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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Geschichte der Stadt.
    Gradys aktueller Fall war der Grund für Bells Anwesenheit. Der Staat bereitete die Anklage gegen einen fünfundvierzigjährigen Versicherungsvertreter vor, wohnhaft in einer ländlichen Kleinstadt nördlich von New York. Bekannt geworden war Andrew Constable aber weniger durch seine Hausratpolicen als vielmehr wegen der von ihm geleiteten Miliz namens »Gesellschaft der Patrioten«. Man warf ihm vor, mehrere Morde und rassistisch motivierte Gewalttaten vorbereitet zu haben. Um den Fall vor neutraler Kulisse verhandeln zu können, hatte man ihn an die hiesige Staatsanwaltschaft verwiesen.
    Als der Prozesstermin näher rückte, erhielt Grady erste Morddrohungen. Vor ein paar Tagen hatte sich dann das Büro von Fred Dellray bei ihm gemeldet. Dellray, ein FBI-Agent, der häufig mit Rhyme und Sellitto zusammenarbeitete, befand sich gegenwärtig an einem unbekannten Ort in einer geheimen Anti-Terror-Mission, doch seine Kollegen hatten erfahren, dass man mit einem akuten Anschlag auf Gradys Leben rechnen musste. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag war in Gradys Büro eingebrochen worden. An diesem Punkt hatte man beschlossen, Roland Bell einzuschalten.
    Normalerweise kümmerte der sympathische, aus North Carolina stammende Bell sich gemeinsam mit Lon Sellitto um Mordfälle und andere Kapitalverbrechen, doch darüber hinaus stand er einer Gruppe von NYPD-Detectives vor, die sich intern spaßeshalber »die Zeugenschutzengel« nannten.
    Bell verspürte, wie er es ausdrückte, »eine Art Ehrgeiz, genau die Leute am Leben zu erhalten, die auf irgendwelchen Todeslisten stehen«. Als Resultat widmete er sich neben der Vielzahl von regulären Fällen auch noch diversen Personenschutzaufgaben.
    Mittlerweile stand Grady unter ständiger Bewachung, und die hohen Tiere der Behörde – die
unglücklichen
hohen Tiere – hatten entschieden, die Jagd auf den Hexer zu forcieren. Das Team von Sellitto und Rhyme sollte aufgestockt werden, und Bell war der folgerichtige Kandidat.
    »Das also ist Andrew Constable«, sagte Grady zu Bell und wies auf die schmutzige Scheibe in der Tür des Verhörraums.
    Sachs schaute hindurch und sah einen schlanken, recht kultiviert wirkenden Häftling, der in seinem orangefarbenen Overall an einem Tisch saß und mit gesenktem Kopf langsam nickte.
    »Entspricht er Ihren Erwartungen?«, fragte Grady.
    »Ich kann ihn nicht einschätzen«, antwortete Bell. »Gerechnet habe ich mit einem Hinterwäldler, einem dieser typischen Fanatiker, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber dieser Kerl macht eigentlich einen ganz vernünftigen Eindruck. Um ehrlich zu sein, Charles, vom
Gefühl
her kommt er mir unschuldig vor.«
    »Den Geschworenen dürfte es ähnlich gehen.« Grady verzog das Gesicht. »Der Schuldspruch wird ein hartes Stück Arbeit.« Dann lachte er leise auf. »Aber dafür bekomme ich ja schließlich mein üppiges Gehalt.« Als Teilhaber einer Anwaltskanzlei an der Wall Street hätte Grady schon im ersten Jahr mehr verdient.
    »Gibt’s etwas Neues über den Einbruch in Ihrem Büro?«, fragte Bell. »Was ist mit dem vorläufigen Bericht der Spurensicherung? Ich muss ihn dringend lesen.«
    »Die Angelegenheit läuft auf Hochtouren. Wir sorgen dafür, dass Sie eine Kopie erhalten.«
    »Man benötigt mich bei einem anderen Fall«, sagte Bell. »Meine Leute bleiben bei Ihnen und Ihrer Familie. Falls Sie mich sprechen möchten – ein Anruf genügt.«
    »Danke, Detective«, sagte Grady. »Meine Tochter lässt übrigens herzlich grüßen. Wir sollten sie unbedingt mal mit Ihren Jungs zusammenbringen. Und ich würde gern bei Gelegenheit Ihre Freundin kennen lernen. Wo wohnt sie doch gleich?«
    »Lucy lebt unten in North Carolina.«
    »Sie ist auch bei der Polizei, nicht wahr?«
    »Ja, sie leitet das Sheriff’s Department. In der Weltstadt Tanner’s Corner.«
    Luis Martinez bemerkte, dass Grady die Tür ansteuern wollte, und schloss sofort zu ihm auf. »Bitte warten Sie eine Minute, Charles.« Er verließ den Sicherheitsbereich, holte sich von dem Aufseher am Eingang seine Pistole zurück und nahm die Brücke und die nähere Umgebung sorgfältig in Augenschein.
    In diesem Moment erklang hinter ihnen eine sanfte Stimme.
    »Hallo, Miss.«
    Sachs registrierte auf Anhieb einen ganz bestimmten Tonfall, der ihr verriet, dass der Sprecher öffentliche Auftritte gewohnt war und es verstand, eine Dienstleistung oder Ware an den Mann zu bringen. Sie drehte sich um und sah Andrew Constable neben

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