Der Fetisch-Mörder
»Wie Sie alle wissen, haben wir ein viertes Opfer, die Schauspielerin Becky Ross. Die Autopsie wurde soeben beendet und hat ergeben, dass sie irgendwann am späten Donnerstagabend oder am frühen Freitagmorgen getötet wurde. Ich sage es jetzt noch einmal, um sicher zu sein, dass es jeder verstanden hat: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass absolut nichts über diesen Fall nach draußen dringt. Wenn irgendeine Information diesen Raum verlässt, sitzt jeder Einzelne von Ihnen verdammt tief in der Scheiße! Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Okay, damit ist dieses Thema erledigt.
Ich habe ein etwas gründlicheres Profil unseres Mörders vorbereitet. Hier sind Kopien für jeden.« Er ließ einen Stapel Kopien herumgehen. »Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass es sich hier um ein allgemeines Profil handelt, das bei der Ermittlung als Werkzeug dienen soll. Unser Mörder fällt in die Kategorie ›Sexualtäter mit Gewalttrieb‹.« Er sah auf und blickte einigen Mitgliedern seines Teams in die Augen. »Im Klartext heißt das: Er ist ein Sadist. Vielleicht hat er diese Neigung am Anfang nicht so offen gezeigt, aber inzwischen bewegt er sich eindeutig in diese Richtung – sein letztes Opfer bestätigt das. Er verstümmelt seine Opfer bei lebendigem Leibe.«
Erneut machte er eine kurze Pause. »Diese Sorte Täter bedient sich oft irgendeiner Lüge oder spielt den charmanten Gentleman, um sein Opfer in Sicherheit zu wiegen und sein Vertrauen zu gewinnen. Wenn er dann über es herfällt, sagt er vielleicht Dinge wie ›Nenn mich Meister‹, oder ›Gebieter‹, oder etwas in der Art.«
Hunt konnte ein Kichern kaum unterdrücken.
»Halten Sie den Mund, Hunt, und machen Sie sich Notizen!«, fuhr Andy ihn an. »Sonst sind Sie derjenige, den ich daransetze, jede einzelne Sexualdelikt-Akte der vergangenen fünf Jahre unter die Lupe zu nehmen.«
Hunt verstummte.
»Möglicherweise fragt er die Frauen ›Tut es weh?‹. Vielleicht zwingt er sie, um Gnade zu flehen, möglicherweise demütigt und beschimpft er sie auch, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.« Er gab Hunt durch einen scharfen Blick zu verstehen, dass dieser sich hüten solle, einen dummen Kommentar abzugeben. »Vielleicht macht er Fotos, während er sich an dem Opfer vergeht, oder er nimmt es auf Video auf. Wie wir gesehen haben, richtet sich sein Verstümmelungsdrang vor allem gegen bestimmte Körperteile, vermutlich gegen diejenigen, die für ihn eine sexuelle Bedeutung haben – Brüste, Füße, Vagina, Anus und so weiter. Seinem letzten Opfer hat er die Brustwarzen abgeschnitten. In einem früheren Stadium seiner perversen Entartung hat er vielleicht nur in die Warzen gebissen oder sie mit einem Messer angeritzt.«
Er sah in die Runde. »Vielleicht finden wir bei früheren Sexualdelikten und Vergewaltigungsfällen weitere Hinweise. Natürlich sind alle Fälle, bei denen der Täter zur Zeit im Knast sitzt, uninteressant. Unser Mörder geht sehr vorsichtig zu Werke, aber vielleicht war er früher nachlässiger. Möglicherweise hat er auch schon mal gesessen und von Mithäftlingen Tipps mit auf den Weg bekommen, vielleicht hat er sich auch eine eigene kleine Bibliothek über forensische Techniken zugelegt. Wahrscheinlich steht er beim Sex auf Fesseln und Folterinstrumente. Vielleicht sammelt er Trophäen oder führt eine Art Tagebuch über seine Morde. Er hat eine komplette Ausrüstung dabei, unter anderem Waffen, Sexutensilien und Fesseln. Entweder sucht er sich seine Opfer willkürlich aus und stellt ihnen nach, oder er plant die Überfälle im Voraus. Er vergeht sich mindestens vier Stunden an seinen Opfern, bevor er sie tötet oder freilässt. Es kann aber auch vierundzwanzig Stunden dauern. Diese Zeitangaben wurden von den Gerichtsmedizinern für alle vier uns bekannten Opfer bestätigt.«
»Ein verdammter Psycho«, murmelte Jimmy vor sich hin.
»Dazu wollte ich gerade kommen. Wir haben es vermutlich mit einem gewalttätigen Psychopathen zu tun, der einen hohen Intelligenzquotienten hat. Das heißt, er kann sehr charmant und einnehmend sein, wenn er will. Alle bisherigen Opfer waren weiße Frauen, weshalb wir davon ausgehen, dass er ebenfalls weiß ist. Er geht mit großer Sorgfalt vor und ist einigermaßen reif. Ich würde sagen, er ist Mitte zwanzig bis Ende dreißig und lebt im Großraum Sydney. Er begeht seine Verbrechen an einem abgelegenen Ort und hält seine Opfer dort gefangen. Dass er es bei seiner letzten Tat auf jemanden
Weitere Kostenlose Bücher