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Der ferne Spiegel

Der ferne Spiegel

Titel: Der ferne Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Tuchman
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Florenz an ihn übermittelt und »auf die Hand gezahlt« mit der Bedingung, daß Coucy, sollte er sich nicht an die Bedingungen des Vertrages mit dem Kardinal halten, der päpstlichen Schatzkammer 6000 Florin zurückzuzahlen hätte. Aus der Zahlung ergibt sich, daß Coucy etwa tausend Reiter, dazu berittene Bogenschützen und Fußsoldaten zur Verfügung standen.
    Im Dezember 1372 ernannte der Papst Coucy in aller Form zum Generalhauptmann der päpstlichen Kompanie, die in der Lombardei gegen »die Söhne der Verdammnis« Krieg führte. Die Ernennung spiegelt Gregors Ungeduld über Amadeus’ Zögern wider, der Mailand von Westen her angreifen sollte, aber immer noch im Piëmont war, wo er sein Land gegen Viscontitruppen verteidigte. Coucys Aufgabe war es, sich mit Hawkwood zu vereinigen, der, nun im Sold des Papstes, auf Bologna zurückgewichen und dann wieder nach Westen aufgebrochen war, um die erhoffte Einschließung von Mailand ins Werk zu setzen. Coucy sollte mit ihm marschieren, bis sich beide Heere mit dem Amadeus’ trafen, was den Ring um Mailand schließen sollte. [Ref 211]
    Im Februar 1373 marschierte Amadeus schließlich in Mailänder Territorium ein, nachdem er mit Galeazzo einen Neutralitätspakt geschlossen hatte. Deutlich hatte dabei der Einfluß seiner Schwester Blanche im Hintergrund gewirkt und die unglückliche Familiensituation – die Verwüstung der Ländereien ihres Gatten durch ihren Bruder – beendet. In dem Vertrag verpflichtete sich Amadeus, Galeazzos Land zu verschonen, solange dieser sich jeder militärischen Hilfe für seinen Bruder Bernabò enthielt. Damit schied Galeazzo mitten im Krieg aus den Kampfhandlungen aus, und Amadeus hatte die Hände frei, Bernabò anzugreifen.
    Im Laufe des Januar 1373 hatte sich Coucy irgendwo östlich von Parma mit Hawkwood vereinigt und zog mit ihm gemeinsam gegen Mailand. Am 26. Februar, als sie sich ihrem Ziel näherten, instruierte
der Papst in einer verblüffenden Kehrtwendung Coucy, den Brüdern Visconti freies Geleit nach Avignon zuzusichern.
    Gregor XI. hatte sich von einem Verhandlungsangebot der Visconti einfangen lassen, das nichts anderes als ein Mittel Bernabòs war, Zeit für die Sammlung seiner Kräfte zu gewinnen. Während er sich noch über die scheinbar bevorstehende Unterwerfung seiner Feinde freute, schrieb der Papst an Coucy, dankte ihm für »sein tapferes und kraftvolles Handeln im Interesse der Kirche in Italien« und lobte jene in dieser Zeit wenig verbreitete Eigenschaft, seine »ungeteilte Loyalität«. Zwei Tage später, nachdem er entdeckt hatte, daß er von den Visconti betrogen worden war, drückte der Papst seinen Schmerz und sein Erstaunen aus, daß Coucy sich »mit Friedensangeboten der Feinde der Kirche« überhaupt befaßt habe. Er befahl ihm, weitere Vorschläge dieser Art nicht zu beachten, sondern seine Mission zu Ende zu führen, da der Papst fest entschlossen sei, »niemals zu verhandeln«. In Briefen an alle seine Feldhauptleute rief Gregor zu energischem Handeln auf, damit die Vereinigung der Heere verwirklicht würde. [Ref 212]
    Coucy und Hawkwood überquerten den Po im April und erreichten Montichiari, ein Bergdorf etwa vierzig Meilen östlich von Mailand. Zu dieser Zeit hatte Amadeus Mailand im Norden umgangen und stand nur noch fünfzig Meilen von Coucy und Hawkwood entfernt. Hier ließ er haltmachen, offenbar um eine Verteidigungsstellung gegen eine anrückende Streitmacht von tausend Lanzen (etwa dreitausend Reisige) unter dem Befehl von Bernabòs Schwiegersohn, dem Herzog von Bayern, anzulegen.
    In der Zange zwischen den beiden päpstlichen Armeen, hatte Bernabò durch Deiche den Oglio aufstauen lassen, um durch die Öffnung von Schleusen die Ebene überfluten zu können und so dem Feind den Weg zu verlegen. Er hatte Galeazzo aufgefordert, ihm Verstärkungen zu schicken, um der drohenden Einkreisung begegnen zu können und »in gutem Ernst« dem Sire de Coucy und Giovanni Acuto, wie Hawkwood in Italien genannt wurde, entgegenzutreten. Galeazzo war zwar vertraglich gehindert, seinen Schwager aus Savoyen zu bekämpfen, fühlte sich aber frei, sich gegen den anderen Arm der päpstlichen Macht, gegen Coucy und Hawkwood, zu wenden. Er schickte Bernabò eine aus Lombarden
und aus Baumgartens Söldnern zusammengesetzte Streitmacht unter Führung seines Sohnes, die mehr als tausend Lanzen neben Bogenschützen und vielen Fußsoldaten zählte. Gian Galeazzo, der genaue Informationen über die Stärke und die

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