. »Aber kannst du es auch?«

    12. KAPITEL
    »Nun komm schon, Miranda«, sagte Kerry. »Ich könnte das völlig problemlos für dich organisieren. Du könntest schon morgen Abend in einem Flugzeug sitzen! Nun komm schon!«
    Nach einer kurzen Pause fügte sie in fast herrischem Ton hinzu:
    »Ich

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