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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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irgendwie aufzurichten, ehe die beiden kräftigen Pfleger und der Arzt ihn bändigen und auf das Bett niederzwingen konnten.
    Irene Kennedy hatte den Arzt gewarnt, dass Rapp eventuell ans Bett fixiert werden musste, bevor er zu sich kam. Der Arzt hatte ihr seine Verletzungen aufgezählt – zwei gebrochene Rippen, ein gebrochener Arm, eine schwere Prellung am rechten Oberschenkel, ein gerade operiertes Knie und eine Schwellung im hinteren Bereich des Gehirns. Er versicherte ihr, dass sich der Patient für einige Zeit bestimmt nicht von der Stelle rühren würde.
    Während ihn die Pfleger festhielten, steckte ihm der Arzt eine Spritze in den Oberschenkel. Nach etwa zehn Sekunden erlahmte Rapps Widerstand. Die Pfleger ließen ihn los und traten einen Schritt zurück. Rapp lag regungslos da und starrte zur Decke hinauf, während sich eine Träne aus seinem rechten Auge löste und die Wange hinunterlief.
     
    Von dem Haus war kaum mehr übrig als die stählernen Türrahmen, der Schornstein, ein kleiner Teil des Treppenhauses sowie ein paar verkohlte Pfosten, die aus dem Trümmerhaufen hervorragten. Das Ganze wurde von Scheinwerfern beleuchtet, während sich Feuerwehrleute, mit Äxten und Brecheisen bewaffnet, durch die Trümmer kämpften. Skip McMahon verfolgte das Geschehen vom Ende der Zufahrt aus. Er war eine überaus stattliche Erscheinung – ungefähr einen Meter fünfundachtzig groß und gut hundert Kilo schwer. McMahon war seit fünfunddreißig Jahren beim FBI und hatte nicht viel erlebt, was ihm so nahegegangen war wie das, was hier passiert war. Irene Kennedy hatte ihn angerufen und gebeten, das Haus als potenziellen Schauplatz eines Verbrechens zu behandeln, auch wenn der Sheriff von Anne Arundel County von einem Unfall sprach.
    Normalerweise war das FBI in solchen Fällen nicht zuständig, aber Rapp war ein Agent der CIA, und wenn sich herausstellen sollte, dass die Explosion doch kein Unfall war, so würde das FBI die Ermittlungen übernehmen. Für den Augenblick bestand die Aufgabe von McMahon und seiner Truppe von Agenten, die er aus dem Washington Field Office mitgebracht hatte, lediglich darin, darauf zu achten, dass keine potenziellen Spuren vernichtet wurden. Das Sheriff’s Department von Anne Arundel County leistete professionelle Arbeit, und McMahon wusste aus langen Jahren der Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei, dass es nur unnötige Spannungen erzeugte, wenn man hereinmarschierte und sich als der große Boss aufspielte.
    McMahon lehnte sich gegen seine Dienstlimousine und nahm einen Schluck von dem lauwarmen Kaffee. Der Sheriff des Bezirks, den er bereits von einer Washington-Baltimore-Joint-Terrorism-Task-Force kannte, trat zu ihm, um mit ihm zu sprechen.
    »Ich sage Ihnen, Skip«, begann er, »wir haben hier fast jedes Jahr eine solche Explosion. Für gewöhnlich ist niemand zu Hause, wenn es passiert.«
    McMahon betrachtete den rauchenden Trümmerhaufen, der einmal Rapps Haus gewesen war. »Pat, ich sage es Ihnen noch ein letztes Mal. Bei einem Mann wie Mitch Rapp kann eine solche Explosion unmöglich ein Unfall sein.«
    »Aber Terroristen tarnen ihre Anschläge nicht als Unfall – das haben Sie doch selbst gesagt. Sie gehen mit dem Maschinengewehr vor oder inszenieren ein Selbstmordattentat, weil sie auf Schlagzeilen aus sind.«
    McMahon musste zugeben, dass ihm dieser Punkt selbst zu schaffen machte. Der Sheriff hatte recht; Terroristen hatten kein Interesse daran, ihre Anschläge als Unfall zu tarnen. Und was McMahon bisher von den Experten gehört hatte, deutete tatsächlich auf eine simple Gasexplosion hin. Er wollte aber sichergehen und hatte deshalb im FBI-Hauptquartier kriminaltechnische Experten angefordert. Diese Leute gehörten zu den absolut Besten auf ihrem Gebiet, und wenn sie nichts fanden, würde man wohl nie beweisen können, dass es kein Unfall war. Wenn das der Fall war, würde das FBI seine Sachen packen und nach Washington zurückkehren.
    »Hat sich jemand zu der Explosion bekannt?«, wollte der Sheriff wissen.
    McMahon schüttelte den Kopf. Die Agenten im Joint Counterterrorism Center verfolgten in allen Medien die Berichterstattung über den Vorfall. McMahon hatte kurz überlegt, ob er erwähnen sollte, dass offensichtlich jemand ein Attentat auf Rapp plante, wie ihm Irene Kennedy erzählt hatte – doch er beschloss, diese Information im Moment für sich zu behalten. Die Ermittlungen waren auch so schon heikel genug, wenn die Zuständigkeit nicht ganz eindeutig war.

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