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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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fast schon gelb, und … Na ja, also, sie sah aus … wie ein Schlauchboot, das Luder.« Er zeichnete sie mit den Händen nach, und ich hatte für nichts anderes mehr Augen als das, was sich zwischen seinen offenen Handflächen verbarg. »So ein Hintern, wirklich, ein Hintern wie eine riesige Birne.« Er spreizte die Finger nach hinten, um die Umrisse jener unmöglichen Frucht zu umfangen. »Und Titten wie zwei Sandsäcke, prall und rund zugleich.« Er wölbte die Hände, als hielten sie ein imaginäres Gewicht. »Toll, wirklich, und Beine … Wie auch immer, jedenfalls forderte sie mich zum Tanzen auf, stell dir vor! Sie forderte mich auf, da konnte ich natürlich nicht nein sagen, und dann klammerte sie sich an mich. Wie eine Klette, ich schwöre.« Er wog sich langsam in den Hüften und umarmte dabei die Luft. »Sie schmiegte sich so eng an mich, dass man alles spürte, und plötzlich steckte sie mir das Bein zwischen die Schenkel, ich schwöre, Nino, ich hatte nichts getan, und sie schob mir das Bein zwischen die Schenkel, begann, es zu bewegen, und … Was hätte ich tun sollen? Es war nicht meine Schuld. Nun, ich habe getan, was ich tun musste, aber das werde ich dir nicht erzählen, dazu bist du wirklich noch zu klein, nur als ich wieder herauskam … Wetten, du kommst nicht drauf, wer da am Tresen saß?«
    »Hast du mit ihr geschlafen?« Nicht einmal Paquito, der Angeber, wusste genau, was das bedeutete, aber selbst mir war klar, dass es das Wichtigste war, was man mit einer Frau machen konnte.
    »Frag mich nicht so was, außerdem habe ich zuerst gefragt, also was glaubst du, wen ich am Tresen getroffen habe?« Ich schüttelte den Kopf, weil ich keine Ahnung hatte, obgleich ich nach wie vor überzeugt war, die beste Wahl getroffen zu haben, als ich mich entschieden hatte, wie der Portugiese zu sein. »Putisanto! Niemanden anderen als Putisanto. Was sagst du jetzt?«
    Ich musste so lachen, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, als ich mir die Begegnung von Pepe und Emeterio Putisanto vorstellte, diesem Scheinheiligen mit seinen Skapulieren, Heiligenbildchen, Orden, seidenen Kordeln und violetten Leibbinden, in einem Bordell in Jaén. Ich krümmte mich vor Lachen, bis mir der Bauch wehtat von all den Verrenkungen.
    »Da kannst du mal sehen!« Er sprach weiter, zog übertriebene Grimassen und fuchtelte mit den Händen herum. »Putisanto verbringt also sein Leben damit, zwischen seiner Laienbruderschaft und dem Bordell zu pendeln, und wahrscheinlich steckt er den Mädchen ein Heiligenbild der Jungfrau Maria zu, wenn er sie bezahlt, ausgerechnet er, der von einer Prozession zur nächsten rennt, von morgens bis abends, mit hochgezogenen oder heruntergelassenen Hosen, denn etwas anderes kennt er nicht, dieser Hurenbock … Und was hat der Kerl mit Paula zu tun? Wo können sie sich begegnet sein? Nirgendwo, oder? Seiner Frau wird er sicher nichts erzählt haben, das wäre ja idiotisch, also … Tja, trotzdem hat Paula Wind davon bekommen!«
    »Im Ernst?« Er fand es kein bisschen lustig, trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lachen.
    »Wenn ich den Kerl zu fassen kriege, der ihr das zugesteckt hat, reiße ich ihm die Eier ab, Ehrenwort.« Und ich lachte so sehr, dass er mich ansah und schließlich einstimmte. »Wie auch immer, als ich am Montag letzter Woche zum Hof kam, um sie wie üblich zu besuchen, als wäre nichts geschehen, zack, verschwand sie im Haus, kaum dass sie mich sah. Und Filo, die vor dem Eingang stand, als ich vorbeiging, sagte, ach, sieh einer an, der Kumpel von Putisanto, pass bloß auf, Pepito, nicht dass du dich heute in der Tür irrst …«
    »Da bist du wieder gegangen, klar.«
    »Wer? Ich?« Er zeigte mit dem Finger auf sich. »Von wegen! Ich bin rein, todesmutig, und es nutzte nicht viel, wenn ich ehrlich sein soll, aber ich ging trotzdem zu ihr rein. Was ist los, Paula, sagte ich mit Unschuldsmiene, was hat Filo mit Putisanto gemeint? Sie tat so, als faltete sie Wäsche, knallte dann aber den Korb auf den Boden und kam auf mich zu. Ich könnte dich umbringen, du Hurenbock! Das sagte sie, und dann folgten sämtliche Kraftwörter, die ihr einfielen, die ganze Palette, von Anfang bis Ende …«
    »Und du – was hast du gemacht? Hast du sie um Verzeihung gebeten?«
    »Ich?« Wieder zeigte er auf seine Brust, zog aber zugleich die Augenbrauen noch höher, als ginge die letzte Frage weit über die Grenze seiner Verwunderung hinaus. »Von wegen! Ich habe alles bestritten, von Anfang bis Ende,

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