Der Feind
Ausdruck bringen, während andere nur einen teuren französischen Innenarchitekten dafür bezahlten, dass er ihre Räumlichkeiten so ausstattete, wie er es schon für irgendein Mitglied der königlichen Familie getan hatte. Auf Originalität und Individualität wurde offensichtlich kein großer Wert gelegt.
Eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes ging auf. Abel sah einen älteren Mann in traditioneller Kleidung hereinkommen. Seine Miene wirkte sichtlich angespannt. Abel ging ihm ein Stück entgegen, sodass sie bei der lautlos knurrenden Raubkatze zusammentrafen.
»Ich bin Saeed Ahmed Abdullah«, sagte der Mann und streckte ihm die Hand entgegen.
Abel war nicht überrascht, den Mann Englisch sprechen zu hören, nachdem das die Geschäftssprache im Königreich war. »Ich bin Erich Abel«, antwortete der Deutsche und schüttelte Saeed die Hand. »Prinz Muhammad hat mich gebeten, zu Ihnen zu kommen. Er hat mir gesagt, dass Sie beide sehr gute Freunde sind.«
»Wir kennen uns schon, seit wir neun Jahre alt waren«, bestätigte Saeed und forderte seinen Gast mit einer Geste auf, Platz zu nehmen. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Kaffee wäre nett«, antwortete Abel und setzte sich auf eine der langen Couches. Saeed drückte auf einen Knopf des Telefons, gab einige Anweisungen in Arabisch durch und nahm dann auf einer anderen Couch Platz. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis zwei indonesische Diener in strahlend weißen Jacken mit einem Servierwagen hereinkamen.
Sie brachten Kaffee und stellten vor jeden der beiden Männer einen Teller mit köstlich aussehendem Gebäck auf den Tisch, worauf sie so lautlos verschwanden, wie sie gekommen waren.
»Prinz Muhammad ist mir ein sehr, sehr guter Freund«, begann Saeed und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Ich finde, dass er von seinem Bruder, dem König, ungerecht behandelt wird.«
Abel kam sogleich zu dem Schluss, dass der Mann etwas leichtsinnig sein musste, wenn er einem Fremden gegenüber eine so gefährliche Ansicht kundtat. »Ich hege großen Respekt für Prinz Muhammad«, antwortete Abel vorsichtig.
Saeed zögerte einige Augenblicke, ehe er fragte: »Hat er Ihnen von meiner Tragödie erzählt?«
»Nein«, antwortete Abel, »er hat mir nur gesagt, dass Sie ein enger Freund von ihm sind und dass Sie sich gern einmal mit mir treffen würden.«
Saeed faltete die Hände ineinander und blickte zu dem Landschaftsbild hinüber.
Abel nahm einen Schluck von seinem Kaffee und stellte die Tasse nieder. »Mr. Abdullah, lassen Sie mich eines ganz offen sagen: Ich bin nicht zimperlich. Ich glaube nicht, dass Sie mich mit irgendetwas schockieren könnten. Sagen Sie mir, wofür Sie meine Dienste in Anspruch nehmen wollen, und ich bin sicher, dass wir zu einer Einigung kommen werden.«
Saeed blickte dem Deutschen fest in die Augen. »Ich will einen Mann töten lassen.«
Abel nickte kurz, um zu signalisieren, dass ihn das Ansinnen nicht weiter überraschte. »Und wer ist dieser Mann, dessen Tod Sie wollen?«, fragte er, während er erneut nach seiner Tasse griff.
»Es ist ein Amerikaner.«
Abel nahm noch einen Schluck von dem aromatischen Kaffee. »Sprechen Sie weiter«, forderte er den Araber mit wachsendem Interesse auf.
»Er arbeitet für die amerikanische Regierung.«
Na also, jetzt kommen wir der Sache schon näher. »Sein Name?« Abel bemerkte den Schweiß auf Abdullahs Stirn, während er auf eine Antwort wartete.
»Sein Name ist Mitch Rapp.«
Abel stellte die Tasse vorsichtig auf die Untertasse zurück, damit sein Gast nicht bemerkte, dass seine Hand zu zittern begonnen hatte. »Mitch Rapp«, sagte er in ruhigem Ton.
»Haben Sie von ihm gehört?«
»Ich fürchte, ja. Es gibt wohl kaum jemanden in meinem Geschäft, der diesen Namen nicht kennt.«
»Und?«, drängte Abdullah ungeduldig, »nehmen Sie den Auftrag an?«
Abel spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Er hob eine Hand, um seinen Gesprächspartner zu bremsen. »Schön langsam, Mr. Abdullah. Einen Mann wie Mitch Rapp zu töten ist keine Kleinigkeit. Da gibt es vieles zu besprechen, viele Details zu klären, und selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob ich den Auftrag übernehmen werde.«
»Geht es ums Geld? Sagen Sie mir, was Sie für einen solchen Auftrag verlangen. Wir können ja verhandeln.«
Abel drückte den rechten Daumen in seine linke Handfläche, um sich mit Akupressur zu beruhigen. Auch Mitch Rapp war schließlich nur ein Mensch, und mit ausreichender
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