Der FC Bayern und seine Juden
25-Jährigen steht über den Bayern-Boss Landauer: »Seine überaus große Arbeitsleistung, er bewältigte die vielen Jahre hindurch oftmals neben dem Amt des ersten Vorsitzenden auch alle schriftlichen Arbeiten, haben wir das Ansehen zu danken, dass wir heute in der Sportwelt des In- und Auslandes genießen. Mit weitschauendem Blick war Kurt Landauer stets bemüht, für die FA (Fußballabteilung, Anm. d. A.) und den FC Bayern das zu schaffen, was für ihn von größter Wichtigkeit war.«
»Wer die Jugend hat, hat die Zukunft«
Bereits 1901 hatte der Klub eine Jugendabteilung ins Leben gerufen, die nun in den Weimarer Jahren erheblich ausgebaut wird. »Wer die Jugend hat, hat die Zukunft«, lautet das Motto, unter dem Siegfried Herrmann als Jugendleiter und sein Stellvertreter Otto Albert Beer eine Nachwuchsarbeit betreiben, die in Deutschland einzigartig ist. Und mit der die Grundlagen für den Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft 1932 gelegt werden.
Otto Albert Beer ist ein Sohn des jüdischen Facharztes Dr. Heinrich Beer, der sich im Januar 1900 in der Münchner Maffeistraße niedergelassen hatte. Später praktiziert Heinrich Beer in der Lindenschmittstraße 25. Beer junior besucht in München das Gymnasium und erlernt anschließend den Beruf des Textilkaufmannes. Der Bayern-Funktionär wird Teilhaber der Firma »Theilheimer & Beer«, einer Warenagentur in der Landwehrstraße 64/I, die später in die Herzog-Heinrich-Straße 10 umzieht.
An der Ungererstraße in Schwabing werden für den FC Bayern Jugendspielplätze geschaffen und große umkleidehütten mit Waschgelegenheiten aufgestellt, die fast 30 Mannschaften zugleich aufnehmen können. Für die Instandhaltung von Plätzen und Hütten sorgt ein eigener Platzwart. Der FC Bayern lässt sich seine Jugendarbeit einiges kosten. »Über 10.000 Mk. hatte der F.C. Bayern seinem Jugendleiter zur Verfügung gestellt, um das alles schaffen zu können.« (»50 Jahre FC Bayern«).
In der Saison 1927/28 zählt die Jugendabteilung insgesamt 535 Mitglieder, die sich auf 36 Mannschaften verteilen (fünf Junioren, 17 Jugendliche, 14 Schüler). Der FC Bayern darf sich des größten Jugendbetriebs im deutschen Vereinsfußball rühmen, der auch sportlich kräftig abräumt. So gewinnt die Bayern-Jugend 1927/28 zehn der 14 Gruppenmeisterschaften, und von den zu vergebenden neun Jugendmeistern von München entfallen sechs auf die jungen Rothosen. In dieser Saison gibt der Klub allein für seine Jugend die stattliche Summe von 7.949,30 Mark aus.
Beim FC Bayern findet aber auch der »Breitenfußball« ein Zuhause. Unter dem Dach des Klubs tummeln sich zahlreiche Firmen- und Privatmannschaften, so auch die Kicker der Kaufhäuser Hermann Tietz (heute: Hertie) und Uhlfelder, deren Besitzer Juden sind. Der aus Posen stammende Hermann Tietz gehörte zu den Pionieren dieser neuen Form des Warenhandels. Sein erstes Kaufhaus hatte er 1904 am Berliner Alexanderplatz eröffnet. Die Münchner Niederlassung am Bahnhofplatz war das größte Kaufhaus in der bayerischen Metropole, gefolgt vom 1878 gegründeten Kaufhaus Uhlfelder im Rosental. Das Kaufhaus Uhlfelder wandte sich an eher niedrige Einkommensgruppen und war 1931 das erste in München mit einer Rolltreppe.
»Der Kicker«: Völkerverständigung durch Sport
1920 ruft Walther Bensemann den »Kicker« ins Leben. Bensemann-Biograph Bernd-M. Beyer: »Anfangs war die wöchentlich erscheinende Zeitung ein reines Ein-Mann-Unternehmen, chaotisch verwaltet und von ewiger Geldnot verfolgt. Ihre Kernregion war Süddeutschland; die Redaktion residierte zunächst in Konstanz, dann in Stuttgart, Ludwigshafen und schließlich in der Fußballhochburg Nürnberg. Einen Großteil des Inhalts füllten regionale Beiträge, doch für Profil und Aufsehen sorgten vor allem die fundierten Korrespondentenberichte aus dem Ausland sowie Leitartikel, die Bensemann allwöchentlich als ›Glossen‹ veröffentlichte. Diese ›Glossen‹ waren oft journalistische Meisterstücke, in denen Elemente der Nachricht, der Reportage, des Kommentars, der Satire, des Reiseberichts und der Leseransprache kühn miteinander vermengt wurden – nicht selten auf durchaus hohem intellektuellen Niveau und garniert mit Auskünften über die privaten Befindlichkeiten des Verfassers.« 50 Jahre nach der »Kicker«-Gründung wird der bekannte Sportpublizist Richard Kirn Bensemanns »Glossen« als »ungewöhnliche Arbeiten« und »das Bedeutendste, was je ein deutscher
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