Der Fetisch-Mörder
das. Ich habe mein Leben unter Kontrolle. Neue Wohnung. Neues Auto. Neue Makedde.
Sie steuerte den Wagen vom Parkplatz des Verleihs, vorbei an einem Plakat mit einem überlebensgroßen lächelnden Koala und dem Spruch ›Schnäppchenjäger aufgepasst – bei Lowe-Rent gibt’s Mietwagen zu Tiefstpreisen!‹
Vergiss nicht: Linksfahren.
Sie bog auf die William Street, reihte sich in den endlosen Strom der Stoßstange an Stoßstange dahinrollenden Autos ein und schaffte es in Nullkommanichts, problemlos auf der linken Straßenseite zu fahren.
Na also! Es geht doch. Ich lasse mich doch nicht von irgendeinem Irren verrückt machen.
Langsam machte sie sich mit den Freuden des Autofahrens im Central Business District von Sydney vertraut. Sie steuerte den Wagen selbstbewusst von der William Street in die College Street und fuhr dann in Richtung Bronte. Als sie eine sechsspurige Kreuzung überquerte, hörte sie plötzlich ein lautes Hupkonzert.
Meinen die etwa mich?
»Hey! Sie sind auf der falschen Straßenseite!«
Sie kam mitten auf der Kreuzung zum Stehen und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Reifen quietschten, es wurde gehupt, was das Zeug hielt. Als die Ampel umsprang, fuhren die Autos an und hielten direkt auf sie zu, ohne ihr Hupkonzert zu beenden. Sie versuchte zurückzusetzen, doch der rollende Verkehr versperrte ihr den Weg.
»Verdammte Touristin!«, brüllte jemand.
Einige Autos rollten langsam vorbei, die Insassen glotzten aus den Fenstern und starrten sie an, als gäbe es einen Riesenunfall zu besichtigen. Schließlich erkannte sie ihre Chance, trat aufs Gas und schoss vorwärts und weiter die Straße entlang. Endlich den argwöhnischen Blicken entzogen, riet ihr ihr Instinkt, bei der ersten Gelegenheit links ranzufahren und das Auto stehen zu lassen. Doch sie fuhr unbeirrt weiter, und ziemlich bald hatte sie den schlimmsten Verkehr hinter sich gelassen und näherte sich Bronte. Ihre neue Bleibe verfügte zwar über jeden Luxus, jedoch nicht über eine Garage. Also drehte sie ein paar Runden und fand schließlich vier Blocks entfernt einen freien Parkplatz. Das, dachte sie, war wohl der Preis, den man zahlen musste, wenn man so nah am Strand wohnte.
Beim Betreten der Wohnung sah sie, dass der Anrufbeantworter blinkte. Sie hoffte, dass es Andy war, der sie irgendwohin ausführen wollte. Auf jeden Fall würde sie ihn fahren lassen. Vielleicht konnten sie ja dann da weiter machen, wo sie Sonntagnacht aufgehört hatten.
Erwartungsvoll drückte sie den Abspielknopf.
»Hallo, Sweetie! Ich bin’s, Loulou. Es ist unmöglich, dich zu erreichen! Wo bist du denn hingezogen? Wollen wir uns nicht mal treffen? Ruf mich an.«
Makedde hoffte innig, als Nächstes Andys Stimme zu hören, doch es gab keine weiteren Nachrichten.
Sie runzelte die Stirn.
Es ist ein Wochentag. Er hat bestimmt viel zu tun. Sicher ruft er später an. Oder wollte er womöglich nichts mehr von ihr wissen? War sie zu resolut gewesen?
Ach was. Er hat es toll gefunden.
Sie klappte ihr Adressbüchlein auf und wählte Loulous Nummer. Nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen.
»Hallo, Loulou. Ich bin’s, Makedde.«
»Makedde! Wie geht’s dir, Sweetie?« Sie klang aufgeregt. Aber eigentlich klang sie immer aufgeregt. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass Becky Ross tot ist. Sie hatte so eine glänzende Zukunft vor sich.«
»Ich weiß«, entgegnete Makedde. »Es ist einfach furchtbar.«
»HatstdunschönsWochenende?«, wollte Loulou wissen.
»Wie bitte?«
»Hattest – du – ein – schönes – Wochenende?«, betonte Loulou jede einzelne Silbe, als sei Makedde schwerhörig.
»Ach so. Ja, hatte ich.«
»Hast – du – die – ganze – Zeit – an – der – Strippe – gehangen?«
»Jetzt hör auf damit!«, wehrte Makedde lachend ab. »Ich bin nicht schwerhörig. Ich habe nur Probleme mit deinem Dialekt. Und was deine Frage angeht: Nein, ich habe nicht die ganze Zeit telefoniert.«
»Komisch. Immer wenn ich es versucht habe, war besetzt.«
Makedde dachte an die vielen Stunden, die sie mit Andy verbracht hatte, und in denen sie nicht hatten gestört werden wollen.
»Oh, wir haben den Hörer danebengelegt. Ich meine … Ich. Ich habe den Hörer danebengelegt.« Hoppla.
»Ach, tatsächlich? Wer ist denn der Glückliche? Ich hoffe, du hast dir ein Prachtexemplar geangelt!«
»Tut mir Leid, Loulou, ich kann wirklich nicht darüber reden. Aber, ja – ich hatte ein tolles Wochenende.« Es war wirklich
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