Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
schnallte ihn sich wieder um und vergewisserte sich, dass er die Waffe mit der Hand erreichen konnte. Es war nicht ideal, aber es würde klappen.
    Gould zog sein Handy heraus und tippte Claudias Nummer ein. Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Sie sind unterwegs«, berichtete er.
    »Gut. Ist alles bereit?«
    »Ja.«
    »Wenn du mich brauchst, lass es mich wissen.«
    »In Ordnung. Wir sehen uns bald«, sagte er und beendete das Gespräch.
    Gould legte sich flach auf den Boden und bedeckte seinen Oberkörper und den Großteil des Rades mit dem Umhang, dessen mattes Braun und Grün sich perfekt in die umgebenden Büsche einfügte. Er hatte das Gefühl, dass Regen in der Luft lag, wogegen er nichts hatte, wenn er nur nicht zu früh einsetzte. Es war wichtig, dass das Feuer die Spuren zum größten Teil vernichtete. Danach würde der Regen das Zerstörungswerk vollenden.
    Gould verfolgte auf dem GPS-Ortungsgerät aufmerksam die Route, die Anna Riellys Wagen nahm. Als sie noch etwa drei Kilometer entfernt waren, schaltete er das Gerät aus und nahm die Fernbedienung zur Hand. Gould gab acht, dass er nicht versehentlich den Knopf drückte. Er hielt das Ding mit großer Vorsicht in der rechten Hand und konzentrierte sich auf seine Atmung.
    Wenig später hörte er ein Auto näher kommen. Er schloss die Augen und lauschte aufmerksam. Das mussten sie sein. Das Geräusch wurde lauter, und er blickte nach links, doch die dichten Bäume und Büsche verstellten ihm den Blick auf das Fahrzeug. Gould behielt seine Position bei und wartete. Geduld war bei einem Hinterhalt von entscheidender Bedeutung. In einer Minute würde alles vorüber sein, wenn er nur den richtigen Augenblick abwartete. Rapp würde ins Haus gehen und sterben. Kein Amerikaner würde je erfahren, dass er hier war, und selbst wenn der Verdacht aufkommen sollte, dass irgendetwas nicht stimmte, würde man doch nie etwas beweisen können. Rapps Feinde waren Terroristen – Männer, die nicht dafür bekannt waren, dass sie mit besonderer Raffinesse vorgingen. Welcher Terrorist würde sich je die Mühe machen, Rapps Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen? Solche Leute wären mit einer Autobombe gegen das Haus gedonnert und hätten danach alle Medien angerufen, um sich zu dem Anschlag auf Mitch Rapp zu bekennen. So wenig es den Amerikanern gefallen würde, dass ihr großer Antiterror-Spezialist bei einer simplen Gasexplosion, also einem Unfall, ums Leben gekommen war – es bliebe ihnen doch nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren, auch wenn vielleicht manche nicht an einen Unfall glauben wollten.
    Das Auto kam von links heran und war fast auf seiner Höhe, als er es endlich sehen konnte. Der BMW wurde langsamer und bog in die Zufahrt ein. Gould sah Rapp ganz kurz im Profil, und die Haare an seinen Armen stellten sich auf. Er zwang sich, noch einige Sekunden länger in seinem Versteck zu bleiben. Das Auto hielt vor der Garage an, und Gould erhob sich auf ein Knie. Auch wenn nicht anzunehmen war, dass Rapp in seine Richtung blickte, hielt sich Gould doch hinter einem Baum verborgen. Die Tür an der Fahrerseite ging zuerst auf. Rapps Frau sprang aus dem Wagen, und Gould beobachtete sie völlig ungerührt. Er hatte diesen Punkt längst mit sich geklärt. Sie wusste genau, wer ihr Mann war. Sie war das, was die Amerikaner verniedlichend einen Kollateralschaden nannten. Wenn man die Mission als Ganzes betrachtete, war sie ein Verlust, den man in Kauf nehmen konnte. Gould zweifelte nicht daran, dass Rapp es genauso gesehen hätte, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären.
    Anna eilte auf die Beifahrerseite und öffnete die hintere Tür. Sie beugte sich in den Wagen und holte zwei Krücken heraus. Die vordere Tür ging auf, und ein Bein kam zum Vorschein. Gould spannte sich leicht an. Rapp hielt sich am Türrahmen fest und zog sich aus dem Wagen. Im nächsten Augenblick kam der Hund angelaufen, der Gould am Vormittag überallhin gefolgt war. Sie waren so damit beschäftigt, ins Haus zu kommen, dass sie keine Zeit für den Hund hatten, sodass Gould nicht hätte sagen können, ob das Tier ihnen oder einem Nachbarn gehörte. Gould stellte fest, dass Rapp nicht sehr gut aussah, was wahrscheinlich auf die Operation zurückzuführen war. Rapp sprang auf einem Bein in eine Position, in der er die Krücken übernehmen konnte, und humpelte dann an Annas Seite zum Haus. Der Hund folgte ihnen. Sie hatten ihm nun den Rücken zugekehrt. Gould stand auf und hielt sich den Umhang

Weitere Kostenlose Bücher