Der Fetisch-Mörder
zuschlägt. Vielleicht ist er auf einem Mordtrip. Es würde mich nicht wundern, wenn er schon früher Frauen umgebracht, aber seine Spuren besser verwischt hat. Es gibt genug vermisste Frauen, die in sein Opferschema passen.«
»Er wird nicht aufhören.«
Andy nickte bedrückt. »Es sei denn, wir schnappen ihn rechtzeitig.«
13
Makedde rückte sich auf dem Bett zurecht. Nicht im, sondern auf dem Bett. Sie war weder unter die Decke gekrochen noch hatte sie ein Auge zugetan. Als die Polizisten vor ein paar Stunden gegangen waren, hatte sie sich in voller Montur auf die Bettdecke gesetzt und dort regungslos verharrt. Unfähig, oder auch nicht willens, zur Ruhe zu kommen.
Sie ist tot.
Im Moment sah es so aus, als gäbe es auf der ganzen Welt keinen sicheren Ort. Keine Festung, kein Zimmer, keinen Winkel, keinen Quadratzentimeter Sicherheit.
Entweder erwischt einen ein Mörder oder eine Krankheit. Der eigene Körper bringt einen um. Zerfrisst sich selbst.
Vielleicht war das der Grund, weshalb sie keinerlei Bedürfnis verspürte, nach Hause zu fliegen oder umzuziehen. Was würde das ändern? Die Welt wäre immer noch dieselbe, wo auch immer sie war. Sie hatte beschlossen, ihrem Vater nichts von dem Einbruch zu erzählen. Er machte sich auch so schon genug Sorgen. Es war genau, wie die Polizisten gesagt hatten: Der Einbruch hatte nichts mit dem Mord zu tun. Ein unglücklicher Zufall. Einfach nur ein weiterer Versuch der bösen Welt, sie aus ihrem sorgsam behüteten Dasein zu reißen.
Nein, das lasse ich nicht zu. Ich werde nicht durchdrehen.
Indem sie stundenlang so auf dem Bett gesessen und in das dunkle Zimmer gestarrt hatte, hatte sie sich vielleicht doch ein bisschen zu sehr gehen lassen. Sie gab sich einen Ruck. Es war bereits Morgen, die Sonne stand schon am Himmel, und am besten ging sie hinunter zum Strand und joggte ein wenig. Das würde ihren Kreislauf auf Touren bringen, und dann würde sie schon klarkommen, wie sie mit allem anderen klargekommen war. Ihr blieb gar nichts anderes übrig.
Es war ein wundervoller stiller Morgen am Bondi Beach, und Makedde rannte schnell und zog entschlossen ihre befreiende Spur durch die morgendliche Einsamkeit des Strandes. Ihre Füße fraßen das Pflaster unter ihr, und sie lief schneller und schneller, als könne sie der Welt, die um sie herum zerfiel, auf diese Weise entkommen. Ihr war, als hätte sie alle vertrauten Menschen verloren – alle außer ihrem Vater. Jemand war in ihre Privatsphäre eingedrungen. Sie wusste nicht, was sie tun oder denken sollte, aber eins wusste sie genau: Sie wollte nicht davonrennen.
Keine offensichtlichen Spuren eines gewaltsamen Eindringens.
Diese Tatsache gab ihr zu denken. Es schien zwar merkwürdig, aber die Polizisten hatten ihr versichert, dass es ein Kinderspiel sei einzubrechen, ohne Spuren zu hinterlassen. Bei den billigen Schlössern an ihrer Tür sei das kein Problem, hatten sie gesagt. Aber warum sollte sich jemand die Mühe machen einzubrechen und dann nichts mitnehmen? Es ergab einfach keinen Sinn, es sei denn, es war tatsächlich ein Souvenirjäger gewesen. Irgendein Verrückter, der ein ziemliches Risiko einging, um an ein Stück von Catherine zu kommen. Frische, salzige Luft füllte ihre Lunge, als sie die letzten Meter ihrer Laufstrecke von Bondi Beach nach Bronte spurtete. Schließlich erreichte sie Mark’s Park und wurde für ihre Anstrengung mit einer umwerfenden Aussicht belohnt. Trotz ihres Schlafmangels gehorchte ihr Körper ihr einwandfrei. Laufen war wie eine Art Meditation. Es machte den Kopf frei, und man konnte klar denken und wenigstens versuchen, den kleinen Geheimnissen des Daseins auf den Grund zu kommen.
Sie war sicher, dass der versoffene Fotograf Tony Thomas irgendetwas zu verbergen gehabt hatte, als sie sich im Space unterhalten hatten. Ob ein Mann, der junge Frauen umbrachte und verstümmelte, seine Obsessionen in aller Offensichtlichkeit öffentlich ausstellte? In einem Krimi wäre Tony für jeden erfahrenen Leser bestimmt nicht der Hauptverdächtige; dafür drängte er sich einfach zu offensichtlich auf. Andererseits waren viele Verbrecher im richtigen Leben sehr viel weniger clever als in den Krimis. Sei es aus Dummheit oder aus Mangel an Disziplin, aber viele hinterließen tatsächlich die sprichwörtliche Blutspur, die direkt bis vor ihre Haustür führte. Sie sollte sich jedenfalls vor Tony in Acht nehmen.
Und was war mit Detective Flynn? Am Sonntag hätte sie ihm am liebsten den Hals
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