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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Schubladen auch. Und der Mülleimer im Unterschrank ist völlig leer.
    Verwunderung spricht aus Ludmillas Blick.
    »Und was ist mit dir?«, frage ich. »Hast du hier aufgeräumt?«
    »Nein, habe ich nicht«, sagt sie. »Ich bin zum ersten Mal hier, seit ich bin aus dem Ausland zurück.«
    »Und Sergei ist sich ganz sicher?«
    »Ja, aber ich verstehe nicht, warum bist du so aufgeregt?«
    Ich fische mein Handy aus der Tasche. Rufe Raggi an. Bekomme die Antwort, mit der ich gerechnet habe.
    Die Goldjungs hatten Fotos im Bad gemacht. Aber nichts sonst aus der Wohnung mitgenommen.
    Ich setze mich an den Küchentisch. Schütte kaltes Wasser in mich hinein.
    Verdammter Schlamassel! Warum zum Teufel bin ich nicht eher darauf gekommen?
    Sergei sagt etwas zu Ludmilla, während er sich mir gegenüber an den Küchentisch setzt.
    »Willst du uns nicht sagen, was du so merkwürdig findest?«, fragt sie.
    Ich beschreibe ihnen, wie die Küche an dem Abend aussah, als ich Ruta gefunden habe. Essensreste auf dem Tisch und dem Herd. Die leeren Bier- und Wodkaflaschen. Die benutzten Gläser und Teller.
    »Es sah aus wie nach einem Besäufnis«, sage ich. »Ruta könnte sich möglicherweise eine Pizza bestellt haben, aber hätte alleine sicher niemals die Bier- und Wodkaflaschen ausgetrunken. Das hat jemand anderes getan. Oder andere.«
    Sie schauen einander an.
    »Könnte es sein, dass Ruta auf irgendeiner Scheißparty vergewaltigt wurde?«, frage ich gleichzeitig mich und die beiden.
    »Und du sagst, sie kamen am Wochenende wieder hierher, um sauber machen?«, fragt Ludmilla.
    »Ich bin so wütend über mich selber«, antworte ich dumpf.
    »Da waren bestimmt Fingerabdrücke auf diesen verdammten Flaschen. Und den Gläsern.«
    Sie beginnen wieder, miteinander zu sprechen, ohne dass ich auch nur das Geringste verstehe.
    Ich warte ungeduldig darauf, dass sie aufhören zu reden. Frage sie dann scharf: »Wer hat noch Zugang zu dieser Wohnung?«
    Sie blicken sich direkt in die Augen.
    »Ein Schlüssel ist im Büro«, antwortet Ludmilla schließlich.
    »Im Büro von Lettis?«
    »Nein, im Eldóradó.«
    »Bei Porno-Valdi?«
    »Ja.«
    »Wer hatte dort Zugang zum Schlüssel?«
    »Das möchte ich Sigvaldi fragen«, antwortet Ludmilla, »Er muss das wissen.«
    Sergei guckt mich mit gerunzelter Stirn an. Seine trägen Augen weichen meinem Blick nicht aus.
    »Was war denn so furchtbar dringend, dass du ins Ausland musstest, bevor Ludmilla zurückkam?«, frage ich.
    Ludmilla dolmetscht die Frage.
    Er antwortet mit einem Wort: »Business.«
    »Was für’n verdammtes Business?«
    »Du sollst jetzt nicht weiter fragen«, unterbricht Ludmilla mich. »Ich fahre gleich und rede mit Sigvaldi.«
    Ich schaue sie abwechselnd an. Kapiere, was in ihnen vorgeht: Sie wollen, dass ich verschwinde.
    »In Ordnung«, sage ich. »Aber wenn du bei Valdi nicht die richtigen Antworten bekommst, werden andere bei ihm die Betten auf den Kopf stellen. Und auch bei seinem ganzen Gesinde.«
    Ludmilla begleitet mich zur Tür.
    Ich warte einen Moment auf dem Flur. Betrachte die Nachbartür. Und treffe dann eine Entscheidung.
    Margrét erkennt mich sofort wieder. Die Frau in der Nachbarwohnung.
    »Es sah wohl schlimmer aus, als es letztendlich war mit dem Russen da neulich Abend?«, fragt sie. »Ich meine, weil er doch so schnell schon aus dem Krankenhaus entlassen wurde?«
    »Ihm geht’s so weit gut«, antworte ich. »Aber ich muss alles wissen, was du mir über diejenigen sagen kannst, die du in der letzten Woche hast in die Wohnung gehen sehen.«
    »Komisch, dass du mich ausgerechnet jetzt danach fragst«, antwortet Margrét.
    »Warum?«
    »Er hat wahrscheinlich eine Feier am Mittwochabend gehabt, oder war es Dienstagabend? Ach, ich weiß es nicht mehr so genau, aber es kamen jedenfalls drei oder vier Jungen zu ihm, die auf dem Flur so laut waren, dass ich herausgeschaut habe, und da sah ich, dass sie zu dem Russen hineingingen.«
    »Und was kam dir an ihnen so komisch vor?«
    »Nein, nein, es waren ganz gewöhnliche Jungs, aber was mich überrascht hat, war, dass ich ein Foto von einem von ihnen in der Zeitung gesehen habe.«
    »Was für ein Foto?«
    »Sofort, als ich das Foto gesehen habe, kam mir das Gesicht des Jungen so bekannt vor, und dann fiel mir auf einmal ein, dass er einer von denen war, die an jenem Abend bei dem Russen waren.«
    »Hast du die Zeitung noch?«
    »Ja, sie ist im Wohnzimmer, ich hol sie mal gerade, dann kann ich dir das Bild zeigen.«
    Sie kommt

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