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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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die Joaquín Fingenegocios nach seiner Misshandlung zu Hause verbrachte, war ich gerade zu Bett gegangen, als jemand an die Tür klopfte. Mutter, die wie immer in der Küche saß und nähte, wenn sie darauf wartete, dass Vater von einem Einsatz nach Hause kam, erstarrte mit der Nadel in der Hand und bewegte für einen Augenblick, der unangemessen lang erschien, keinen einzigen Muskel. Dann stand sie auf und ging zur Tür. In den Sekunden absoluter Stille zwischen ihrer plötzlichen Lähmung und dem nervösen Trippeln ihrer Füße auf den Fliesen konnte ich ihre Angst, die Beklemmung und die böse Vorahnung, die davon ausging, förmlich riechen, und da stand auch ich wieder auf und horchte an der Tür.
    »Nino!« Meine Schwester Dulce setzte sich im Bett auf, um mit mir zu schimpfen, wagte es aber nicht, die Stimme zu erheben. »Wo willst du hin?«
    »Sei still!«
    Auch ich traute mich nicht, lauter zu sprechen, drehte mich aber zu ihr um und hielt den Finger an die Lippen, und als ich mich wieder der Tür zuwandte, sah ich Michelin in Uniform, mit seinem kleinen Heft in der Hand und dem Blick eines Wahnsinnigen, den er hatte, seit man ihm mitgeteilt hatte, dass er nicht befördert werden würde. Als ich ihn sah, dachte ich dasselbe wie Mutter, dass die Fingenegocios sich gerächt hätten und der Guardia-Civil-Beamte Pérez nur noch eine Leiche am Wegesrand sei, seine Frau eine Witwe mehr im Dorf und ich der einzige Mann im Haus, doch der Leutnant zerstreute unsere Befürchtungen schnell.
    »Keine Angst, Antonino ist nichts passiert, Mercedes, ich schwöre es.« Sie hielt beide Hände vor den Mund, merkte aber, dass der Leutnant die Wahrheit sagte, denn sogar ich, der viel weiter weg war, konnte es sehen. »Deshalb bin ich nicht gekommen, du kannst ganz beruhigt sein.«
    Sie brauchte einige Zeit, um die Fassung wiederzugewinnen, die Hände vom Mund zu nehmen und sich mit langsam kreisenden Bewegungen über den Bauch zu fahren, als hätte das Wesen darin es nötiger als sie. Schließlich lächelte sie und bot dem Leutnant mit einer Geste an, Platz zu nehmen, ohne auf seinen düsteren Ausdruck zu achten. Er traute sich nicht, ihr in die Augen zu sehen oder den wahren Grund seines Besuches geradeheraus zu nennen.
    »Ich wollte mit dir sprechen, weil … Nino mir einen Gefallen tun muss.«
    »Kein Problem.« Meine arme Mutter atmete erleichtert auf. »Ich rufe ihn, er müsste noch wach sein.« Doch plötzlich blieb sie stehen und drehte sich um. »Verzeihen Sie, Salvador, ich habe Ihnen nichts angeboten, so sehr habe ich mich erschreckt, als ich Sie sah. Einen Kaffee oder ein Gläschen vielleicht? Ich habe einen wunderbaren hausgebrannten Schnaps da, aus Trauben und Anis.«
    »Vielen Dank, Mercedes, aber ich bin im Dienst.«
    Mutters verspätete Höflichkeit gab mir mehr Zeit als nötig, um wieder ins Bett zurückzukehren, aber ich schaltete weder das Licht aus noch tat ich so, als schliefe ich bereits. Als ich durch den grünen Vorhang an der Tür sah, wie sie auf das Kinderzimmer zukam, saß ich bereits auf der Bettkante.
    »Nino, der Leutnant will mit dir sprechen, aber zieh dir Schuhe an, um Gottes willen, eines Tages holst du dir noch eine Lungenentzündung.«
    Als ich die Pantoffeln anzog, war ich genauso ruhig wie sie, doch kaum hatte ich Michelins Gesicht gesehen, erkannte ich, wie sehr ich mich, aber vor allem auch sie sich getäuscht hatte.
    »Also …« Er sah mich, dann Mutter an, als könnte er sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren. »Ich habe heute Nacht eine Anzeige erhalten, das heißt …« Er sah auf die Uhr, dann erst zu Mutter, zu mir, dann wieder zu ihr. »Besser gesagt, heute Abend, es ist ja noch keine zehn, und … die Sache ist die, ich bin ganz allein auf der Wache. Alle sind unterwegs, weil wir den Verdacht haben, dass die Banditen sich darauf vorbereiten abzuziehen, besser gesagt, sich aus dem Staub zu machen. Ich nehme an, dass ihr im Bilde seid, da uns die Kommandantur in Jaén sogar einen Jeep geschickt hat. Allerdings konnten wir nicht ahnen, dass es tatsächlich schon heute Nacht losgehen würde. Alle meine Männer sind auf Patrouille.« Er sah uns erneut an, in immer kürzeren Abständen sprang sein Blick zwischen Mutter und mir hin und her. »Ich habe gerade erfahren, dass sie dabei sind, in Dreier- oder Vierergruppen aufzubrechen, alle halbe Stunde eine, und aus den Informationen, die ich erhalten habe, geht hervor, dass wir uns geirrt haben, und weil wir nicht wussten, wie

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