Der falsche Mann
ich ab heute eine Antwort suchen würde.
» Dieses Treffen ist beendet, Herr Anwalt.« McCabe erhob sich.
» Gut«, sagte ich. » Ich verstehe Ihre Haltung. Sie haben in diesem Fall nicht die Vollmacht. Also werde ich mich an denjenigen wenden, der sie hat.«
Er blinzelte zweimal. » Wie bitte?«
» Ich werde Randall Manning vorladen müssen. Den Chef von Global Harvest. Der Mann, der die außergerichtliche Einigung unterzeichnet hat.«
McCabe zögerte. » Nur weil er den Vergleich unterzeichnet hat, muss er nichts davon wissen.«
» Das kann er mir selbst erzählen. Nachdem ich ihn vorgeladen habe.«
» Ich werde die Vorladung aufheben lassen.«
» Sie meinen, Sie werden versuchen, sie aufheben zu lassen. Aber daraus wird nichts. Haben Sie schon mal mit Richter Nash zu tun gehabt?«
McCabe wirkte angespannt. Er erwog seine Optionen. Das Ganze war äußerst aufschlussreich. » Ich kann mit ihm über eine bedingte Lockerung der Schweigepflicht reden«, schlug er vor. » Vielleicht kann ich mit seinem Einverständnis weiter ins Detail gehen.«
Ich tat so, als ließe ich mir das durch den Kopf gehen. » Nein, meine Neugier ist geweckt. Ich bleibe bei der Vorladung.« Ich stand auf. » Danke für Ihre Zeit. Ich halte Sie über die Korrespondenz auf dem Laufenden.«
» Warten Sie«, sagte er.
Ich blieb an der Tür stehen.
» Wie wäre es, wenn ich was arrangiere? Sie und Mr. Manning und ich können uns zu einem informellen Gespräch treffen. Die Vorladung wird nicht nötig sein.«
» Das ist die richtige Einstellung, Bruce.« Ich öffnete die Tür. » Gleich als Erstes nächste Woche, oder ich erwirke diese Vorladung.«
34
Randall Manning stand im Büro seines Anwalts Bruce McCabe. Da McCabe einer der namensgebenden Partner von Dembrow, Lane und McCabe war, residierte er in einem Eckbüro mit ausreichend Platz für einen Konferenztisch und einem beeindruckenden Blick auf die westlichen Vorstädte und das Industriegebiet im Süden.
Heute jedoch waren aus einem Übermaß an Vorsicht die Jalousien heruntergelassen, und das, obwohl man sich im zweiunddreißigsten Stockwerk befand. Stanley Keane strich die Karte auf dem Konferenztisch glatt. Bruce McCabe wartete darauf, seine Informationen zu präsentieren.
Manning beobachtete die beiden. Sein Blick wanderte zu Bruces imposantem Walnussschreibtisch. Ebenso wie Manning hatte Bruce McCabe eine Reihe von Familienfotos auf dem Schreibtisch stehen, unter denen das seines ältesten Sohns James herausragte.
Auch Mannings Hauptaugenmerk hatte seinem einzigen Sohn Quinn gegolten. Manning hatte immer gewusst, dass sein Sohn cleverer war als er. Er erinnerte sich noch gut an die Sommer, in denen Quinn als Praktikant in der Firma gearbeitet hatte, die er eines Tages übernehmen sollte; an die frische Perspektive, die er bereits als Highschoolkid eingebracht hatte, seine einsichtsvollen Kommentare. Quinn hatte auch vor einiger Zeit die Idee gehabt, aggressiv in Übersee zu expandieren. Er hatte ein umfassendes Konzept dazu vorgelegt, allerdings ohne konkreten Geschäftsplan, Prognosen, Zahlen und Strategien. » Auf der Tür hier steht Global Harvest, richtig, Dad?«, hatte er gesagt. » Und was bedeutet ›International‹ für dich?«
Und Randall Manning hatte den Fehler seines Lebens begangen. Er hatte eingewilligt und Quinn die Chancen ausloten lassen.
» Okay, fangen wir an«, sagte Stanley Keane
Bruce McCabe hielt einen gelben Leuchtmarker in der Hand und zeichnete auf dem Plan des Geschäftsviertels und der Near North Side, während er sprach. » Der Umzug beginnt zu Mittag am South Walter Drive neben dem Hartz Building«, sagte er. » Er bewegt sich nordwärts die Walter hinauf und an den Flussbiegungen entlang. Dann überquert er den Fluss an der Lerner Street Bridge. Und sobald die Parade über den Fluss ist, sind es nur noch drei Blocks bis zum Federal Building.«
Manning nickte. Der Umzug würde nördlich des Federal Building enden, das man abschätzig auch » brauner Bau« nannte, wegen seiner braungrauen Farbe und der einfallslosen Architektur. Dort saßen die Federal Courts, das Bundesgericht, die US -Staatsanwaltschaft und dreißig weitere staatliche Organisationen. Auf der Federal Plaza vor dem Gebäude würde unmittelbar nach dem Umzug eine kurze Gedenkfeier stattfinden.
» Letztes Jahr«, sagte Stanley Keane, » haben sie achtunddreißig Minuten bis zur Federal Plaza gebraucht.«
» Und wie lange dauerte die Gedenkfeier?«
» Sechsunddreißig
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