Der falsche Mann
Minuten.«
» Also ist dreizehn Uhr ein sicherer Zeitpunkt.« Manning blickte zu Stanley.
» Ja, Sir. Das ist der Plan.«
Manning nickte. » Wie steht es mit den Sicherheitskräften?«
» Sicherheitskräfte?« Stanley Keane stöhnte. » Sie wissen, wie das heutzutage ist, Randy. Die halten sich da ziemlich bedeckt. Wir wissen nur, wie es letztes Jahr ablief.«
» Frischen Sie mein Gedächtnis auf«, sagte Manning, obwohl er das eigentlich nicht brauchte. Er kannte jeden Aspekt der Sicherheitsvorkehrungen von letztem Jahr. Er wollte nur prüfen, wie gut Stanley Keane vorbereitet war.
Stanley griff jetzt zu einem Bleistift und trug Markierungen in die Karte ein. » Die Sicherheitskräfte wurden im Wesentlichen flankierend eingesetzt«, sagte er. » Polizisten zu Fuß, etwa sechs für jeden Block, auf beiden Straßenseiten. Straßensperren am Anfang und am Ende, aber die Querstraßen waren nicht alle abgesperrt. Die meisten Ost-West-Straßen waren einfach durch berittene Polizisten blockiert. Es war lediglich die abgespeckte Version dessen, was bei einer richtig großen Parade aufgefahren wird. Ich meine, es ist mitten im Winter. Die meisten Leute kümmern sich ohnehin nicht groß um den Pearl Harbor Day.«
Das wird sich jetzt ändern, dachte Randall Manning. Er fragte: » Und wie sieht’s mit dem FBI aus?«
Stanley schüttelte den Kopf. » Das weiß ich nicht, Sir. Vermutlich werden sie sich dicht beim Gouverneur halten, während er der Menge vorangeht. Aber es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Der Gouverneur hat letztes Jahr nicht teilgenommen.«
Aber dieses Jahr war er dabei. Gouverneur Trotter, einige US -Senatoren und der Bürgermeister würden den Umzug anführen. Begleitet wurden sie dabei von einem ehemaligen Brigadegeneral, der in der Stadt lebte und im Zweiten Weltkrieg gedient hatte. Er war sogar am Tag des Angriffs in Pearl Harbor stationiert gewesen.
Manning spähte durch die halb durchlässigen Jalousien, die von den Strahlen der Nachmittagssonne eingefärbt wurden. Er dachte daran, was in neunzehn Tagen geschehen würde.
Was hatte Präsident Roosevelt über den 7. Dezember 1941 gesagt? Ein Tag der Schande.
Und was würde man über den 7. Dezember dieses Jahres sagen? Eine andere Zeit, ein anderes Ereignis, wenn auch ohne Zweifel ähnliche Proklamationen, zähnefletschende Anschuldigungen, selbstgerechte Empörung.
Aber eines Tages, da war Manning sich sicher, würde ihm die Menschheit danken.
» Gut. Bruce, Sie sind am Zug«, sagte Manning. » Erzählen Sie mir von dem Besuch heute Morgen. Berichten Sie mir über Jason Kolarich.«
35
» Der Prozess beginnt am ersten Dezember«, bemerkte ich zu Joel Lightner. » Das ist in elf Tagen. Hat dir das schon jemand gesagt?«
» Und hat dir schon jemand gesagt, dass das FBI seit drei Jahren verzweifelt nach der Identität von Gin Rummy fahndet und bisher nicht das Geringste gefunden hat?«
Wir liefen die Gehringer Street hinunter. Es war ein Samstagnachmittag und das Franzen-Park-Viertel war belebt. Die Bars und Restaurants, an denen wir vorbeikamen, waren voll besetzt. Auf den Gehwegen drängten sich die Menschen. Alle waren gut gelaunt. Alle außer mir.
Für alle anderen Menschen bedeutete Samstag das Wochenende, Zeit mit der Familie, trinken und plaudern und entspannen. Für mich hieß es, dass Menschen schwerer erreichbar waren und Regierungsbüros, Firmen und Geschäfte geschlossen hatten. Nach diesem Wochenende war es nur noch eine kurze Woche bis Thanksgiving. Ab Mittwochmittag würden die meisten in die Feiertage starten. Und danach konnte man es vergessen, keine Chance mehr, jemanden aufzutreiben bis Montag.
Und der Montag nach Thanksgiving war bereits der 29. November – zwei Tage bevor wir die Jury auswählten.
Joel Lightner hatte die ganze letzte Woche damit verbracht, Licht in die Gin-Rummy-Frage zu bringen. Er hatte all seine Quellen bei den lokalen, den bundesstaatlichen und den nationalen Ermittlungsbehörden angezapft, ohne Erfolg.
» Nur die letzten drei Jahre?«, fragte Tori. Ja, ich hatte sie mitgenommen. Sie hatte den anderen Tatort mit uns besucht, warum nicht auch diesen? Außerdem zeigte sie echtes Interesse an dem Fall, und ihre Sichtweise als außenstehende Laiin hatte sich schon mehrfach als hilfreich erwiesen.
Es gab also mehrere gute Gründe, sie dabeizuhaben. Und es war ganz sicher nicht so, dass ich sie zu beeindrucken oder für mich zu gewinnen suchte. Gut. Schön, dass das geklärt war.
» Zum ersten
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