Der Fetisch-Mörder
toll. »Eigentlich rufe ich an, weil ich dich fragen wollte, ob du Lust hast, mit mir eine Einkaufs-Therapie zu machen. Ich war schon ewig nicht mehr richtig shoppen.«
»Süße, was für eine tolle Idee. Ich liebe Shopping-Touren!«
»Wie wär’s gleich morgen?«, schlug Makedde vor. »Wir könnten in Paddington Mittag essen und danach die Boutiquen stürmen.«
»Einkaufen bis zum Umfallen! Klingt göttlich. Und bring dein Portfolio mit. Bei der Präsentation bin ich gar nicht dazu gekommen, es mir anzusehen.«
»Mach ich.«
»Wo wohnst du denn jetzt?«
»In Bronte, in einer wirklich netten Wohnung. Sie gehört einem anderen Model von Book. Hast du schon mal von einer Deni gehört?«
»Das totale Miststück«, entgegnete Loulou flapsig. »Nee, war nur ein Scherz. Hab noch nie von ihr gehört. Bronte ist ja fast bei mir um die Ecke. Mein Auto ist bis morgen Nachmittag in der Werkstatt. Kannst du mich abholen?«
Das war das Letzte, was Makedde hören wollte.
»Ich habe einen Leihwagen, aber …«
»Super! Dann komm doch gegen Mittag bei mir vorbei. Bis dann, Sweetie.«
»Okay, Sweetie«, sagte Makedde in die tote Leitung.
Schließlich gab Makedde ihr Geduldsspiel auf und rief auf dem Mordkommissariat an. Da sie das Foto, das sie so aus der Fassung gebracht hatte, einfach nicht mehr finden konnte, hielt sie es für das Beste, es ihrem Gesprächspartner gegenüber nicht zu erwähnen, doch sie hoffte vielleicht den schwer fassbaren Detective Flynn aufzuspüren.
Eine Beamtin meldete sich: »Zentrales Mordkommissariat.«
»Können Sie mich bitte zu Detective Flynn durchstellen?«
»Tut mir Leid, er ist nicht zu sprechen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen Detective Cassimatis geben.«
Verdammt. Makedde zögerte. Andy würde toben, aber das war dann eben ihr Pech. Schließlich war sie selbst kurz davor, auszurasten.
»Detective Cassimatis.«
»Hallo. Ich bin eigentlich auf der Suche nach Detective Flynn.«
»Er ist im Moment nicht zu sprechen«, entgegnete Jimmy. »Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen, Miss …«
»Hier spricht Makedde Vanderwall. Und Sie sind Jimmy, nicht wahr? Detective Flynns Partner.«
»Oh …« Es entstand eine lange Pause. »Makedde – haben Sie ihn heute schon gesehen?«
»Nein. Ich versuche schon seit ein paar Tagen, ihn zu erreichen.«
Es entstand eine weitere Pause. »Nun, wie gesagt – er ist nicht zu sprechen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
Seine Schroffheit verblüffte sie. »Äh … nein.«
Er legte auf.
37
Er saß in Bondi auf der Parkbank vor dem Wohnblock, rang die Hände und starrte verzweifelt auf ihr verdunkeltes Fenster. In den vergangenen vier Stunden hatte sich in der Wohnung nichts geregt, hatte er kein Lebenszeichen von ihr gesehen. Niemand Interessantes hatte das Gebäude betreten oder verlassen. Keine stattliche Blondine. Keine Makedde. Zwischen seinen Schichten bei der Arbeit hatte er Stunden damit zugebracht, ihre Wohnung zu observieren, und immer noch ließ sie sich nicht blicken.
Hatte er sie etwa wegen seinem dämlichen Job verloren?
Früher war er gerne zur Arbeit gegangen. Doch inzwischen hatte er andere Dinge im Sinn. Wichtigere Dinge. Inzwischen stand seine Arbeit ihm zunehmend im Weg. Er brauchte seine freien Stunden, um dem nachzustellen, was ihm rechtmäßig zustand. Doch er konnte seinen Job auch nicht einfach kündigen. Was würde seine Mutter dazu sagen? Konnte er ihr so etwas verheimlichen?
Zum Trost ließ er eine Hand in seine Jackentasche gleiten. Durch den Nylonstoff fühlte sich das Skalpell hart und beruhigend an. Die Nacht war hereingebrochen, und er war bereit; doch von Makedde war weit und breit nichts zu sehen. Sein großer Preis war verschwunden. Er war unglaublich wütend. Wütend und enttäuscht. Er würde sie von ihren Sünden befreien. So war es ihm bestimmt. Sie war die Auserwählte. Wie hatte sie ihm bloß entwischen können?
Er tätschelte seine Tasche. Er würde alle Straßen abklappern, die ganze Stadt durchkämmen, von den großen Boulevards bis zu den kleinsten Gassen alles absuchen und jeden einzelnen Stein umdrehen.
Wir werden sie finden. Keine Sorge, wir werden sie finden.
38
Am Mittwochmittag hielt Makedde vor dem Apartmenthaus, in dem Loulou wohnte, und hupte. Tief in Gedanken versunken wartete sie im Auto, auf dem Beifahrersitz lag die neueste Ausgabe des Klatschmagazins Weekly News. Ein Werbeplakat mit der Titelseite des Magazins und der reißerischen Schlagzeile SOAP-STAR ERMORDET
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