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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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Sportjournalist geschrieben hat«, preisen.
    Bensemann fühlt sich durch den Ersten Weltkrieg in seiner internationalistischen und pazifistischen Idee vom Sport bestätigt. Den Krieg habe er »doppelt empfunden«. Es seien »Jahre der Trauer« gewesen, »um meine eigenen Landsleute, deren Pyrrhussieg mir das Ende nicht verschleiern konnte; Jahre der Trauer um liebe Kollegen, liebe Schüler aus meiner (…) Tätigkeit in England.« Engstirniges Nationaldenken ist dem polyglotten Fußballpionier nun mehr denn je zuwider: »Auf den Geburtsort des Menschen kommt es so wenig an, wie auf den Punkt, von wo er in den Hades fährt.« Seinen »Kicker« betrachtet Bensemann als »Symbol der Völker-Verständigung durch den Sport«.
    In der ersten Ausgabe vom 14. Juli 1920 widmet sich der Ex-Münchner auch dem 20. Stiftungsfest des FC Bayern. »Wenn die ›Bayern‹ Feste feiern, dann geht es fidel zu; ich habe leider nur einen der Festabende der vergangenen Woche mitmachen können; aber ich kenne das System und verneige mich vor Ferdl Weiss und seinen Mitkünstlern.«
    Der Mann, dem Bensemann seine Hochachtung entbietet, wird Jahre später sein Publikum mit antisemitischen »Späßen« unterhalten.
    Weiß Ferdl zählt zur Zunft der Gesangshumoristen, einer Münchner Spezialität, deren Blütezeit in die 50 Jahre vor und nach der Jahrhundertwende fällt, als sich, wie Klaus Pemsel schreibt, »die Handwerker- und Kleinbürgerseele in aller dumpfen Begrenztheit und geselligen Amüsiersucht breitmachte, nur am Rande von der Schwabinger Boheme angegriffen«. Die komischen Vorträge, Parodien und Possen »blieben immer ausgesprochen volkstümlich, ortsverbunden und stereotyp, kurz, sie blieben auf dem Erwartungsniveau des Publikums und dienten dem einfachen Unterhaltungsbedürfnis.«
    Internationaler Sportverkehr
    1921 schreibt Walther Bensemann: »Wenn man die Unmenge der internationalen Spiele betrachtet, möchte man fast doch daran glauben, dass wir endlich wieder in unserem zerfleischten Europa einen wirklichen Frieden haben; nicht mehr den, der nur ein verdeckter Krieg ist, sondern einen wirklichen, wahrhaftigen Frieden. Unser Fußballsport hat den Frieden gemacht – das ist einmal gewiss.«
    Die DFB-Führung steht Bensemanns Sport-Internationalismus und -Pazifismus eher feindselig gegenüber. Als Bensemann im April 1923 den Verband bezichtigt, er habe in Verhandlungen über Länderspiele gegen Ungarn und Schweden einen »Mangel an Diplomatie« gezeigt und ein »Kabinettstück an Taktlosigkeit« abgeliefert, kontert der angesprochene DFB-Funktionär Felix Linnemann, zuständig für internationale Beziehungen und ein zum Gärtner gemachter Bock, der »Kicker«-Herausgeber »denke zu international. Sie wissen ja selbst, dass Sie nicht nur in fremden Sprachen träumen. Sie fühlen leider nach meinem Empfinden auch zu stark in fremder Mentalität.«
    Als der Verband 1925 sein 25-jähriges Bestehen feiert, verzichtet man erst nach harscher Pressekritik auf das Hissen der angestammten Verbandsfahne in den Kaiserreich-Farben Schwarz-Weiß-Rot. Dafür verunziert man die Festschrift mit diesen. Ein Jahr später verkündet der Vorstand des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA), darunter der mittlerweile zum DFB-Vorsitzenden aufgestiegene Linnemann, die Turn- und Sportwelt bilde für die ersehnte neue Reichswehr eine »freiwillige Kerntruppe«, »die durch keinen Friedensvertrag verboten ist«.
    Auch beim Bayern-Rivalen TSV 1860 hält sich die Begeisterung für den »Sport-Internationalismus« in Grenzen. So fordert im April 1923 der »Löwen«-Vorsitzende Dr. Ernst Müller-Meiningen laut »Kicker«: »Sportliche Wettkämpfe dürften zurzeit nicht nur nicht mit Frankreich und Belgien, sondern auch nicht mit Italien, Polen, Tschechoslowakei usw. ausgetragen werden. Wer nicht so viel nationalen Stolz habe, schade der deutschen Turn- und Sportbewegung und gäbe denen recht, die in dieser Bewegung zersetzende Einflüsse feststellen möchten. Jetzt heißt es: nationale Interessen über alles andere.«
    Walther Bensemann und Kurt Landauer haben mit diesem engstirnigen Nationalismus nichts am Hut. Zumal beide wissen: Um den deutschen Fußball qualitativ voranzubringen, bedarf es internationaler Kräftemessen jetzt – und nicht erst zu einem Zeitpunkt, wo man dem Gegner auf Augenhöhe begegnet oder gar überlegen ist.
    Bei einigen der internationalen Begegnungen des FC Bayern hilft Bensemann Landauer mit seinen zahlreichen

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