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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Konzertflügel der Marke Kawai stand. Darauf lag ein aufgeschlagenes Übungsbuch mit Anweisungen in der Randspalte. Auch hier fand er den Namen »Chrissy« vor – als Schriftzug auf dem Umschlag. Malerick verstand nicht allzu viel von Musik, aber als er die Übungen durchblätterte, kamen sie ihm ziemlich schwierig vor.
    Er gelangte zu dem Schluss, dass das Mädchen zwar eine schlechte Malerin sein mochte, dafür aber eine talentierte junge Musikerin war – diese Christine Grady, Tochter von New Yorks stellvertretendem Bezirksstaatsanwalt Charles Grady.
    Der Mann, in dessen Wohnung er sich befand. Und für dessen Ermordung Malerick hunderttausend Dollar erhalten würde.
    Amelia Sachs saß vor dem Zelt des Cirque Fantastique auf dem Rasen und verzog das Gesicht, weil ihre rechte Nierengegend höllisch schmerzte. Sie hatte Dutzenden von Leuten aus dem Gewühl geholfen und sich nun hingesetzt, um wieder zu Atem zu kommen.
    Von dem riesigen schwarz-weißen Banner starrte der maskierte Arlecchino zu ihr herab und kräuselte sich immer noch lautstark im Wind. Gestern hatte sie ihn nur als unheimlich empfunden; nun, nach der Panik – die letztlich auf sein Konto ging –, kam das Bild ihr abstoßend und grotesk vor.
    Sie hatte es geschafft, nicht zu Tode getrampelt zu werden; das Knie und der Stiefel vor ihren Augen hatten zu einem Mann gehört, der kurzerhand über Köpfe und Schultern der anderen gestiegen war, um sich in Sicherheit zu bringen. Trotzdem taten ihr Rücken, Brustkorb und Gesicht weh. Seit nunmehr fast fünfzehn Minuten hockte sie hier und fühlte sich schwach und flau im Magen, teils wegen des Gedränges, teils wegen ihrer entsetzlichen Klaustrophobie. Normalerweise kam sie in kleinen Räumen und sogar Aufzügen gut zurecht, aber das Gefühl, sich überhaupt nicht mehr bewegen zu können, löste in ihr regelrechte Übelkeit und Panikschübe aus.
    Um sie herum wurden Verletzte behandelt. Der Einsatzleiter des Sanitätsteams hatte ihr mitgeteilt, dass es bei leichteren Blessuren geblieben war – zumeist Verstauchungen und Schnittwunden. Einige Zuschauer hatten sich die Gliedmaßen verrenkt und einer den Arm gebrochen.
    Sachs und die Leute hier waren durch den Südausgang des Zeltes geflohen. Draußen hatte Amelia sich auf Hände und Knie fallen gelassen und war von der Menge weggekrochen. Nachdem die Menschen sich nicht länger auf engstem Raum von einer Bombe oder einem bewaffneten Terroristen bedroht fühlten, wurden sie zu besseren Samaritern und halfen den Benommenen und Verletzten.
    Als ein Beamter des Räumkommandos vorbeikam, winkte Sachs ihn zu sich heran, zeigte vom Boden aus ihre Dienstmarke und berichtete von dem verhüllten Objekt, das unter der Südtribüne stand. Daraufhin kehrte er zu seinen Kollegen ins Zelt zurück.
    Dann hörte die blecherne Marschmusik auf, und Edward Kadesky trat ins Freie.
    Einige Zuschauer hatten das Räumkommando bemerkt und erkannt, dass sie nicht nur einer wirklichen Gefahr entronnen waren, sondern dass Kadeskys wacher Verstand sie zudem vor einer schlimmeren Panik bewahrt hatte. Sie spendeten ihm nun spontan Beifall, den er verlegen zur Kenntnis nahm, während er nach seinen Angestellten und dem Publikum sah. Andere Leute – ob verletzt oder nicht – waren weniger hochherzig. Sie bedachten ihn mit finsteren Blicken, verlangten den Anlass der Ereignisse zu erfahren und klagten, er hätte die Evakuierung besser in den Griff bekommen müssen.
    Unterdessen hatten die Bombenräumer und ein Dutzend Feuerwehrleute das Zelt durchsucht und kein Anzeichen für einen Sprengsatz gefunden. Der Gegenstand unter der Plane erwies sich als ein Stapel Kartons voller Toilettenpapier. Die Suche wurde auf die Wohnanhänger und Lastwagen ausgedehnt, erbrachte dort aber ebenfalls kein Resultat.
    Sachs runzelte die Stirn. Sie hatten sich geirrt? Wie konnte das sein?, grübelte sie. Die Beweislage war doch so eindeutig. Sicher, Rhyme traf häufig kühne Voraussagen, und manchmal lag er damit eben falsch. Aber im Fall des Hexers hatte alles danach ausgesehen, als würden die Spuren direkt auf den Cirque Fantastique weisen.
    Hatte Rhyme schon von der ergebnislosen Suche erfahren?
    Amelia stand mit wackligen Knien auf und hielt nach einem Kollegen Ausschau, der ihr sein Funkgerät leihen würde. Ihr eigenes Motorola hatte die Panik nicht heil überstanden und lag zertrampelt in der Nähe des Zeltes.
    Malerick verließ auf leisen Sohlen das Musikzimmer in Charles Gradys Apartment, kehrte

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