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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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und habe unterwegs in der Kutsche übernachtet, wodurch ich eine starke Migräne und Darmkonstipation davongetragen habe. Ich habe eine Mordswut und bin nicht gewillt, mir irgendwelche Weiberdummheiten anzuhören. Packt Eure Sachen, und los geht’s!«
    Er schritt auf die Chawronskaja zu und streckte die Hand nach ihrer aus, aber Vondorin verstellte ihm den Weg.
    »Ich bin Arzt«, sagte er mit vor Wut heiserer Stimme, »und kenne ein hervorragendes Mittel, um Euch für immer von Konstipation und Migräne zu befreien. Verschwindet, bevor ich mich anschicke, Euch zu kurieren. Pawlina Anikitischna kommt nicht mit!«
    Metastasio blickte der Gräfin ruhig in die Augen, ohne Vondorin eines Blickes zu würdigen.
    »Überlegt Euch die Sache gut. Hört nicht auf den da, der ist schon jetzt ein toter Mann, darüber ist bereits entschieden. Euer eigenes Schicksal und das Glück Eurer Angehörigen, das hängt von Eurer Person ab. Na, wird’s bald«, schrie er ungeduldig, »hört endlich auf, Euch zu zieren! Ich will eine Antwort.«
    »Ihr habt sie aus dem Munde von Herrn Vondorin vernommen«, sagte Pawlina mit einem Lächeln und hakte sich bei Daniel unter.
    Der Italiener ließ sich nicht beirren, das war genau das, was er erwartet hatte.
    »Tja, Fürst«, wandte er sich an Dolgoruki, »dann muss ich eben ein Wörtchen mit Euch reden. Über eine Staatsangelegenheit, die nicht für unbefugte Ohren bestimmt ist. Können wir uns hier unterhalten, oder gehen wir besser an einen anderen Ort?«
    David Petrowitsch blickte Metastasio ängstlich an, stützte sich auf den Stock und erhob sich widerwillig.
    »Wenn es ein offizielles Gespräch ist, bitte im Arbeitszimmer.«
    »Nein, nein!«, schritt Pawlina ein, die sich ebenfalls erhob. »Bleibt hier. Um zum Arbeitszimmer zu kommen, muss man eine Unmenge Gemächer durchqueren; ich weiß doch, lieber Onkel, dass Eure Gicht keine langen Spaziergänge zulässt. Daniel Ilarionowitsch, würdet Ihr vielleicht die Güte haben, mich in die Bibliothek zu begleiten?«
    »Mit Vergnügen.«
    Vondorin bedachte den Gesandten aus Petersburg mit einem drohenden Blick und führte die Gräfin weg.
    Mitja wäre ihnen liebend gern gefolgt, war aber gezwungen, in seinem warmen Versteck auszuharren.
    Der Italiener wartete, bis die Schritte hinter der Tür verhallt waren, und setzte sich dann neben den Fürsten.
    »Gnädiger Herr«, sagte er schnell und energisch. »Eure Nichte ist schön, aber dumm. Lasst uns keine Zeit mit Lappalien vertun. Reden wir lieber über die Zukunft des Reiches, wie es sich für Staatsmänner gehört. Ist Euch bekannt, dass Ihre Majestät von schwacher Gesundheit ist und eher heute als morgen stirbt?«
    »Wie?«, fragte Dolgoruki zitternd. »So schlecht geht es ihr? Admiral Kosopoulos hat vor kurzem im intimen Kreis erzählt, es sei nur seinen Bemühungen zu verdanken, dass die Kaiserin noch Kraft zum Leben hat, aber ich habe sein Geschwätz nicht ernst genommen. Wirklich . . .?«
    »Ja, wirklich. Ihre Tage sind gezählt. Eine große Epoche neigt sich dem Ende zu. Was danach kommt, steht in den Sternen. Wie wird der nächste Zar regieren? Wird eine Ära des Lichtes und der Gerechtigkeit anbrechen, oder wird sich die Unvernunft durchsetzen? Platon Alexandrowitsch kennt Eure aufgeklärten Ansichten, und ich zweifle nicht an Eurer Antwort.«
    »Ja, natürlich bin ich für das Licht und die Gerechtigkeit«, versicherte der Gouverneur, »aber könntet Ihr Euren Gedanken nicht etwas klarer formulieren?«
    Der Sekretär sagte nickend:
    »Wenn ich darf, gerne. Es geht um die Frage, wer den Thron besteigen soll: der Enkel oder der Thronfolger? Auf eine klarere und kürzere Formel lässt sich das nicht bringen.«
    »Da kann ich nichts zu sagen«, sagte David Petrowitsch leise. »In Moskau sind wir weit ab vom Schuss, wir verlassen uns auf die Gerüchte und Meinungen unserer Petersburger Freunde . . .«
    »Der Enkel natürlich«, unterbrach Metastasio ihn. »Es muss unbedingt der Enkel sein. Der Thronfolger ist zänkisch und launisch. Er ist schlicht und einfach nicht ganz bei Trost!«
    »Aber ist es denn möglich, gegen die Ordnung der Thronfolge . . .«
    Der Sekretär unterbrach ihn erneut:
    »Wenn Platon Alexandrowitsch im Augenblick des Ablebens der großen Kaiserin noch an der Macht ist, dann ist das sehr gut möglich, ja sogar absolut sicher. Das Problem ist, dass unser Durchlauchtigster wegen Eurer Nichte den Kopf verloren hat und Dummheiten macht. Er ist vor Leidenschaft krank. Wenn er

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