Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
Vom Netzwerk:
Meister der Schachkombinationen! Während Sie, Fandorin, ein Esel sind. Großvater Erast Petrowitsch würde sich Ihrer deduktiven Fähigkeiten schämen.
    Da war sie ja, die Liste der Verurteilten. Sie hatte von Anfang an die Lösung enthalten.
    SUCHOZKI
    Präsident der Aktiengesellschaft »Hippokrateseid«
    Urteil: 9. Juni
    Zugestellt: 11. Juni
    Vollstreckt: —
    LEWANJAN
    Generaldirektor der GmbH »Wer mitspielt, gewinnt«
    Urteil: 25. Juni
    Zugestellt: 28. Juni
    Vollstreckt: -
    KUZENKO
    Direktor der Aktiengesellschaft »Meeresfee Melusine«
    Urteil: 6. Juli
    Zugestellt: 6. Juli
    Vollstreckt: -
    SALZMAN
    Generaldirektor der Geschlossenen Aktiengesellschaft »Intermedconsulting«
    Urteil (Anordng.): 14. August
    Zugestellt: 15. August
    Vollstreckt: 16. August
    SCHUCHOW
    Vorsitzender des Direktorenrats der Agentur »Klondike«
    Urteil (Korr.): 22. August
    Zugestellt: 23. August
    Vollstreckt: -
    SJATKOW
    Ehem. Vorstandsvorsitzender der »Ehrlichen Bank«
    Urteil (Anordng.): 10. September
    Zugestellt: 13. September
    Vollstreckt: 19. September
    JASTYKOW
    Vorsitzender des Direktorenrats der Aktiengesellschaft »DrWW«
    Urteil (Anordng.): 11. Oktober
    Zugestellt: 13. Oktober
    Vollstreckt: -
    FANDORIN
    Präsident der Firma »Land der Räte«
    Urteil (Korr.): 8. November
    Zugestellt: -
    Vollstreckt: -
    Bevor der Name Kuzenko in der Liste auf getaucht war, waren die Urteile nicht vollstreckt worden. Nach dem 6. Juli aber tauchte auf einmal die geheimnisvolle Abkürzung »Anordng.« auf, die jedes Mal den Tod des Verurteilten zur Folge hatte. Außer bei dem letzten Kandidaten, Herrn Jastykow. Aber mit dem hatte es eine besondere Bewandtnis, dazu später.
    Die Chronologie der Ereignisse sah folgendermaßen aus. Dem armen, vor Kummer verrückt gewordenen Witwer war endlich seine tote Frau im Traum erschienen. Nach den Notizen in der »Epikrise« (9. Juni. Danke, Ljuba! Ich hab alles verstanden, ich mache alles. Die Rache ist mein, mein ist die Vergeltung!) zu schließen, erschien Ljuba ihrem Mann Schibjakin an dem genannten Tag oder genauer: in der Nacht und forderte Rache. Das war nicht verwunderlich, denn in der Seele des leidenden Mannes waren der Schmerz und die Kränkung Monat für Monat gewachsen und brauchten ein Ventil. Als Erstes dachte Iwan Iljitsch an seine private Rache und verurteilte das Schwein und den Betrüger Suchozki der Gesellschaft »Hippokrateseid«, der das arme Paar um sein Geld gebracht hatte. Schibjakin hatte gar nicht vor, sein Urteil zu vollstrecken, wie hätte er das auch machen sollen? Er war ja kein Bombenexperte oder Scharfschütze, sondern ein ganz normaler sowjetischer Angestellter, der den Verstand verloren hatte.
    Die Krankheit wurde schlimmer. Er fühlte sich als Held, dem es obliegt, für die Gerechtigkeit zu kämpfen und die Unwahrheit auszurotten. Er suchte nach Werbeanzeigen, die ihm betrügerisch erschienen. So landete der Generaldirektor der Lotterie »Wer mitspielt, gewinnt« in der Liste, der übrigens noch heute quicklebendig ist und die vertrauensseligen Bürger der Russischen Föderation weiter an der Nase herumführt.
    Der Dritte in der Liste war der Eigentümer der »Meeresfee Melusine«, einer Gesellschaft, die wohlhabenden Frauen himmlische Schönheit und ewige Jugend verspricht. In der Einschätzung von Herrn Kuzenko hatte der gestrenge Richter sich nur in einem Punkt geirrt: Mirat Leninowitsch war kein Betrüger, aber bestimmt ein Schwein. Und zwar ein äußerst vorsichtiges. Für den rührigen Igor war es zweifellos ein Leichtes, den Absender des lächerlichen Urteils ausfindig zu machen. Das war der Punkt, an dem der Schachspieler auf die Idee kam, gleich mehrere Schachzüge zu kombinieren: Er musste den Verrückten nur für seine Ziele einspannen. Eine hervorragende Tarnung! In Schibjakins Notizen ist das Datum 13. August dreifach unterstrichen, und daneben steht der unklare Satz Ich bin nicht allein!!! Weiß der Teufel, wie sie das dem armen Spinner eingeredet hatten. Herr Kuzenko verfügte über ein großes Spektrum von Möglichkeiten, er konnte eine entsprechende Erscheinung suggerieren oder sogar vorführen. Wenn jemand sehr an etwas glauben will, braucht er nicht viel zu seiner Bestätigung. Und wenn er außerdem noch krank ist. . .
    »Anordng.«, das hieß »Anordnung«. Die Wahl des Betrügers und Schweins ging also auf den Allerhöchsten und nicht auf dessen »Korr.«, das heißt »Korrespondenten«, zurück. Am 13. August machte Iwan Iljitsch die Entdeckung, dass

Weitere Kostenlose Bücher