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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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dessen Kompagnon, ein langjähriges Bayern-Mitglied, gefragt, der aber ablehnt.
    …bis Sauter
    Die »Unzufriedenen«, bei denen »die nationalsozialistischen Kräfte allmählich die Oberhand gewonnen hatten« (50-Jahre-Festschrift), lassen nicht locker und machen Franz Nußhardt das Leben schwer. 1943 können sie schließlich einen Kandidaten präsentieren, der ihre nationalsozialistische Überzeugung voll und ganz teilt. Der Mann heißt Josef Sauter und ist von Beruf Bankier.
    Am 9. April 1943 wird Sauter vom Gausportwart Breithaupt zum »Kommissarischen Gemeinschaftsführer« ernannt und bleibt dies bis zum Ende der NS-Herrschaft. Für Siegfried Herrmann und Co. eine »persona non grata«. Aus der 50-Jahre-Festschrift erfährt man seinen Vornamen nicht, hier firmiert er nur als »Sauter«. Ein Aufschneider und Parvenü, schenkt man der Festschrift Glauben.
    Mit Josef Sauter geht auch der letzte Rest von Demokratie im Klub verloren, »als Vereinsführer ernannte er nun seine Mitarbeiter, die er jederzeit wieder abberufen kann«. Der überzeugte Nationalsozialist ist anders als alle »Vereinsführer« des FC Bayern vor ihm, denn er ist der Erste, der mit dem »Führerprinzip« wirklich ernst macht. »Sauter stützte sich tatsächlich auf das ihm kraft seiner Eigenschaft als Vereinsführer zustehende Führerprinzip. Nur gelegentlich gnädige Auslassungen des Vereinsführers erfuhren die aufhorchenden Stammtischler im Verein.« Sauter, der sich eines innigen Kontakts mit Gauleiter Giesler rühmt, verspricht dem Klub eine aus staatlichen Mitteln finanzierte neue große Sportanlage, aus der aber nichts wird. »Ein zusagendes Gelände im Norden der Stadt – man erzählte, zwischen Floriansmühle und dem Aumeister – war bereits ausgekundschaftet worden. Auch von einem dort geplanten Clubhaus des F.C. Bayern konnte man vernehmen. Das alles kam aber nie über das Planen hinaus. Endgültig gescheitert ist dieses Platzprojekt dann an einem angeblichen Führerbefehl, wonach in München keinerlei städtebauliche Veränderungen mehr vorgenommen werden durften. (…) Es gab aber im Club auch Einsichtige genug, die in diesen Ideen nur billige Phantastereien sehen mußten, schon allein angesichts der hoffnungslosen Kriegslage im Spätherbst 1943.«
    Eines bewirkt Josef Sauter allerdings: »In der Presse hatte man sich bisher zum FC Bayern wegen seiner missbetonenden Parteieinstellung recht gegnerisch, zumindest aber ignorierend gestellt. Auf Grund der nunmehr von Sauter, der in den Club erst verhältnismäßig spät als ein Neuling hereingeschneit war, mit den Parteigrößen der Stadt vorgenommenen Fühlungnahme erfolgte prompt eine völlige Schwenkung. Der F.C. Bayern wurde plötzlich groß gemacht. Wichtige Spiele wurden zu förmlichen Volksfesten umgestaltet: SA-Kapellen zogen um die Aschenbahn usw.«
    Aber ein Sauter macht noch keinen Frühling. Es bleibt der Makel der Geschichte vor 1933. Als der FC Bayern im März 1944 die südbayerische Meisterschaft gewinnt, schlägt Ludwig Behr, Leiter des Stadtamts für Leibesübungen, dem Oberbürgermeister Fiehler eine Ehrung der Meisterelf vor – ähnlich der, die der TSV 1860 ein Jahr zuvor erhalten hat. Doch das Stadtoberhaupt lehnt dies mit der Begründung ab, »dass bei 1860 andere Beziehungen zur Stadt bestehen durch die Ratsherrn Gleixner und Dr. Ketterer, (und) dass der FC Bayern bis zur Machtübernahme von einem Juden geführt worden ist«. Anton Löf felmeier: »Die Tatsache, dass der FC Bayern viele jüdische Mitglieder hatte, die teilweise in leitenden Funktionen mitarbeiteten, und dass noch dazu ein Jude jahrelang den Verein geleitet hatte und man sich im März 1933 nicht sofort von ihm getrennt hatte, sollte den Bayern das ganze ›Dritte Reich‹ hindurch als Makel anhängen.«
    Dass der FC Bayern in der Nazi-Zeit sportlich und finanziell abfällt, hat wohl auch damit zu tun, dass ihm noch eine Zeit lang Mitglieder vorstehen, die den braunen Machthabern nicht als ausreichend loyal und für die nationalsozialistische Sache engagiert genug erscheinen und die nicht im gleichen Maße wie der Lokalrivale TSV 1860 über die nun angesagten politischen Verbindungen verfügen.
    Hingegen kann sich der TSV 1860 der uneingeschränkten Protektion durch die braunen Machthaber erfreuen. Wenn die »Löwen« finanzielle Probleme plagen, springt ihnen die nationalsozialistische Stadtverwaltung zu Seite. So bewahrt 1937 eine Allianz aus Oberbürgermeister Fiehler, dem Leiter des

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