Der Fetisch-Mörder
verschwindest, ohne auch nur auf Wiedersehen zu sagen, und jetzt, wo du unter Mordverdacht stehst, tauchst du plötzlich mitten in der Nacht um halb zwei unangekündigt vor meiner Tür auf.«
»Ich hätte dich anrufen sollen. Aber ich muss dringend mit dir reden. Ich war es nicht. Du musst mir glauben.«
»Warum rufst du nie an, bevor du aufkreuzt? Schwörst du, dass du mit der Polizei gesprochen hast? Wissen sie, dass du wieder da bist?«
»Ich schwöre es.«
»Und du hast heute Abend wirklich mit Jimmy gesprochen?«
»Ja«, beteuerte er, beugte sich zum Türspalt vor und sah ihr in die Augen.
»Wenn ich ihn also jetzt anrufe, bestätigt er deine Version?«
Er richtete sich wieder auf. »Es ist halb zwei, mitten in der Nacht.«
»Er ist schließlich Polizist, oder? Seid ihr nicht rund um die Uhr im Dienst? Und das hier ist verdammt wichtig, würde ich sagen.« Sie beobachtete seine Augen, um festzustellen, ob es ihn nervös machte, dass sein Aufenthaltsort bekannt wurde. Doch sein Blick blieb fest.
»Ich sollte gar nicht hier sein, aber wenn du dich dann besser fühlst, ruf ihn an.« Er blickte zu Boden. »Ich verschwinde besser. Es war ein Fehler, heute Nacht herzukommen.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Makedde sah ihm wortlos nach, das Messer gegen den Türrahmen gedrückt. Er ging bis zur Straße, dann drehte er sich noch einmal um. »Tut mir Leid, dass du in diese Geschichte reingezogen worden bist.«
»Und mir tut es Leid, was mit deiner Frau passiert ist«, erwiderte sie aufrichtig. Sie wollte glauben, dass er mit dem Mord nichts zu tun hatte, das war das Problem. Ihr gefühlsmäßiges Engagement könnte ihre rationale Urteilsfähigkeit beeinträchtigen.
Vielleicht war genau das schon längst passiert.
Um acht klingelte das Telefon und riss Makedde aus dem Tiefschlaf. Ihr Körper fühlte sich schwer an, als sei er halb in die Matratze gesunken, und überhaupt fühlte sie sich, als ob sie einen schweren Kater hätte. Dabei hatte sie keinen Tropfen Alkohol getrunken.
»Hallo?«, meldete sie sich matt.
Die Stimme klang, als käme sie von weit weg. »Hallo, Mak, hier ist dein Vater.«
»Dad! Wie geht’s dir? Entschuldige, dass ich mich nicht gemeldet habe.«
»Wie geht es dir?«
»Äh, soweit ganz gut …«
»Aha.« Irgendetwas in seiner Stimme verriet ihr, dass er wusste, dass es ihr alles andere als gut ging. Es entstand eine kurze Pause. »Mit Theresa ist alles in Ordnung«, sagte er schließlich. »Es dauert jetzt nicht mehr lange. Wenn deine Mutter das doch noch erleben könnte!« Sie hörte ihn tief durchatmen. Manchmal vergaß sie, wie stark er war und wie gut er mit Janes Tod klargekommen war.
»Kennst du einen Detective Flynn? Vom Hauptkommissariat in Sydney?«
O nein. Jetzt kommt’s.
Im Grunde überraschte es sie nicht, dass ihr Vater über Andy Bescheid wusste. Offenbar hatte er wieder einmal ein wachsames Auge auf sie geworfen. Das war vorauszusehen gewesen. Wahrscheinlich hatte er in jeder Stadt Australiens seine Kontakte, und auch überall sonst, wohin sie je zu reisen beabsichtigte.
Als sie nicht antwortete, fuhr Leslie Vanderwall fort. »Ich bin ziemlich sicher, dass ihr euch schon über den Weg gelaufen seid. Er ist ein großer Bursche, mit dunklen Haaren. Arbeitet im Mordkommissariat.«
»Ja, ich glaube, ich weiß, von wem du redest. Hmmm. Wirklich gutaussehend? Netter Arsch?«
Sieht mit Handschellen ans Bett gefesselt besonders gut aus …
»Makedde!«
»Dad, du weißt genau, wie ich es hasse, wenn du hinter mir herschnüffelst. Seit wann stellst du Nachforschungen über mich an?«
»Seit wann? Ich glaube, seitdem du elf bist und zum ersten Mal – angeblich – bei einer Freundin übernachtet hast.« Er zögerte. »Dieser Kerl, mit dem du dich da eingelassen hast, wird verdächtigt, seine Frau umgebracht zu haben. Damit ist nicht zu spaßen, Mak.«
»Dad …«
»Außerdem hat er einen schlechten Ruf. Gilt als jähzornig.«
»Das ist Blödsinn! Das hast du dir ausgedacht. Er ist vielleicht ein bisschen cholerisch veranlagt, aber er ist ein sehr ange …«
»Jetzt hör mir ausnahmsweise mal zu!«, beschwor ihr Vater sie. »Du hast dich da unten in einen ziemlichen Schlamassel geritten und solltest nach Hause kommen.«
»Ich habe erst noch ein paar Dinge zu erledigen. Vertrau mir einfach. Ich kann jetzt nicht einfach hier abhauen.«
»Du musst!«
»Ich kann nicht. Und ich werd’s auch nicht tun.«
»Du bist wirklich die Tochter deiner
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