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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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Tat noch viele Jahre dauern wird – es gibt viel zu wenige Arrestplätze für Jugendliche.) Doch auch diese Maßnahme greift eigentlich viel zu spät.
    Früher, viel früher müssen wir ansetzen, mit direkten Eingriffen, mit klaren Bindungsangeboten und auch klaren Sanktionen – und es ist zum Verzweifeln, dass hier gesellschaftlich, juristisch, pädagogisch und therapeutisch zu wenig passiert (siehe  Interview 9 mit Karl Heinz Brisch  in diesem Buch). Denn gewalttätige Erwachsene haben eine lange Geschichte, und es wird Zeit, dass wir mehr über ihren Werdegang lernen, damit wir sie rechtzeitig finden und möglichst alles tun können, um ihre „Gewaltkarriere“ zu verhindern. Wer nämlich erst einmal viele Jahre lang gewohnt ist, Gewalt in Gedanken und Taten auszuüben, ist schwerlich noch umzustimmen. Dann müssen wir wirklich darauf setzen, dass die Täter weggesperrt oder lebenslang unter externer Kontrolle gehalten werden. Was auch nicht passiert; die meisten sitzen einfach ihre Zeit ab und werden dann wieder entlassen. Wenn, wie es in vielen Haftanstalten der Fall ist, ein Psychologe für 150 oder mehr Strafgefangene zuständig ist, dann kann man sich vorstellen, wie wenig Möglichkeiten der Psychotherapie es real in deutschen Gefängnissen gibt. Bestenfalls können wir noch hoffen, dass SozialtherapeutInnen mit ihnen erarbeiten, sich einfach „klug“ zu verhalten, nach dem Motto: „Wenn du nicht (wieder) in den Knast willst, kriegst du rechtzeitig die Kurve ...“ (siehe auch  Interview 6 mit der Täter-Therapeutin Marianne Wick  und  Interview 11 mit dem Forensik-Forscher Frank Urbaniok  in diesem Band).
    Prävention ist besser. Dafür aber müssen wir genau hinschauen. Wie ist dieses „süße“ Baby bloß zu einem solchen Gewalttäter geworden? Warum hat dieses niedliche Kleinkind sich nur zu so widerwärtigen Taten als Jugendlicher oder Erwachsener hinreißen lassen? Was nur ist geschehen und hat aus ganz normalen kleinen Kindern „Monster“ gemacht – Menschen, vor denen uns angst und bange wird? Kann man das verstehen? Ich glaube: Ja, das können wir verstehen. Es ist, wenn wir genau hinschauen, sogar nicht einmal schwer. Was wir dazu brauchen, ist ein gewisses Mitgefühl. Etwas, das Gewalttäter oft nicht mehr haben. Doch wir dürfen meines Erachtens nicht dasselbe tun: Gewalttäter nun unsererseits ohne Mitgefühl betrachten und nur noch aus Rachegelüsten nach Sühne verlangen. Wenn wir das tun, haben die Täter endgültig gesiegt mit ihrer Wahrheit, dass letztlich nur Macht und Gewalt zählen. Gewalt und Gegengewalt. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wenn wir das nicht wollen, müssen die Vernünftigen und Mitfühlenden unter uns ausbrechen aus diesem Zirkel, dieser Spirale der Gewalt. Und müssen versuchen zu verstehen, um daraus Forderungen nach Konsequenzen abzuleiten. Lassen Sie uns das tun, es ist besser.

Interview 6: „Es ist eine Möglichkeit, aktiv etwas gegen Gewalt zu tun“
     
    Fragen an Marianne Wick, die „deliktorientiert“ mit Sexualstraftätern arbeitet
    Marianne Wick arbeitet als forensische Psychotherapeutin im Psychiatrisch-Psychologischen Dienst (PPD) der Justiz des Kantons Zürich, hauptsächlich in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies. Die JVA Pöschwies ist mit 426 Plätzen für straffällige Männer die größte geschlossene Anstalt der Schweiz.
    Michaela Huber: Marianne, als Frau mit männlichen Gewalttätern zu arbeiten – da fragt doch jeder: Warum tust du dir das an? Was sagst du dazu?
    Marianne Wick: Die Arbeit mit Gewalttätern darf nicht bedeuten, dass man sich selbst etwas damit antut. In erster Linie ist es eine Möglichkeit, aktiv etwas gegen Gewalt zu tun! Und zwar nicht nur in der Arbeit mit zurückliegenden Delikten. Es geht vor allem darum, das Risiko für zukünftige Delikte zu reduzieren. Dafür gibt es einen gesellschaftlichen und gesetzlichen Auftrag. Und diese Arbeit leisten männliche und weibliche Therapeuten gemeinsam.
    MH: Sexualstraftäter gelten als gesellschaftlicher „Abschaum“, als zutiefst böse. Haben sie auch eine andere Seite? Haben sie getrennte Selbst-Zustände (Ego-States)? Dissoziieren manche oder verleugnen sie nur?
    MW: Das Wort „Abschaum“ ist sehr verächtlich, und natürlich könnte ich niemals professionell therapeutisch arbeiten, wenn ich so denken würde. Dennoch sind die Delikte abscheulich! Das gilt es zu würdigen. Nicht der ganze Mensch, sondern die Delikte gilt es zu bewerten. Natürlich haben auch

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