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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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gewesen wäre, hätte ihn das nicht weiter beunruhigt. Er bezweifelte, dass sie mitten an einem normalen Arbeitstag nach Hause fahren würde, und nur ihr Zuhause war für ihn interessant. Dort fühlte sich Rapp am sichersten.
    Claudia ging es jetzt viel besser. Sie hatte sogar ein verspätetes Mittagessen behalten können. Während Gould unterwegs war, um einen neuen Wagen zu besorgen, hatte sie die Website von NBC studiert, wo unter anderem auch die Abendnachrichten übertragen wurden. Es wurden vor allem drei große Themen erwähnt, die jedoch gegenüber den Morgennachrichten nichts wirklich Neues brachten. Es war deshalb anzunehmen, dass Anna Rielly nach ihrem abendlichen Bericht gleich nach Hause fahren würde.
    Während sie online war, sah Claudia auch auf ihren verschiedenen E-Mail-Accounts nach. Es waren nur zwei Nachrichten von Belang eingetroffen. Die eine betraf ein Job-Angebot, und sie war versucht, sofort zu antworten, dass sie aus dem Geschäft aussteigen würden. Sie ließ es jedoch sein, weil das möglicherweise ungewollte Aufmerksamkeit erregt hätte. Viele würden sich fragen, warum sie sich so plötzlich zurückzogen. Wenn dann die Nachricht vom Tod des großen Mitch Rapp kam, würde sich so mancher seine Gedanken machen. Nein, es war besser, ehemaligen Kunden zu sagen, dass sie im Moment zu beschäftigt seien, um einen Auftrag annehmen zu können. Die zweite wichtige E-Mail stammte von Abel. Er bot ihnen eine Million Dollar extra, wenn sie es schafften, Rapps Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen. Er wollte aber nicht, dass das Gelingen dadurch in irgendeiner Weise gefährdet wurde. Das Wichtigste war weiterhin, den Auftrag zu erledigen. Falls sich das Ganze auch noch als Unfall tarnen ließ, so war das umso besser. Es musste auch nicht allzu überzeugend wirken; entscheidend war, dass ein gewisser Spielraum für Spekulationen offenblieb.
    Claudia hatte die Nachricht mehrmals gelesen. Sie war sich nicht sicher, ob sie sie Louie zeigen sollte, entschied sich dann aber dafür. Als er zurück war, ließ sie ihn die E-Mail lesen und fragte ihn dann, was er davon hielt. »Wir werden sehen«, war alles, was er dazu sagte. Etwas später fügte er zu ihrer Überraschung hinzu, dass er selbst schon an diese Möglichkeit gedacht hätte. Er meinte, dass die CIA mit großem Nachdruck nach Rapps Mörder suchen würde. Wenn das Ganze aber wie ein Unfall aussah, konnten sie beide sich aus dem Geschäft zurückziehen, ohne ständig befürchten zu müssen, verfolgt zu werden. Die Vorstellung war überaus reizvoll, doch es würde nicht leicht werden, die Sache so zu lösen. Im Zeitalter der Airbags war es nicht so einfach, jemanden auszuschalten, indem man ihn mit seinem Wagen rammte. Gould vertrat die Ansicht, dass es im Moment am besten war, flexibel zu bleiben. Falls sich eine günstige Gelegenheit bot, würden sie darüber sprechen. Ansonsten würde er Rapp aus sicherer Entfernung mit dem Gewehr ausschalten.
    Um 17:00 Uhr bestellten sie den Zimmerservice, und das Essen kam eine halbe Stunde später. Louie verschlang einen California-Burger mit Pommes frites, während sich Claudia mit einem Salat und etwas Brot begnügte. Sie fühlte sich zwar gut, wollte aber kein Risiko eingehen. Louie machte sich ihretwegen Sorgen, behielt es aber für sich. Er hoffte, dass die morgendliche Übelkeit nicht zur Gewohnheit wurde. Um 18:00 Uhr verfolgten sie die Nachrichten im Fernsehen und wischten routinemäßig alle Flächen ab, auf denen sie eventuell Fingerabdrücke hinterlassen hatten. Es bestand kein Grund anzunehmen, dass sie verfolgt wurden oder dass man sie aufspüren würde, wenn der Job erledigt war, aber das spielte keine Rolle. Sie waren Profis und gingen dementsprechend gründlich vor. Um halb sieben saßen sie auf der Bettkante und warteten auf den Beginn der NBC Nightly News.
    Rapps Frau war wenige Minuten später auf dem Bildschirm zu sehen. Sie stand auf demselben Platz, wo sie sie am Vormittag gesehen hatten. Nach einigen einleitenden Worten folgte eine Werbeunterbrechung, und Louie stand auf und schaltete den Fernseher aus. Sie nahmen jeder eine Tasche; ihre restlichen Sachen hatten sie bereits in dem neuen Mietwagen verstaut. Sie hatten das Zimmer für eine weitere Nacht bezahlt; je nachdem, wie die Dinge heute liefen, konnte es sein, dass sie noch einmal hier schlafen würden.
    Sechs Minuten später waren sie beim Wagen. Als sie die Parkgarage verließen, hatte Claudia das GPS-Gerät an den Laptop

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