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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Tankstellen, Shopping-Mails und schaukelnden Mammutautos aussah wie alle anderen amerikanischen Städte auch. Die Palmen und die Leute in Shorts und diesen geblümten Hemden erinnerten Vuk an Florida. Auf einmal fiel ihm ein, daß man sie in Dänemark tatsächlich Hawaiihemden nannte. Sie fuhren die Küste entlang nach Norden. Der Ozean, der sich bis zum Horizont erstreckte, war von einem unbeschreiblichen Grün. Auf der anderen Straßenseite konnte Vuk Zuckerrohrfelder und Palmen und kleine Häuser sehen, die an den Berghängen emporzuwachsen schienen. Sie fuhren in der Sonne, aber über den Gipfeln in der Mitte der Insel hingen schwere graue Wolken. Je weiter sie nach Norden kamen, desto grüner und tropischer wurde die Landschaft. Es gab kleine Orte und Wegweiser zu den Golfplätzen und wenig Verkehr. Das Licht war von einer überirdischen Schönheit, so als würfe das Meer sein eigenes Licht zum Himmel hinauf und erhielte es zehnfach zurück. Die Straße führte sie wieder näher an die Küste heran. Er sah, wie sich die Wellen in schäumender Gischt an den Klippen brachen. Sie erreichten einen kleinen Ort namens Hanalei und fuhren an einer Schule, an Restaurants und Werbeschildern vorbei, die dazu aufforderten, Kajaks oder Tauchausrüstungen zu mieten.
    Joe bog in eine Einfahrt und steuerte ein grünbraunes Haus auf Pfählen an, das am Strand lag. Als Vuk ausstieg, empfing ihn eine angenehme Wärme, und der Duft des Meeres raubte ihm beinahe den Atem. Deutlich hörte er die schweren Wellen, die mit symphonischem Brausen gegen das Riff schlugen.
    Ein Mann kam die Treppe herunter, die zum Haus hinaufführte, es war dreistöckig und von hohen Palmen umstanden. Der Mann rauchte eine Zigarre. Er war kräftig, aber vor allem dick. Als wäre er einst ein Boxer oder Ringer gewesen, dessen Muskeln mit dem Alter zu Fett geworden waren. Er war etwa Mitte Fünfzig und nicht an die Sonne gewöhnt. Seine sommersprossige Haut war an den Armen und Beinen krebsrot. Über seinem Bauch spannte sich ein grünes Polohemd bis zum Zerreißen, und er trug Shorts, die ihm bis zu den Knien reichten. Auch seine Füße in den Sandalen waren rot. Er war offensichtlich noch nicht lange auf Hawaii und hatte die Sonne unterschätzt. Er hatte schmale Lippen, eine breite Nase und blaue Augen, die von tiefen Falten umgeben waren. Sein Kopf war kahl. Ein leichter Schatten im Nacken ließ erkennen, wo die Haargrenze verlief.
    Er trat Vuk entgegen, zog an seiner Zigarre, und Vuk konnte den Rauch auf seinen Stimmbändern hören, als er sagte: »Mein Name ist Oberst Carl Jorgensen. Im allgemeinen nennt man mich schlicht Oberst und Sir. Ich bin vom Nationalen Sicherheitsrat. Ich gebe hier die Anweisungen. Die Zeiten haben sich geändert. Nur der Präsident und Gott setzen meiner Handlungsfreiheit gewisse Grenzen, kapiert?«
    Vuk nickte.
    »Fein, Sohnemann. Wir werden in den nächsten Monaten sicher prima miteinander auskommen. Wenn du kooperierst. Das ist das einzige, worum es geht. Kooperation. Dann läuft die Sache. Denn weißt du was, mein Sohn? Du bist tot. Du existierst nicht mehr. Onkel Sam hat dich ins Jenseits befördert. Das weiß Interpol. Das wissen die Leute in Dänemark, die noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen hatten. Das Land meines lieben Großvaters würde viel dafür geben, wenn du nicht tot wärst. Aber du bist tot. Bis auf weiteres jedenfalls. Wenn du also kooperierst, darfst du weiter tot bleiben. Onkel Sam bezahlt nämlich seine Schulden. Wenn du uns allerdings nichts zu bieten hast, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten.«
    Er nahm die Finger zu Hilfe wie ein Buchmacher.
    »Du kannst zum Leben erweckt und nach Dänemark geschickt werden. Wir können dich zusammen mit den anderen Arschlöchern nach Guantánamo bringen. Dort könnt ihr dann für den Rest eurer Tage verrotten. Oder wir überlassen dich den schlimmen Querströmungen, die diese schöne Insel umgeben. Die transportieren dich zu den lieben Haien, und dann ist bald nichts mehr von dir übrig.« Er machte eine Pause, zog erneut an seiner Zigarre und sagte dann: »Wir haben viele Optionen. Du hast nur eine.«
    »Und die wäre?«
    Der Oberst hob seine Augenbrauen. Sie waren grauweiß und buschig.
    »Und die wäre, Sir?«
    »Schon besser. Die Wahrheit sagen und uns geben, was wir wollen.«
    »Verstanden.«
    »Dann kannst du glücklich leben bis ans Ende deiner Tage.«
    »Verstanden.«
    »Das ist ein Pakt mit dem Teufel, aber den gehe ich gerne ein«, sagte der Oberst und

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