Der Feuer-Dämon
nicht. Urs hat ihn immer nur als den »Abtrünnigem bezeichnet.«
»Inwiefern war er abtrünnig?«, erkundigte sich Mario.
»Das hat er mir nicht gesagt.«
»Er könnte also etwas mit der Kirche und auch mit der Schweizer Garde zu tun gehabt haben?«
»Das denke ich auch.«
»Und weshalb kam er zu Ihnen? Können Sie sich da einen Grund vorstellen, Claudia.«
»Nein, das kann ich nicht. Warum hat er Urs so grausam getötet? Der hat ihm doch nichts getan, verdammt noch mal. Da braucht er ihn doch nicht einfach umzubringen.« Sie sprach immer schneller, und dann kam es wieder über sie, und sie fing an zu weinen.
Wir mussten ihr Ruhe lassen. Ich holte ihr noch ein Glas Wasser und stellte es in ihre Nähe, während sich Mario Carlesi so seine Gedanken machte.
Er beugte sich auf seinem einfachen Holzstuhl nach vorne und sagte mit leiser Stimme: »So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht. Es war kein Zufall, dass Urs Meyer getötet wurde, John.«
»Aber warum hat man das getan?«
»Das müssen wir noch herausbekommen.«
»Wenn man sich an ihn herangemacht hat, Mario, dann kann es durchaus um die Schweizer Garde gehen. Sie will man schwächen. Man sucht sich einen jungen Mann aus, bedroht ihn, und weil er nicht mitgemacht hat, hat man ihn getötet.«
»Warum ist er dann nicht zu mir gekommen, verflucht?«
»Vielleicht wollte er es«, entgegnete ich. »Vielleicht hat er eine unbedachte Bemerkung im Beisein des anderen gemacht, und dann hat der Killer die Konsequenzen gezogen.«
»Kann sein.«
»Es war so«, meldete sich Claudia Conti mit leiser Stimme. »Er hat mir gesagt, dass er das tun will. Er wollte, so glaube ich, mit Ihnen sprechen, Mario.«
»Dazu ist es leider nicht mehr gekommen.«
»Ich weiß.« Claudia fing wieder an zu weinen. Dass sie sich in Gefahr befand, stand für uns fest. Wir würden sie nicht mehr allein lassen, und Mario sprach davon, sie unter den Schutz der Schweizer Garde zu stellen. Der Killer musste davon ausgehen, dass sie etwas gesagt hatte, was für ihn gefährlich werden konnte, und deshalb war er gezwungen, so schnell wie möglich zu handeln.
»Was ist denn passiert, als er hereinkam?«, fragte Mario. »Wenn Sie nicht wollen, Claudia, brauchen Sie uns nichts zu erzählen. Das bleibt Ihnen überlassen.«
»Nein, nein, ich werde schon reden. Alles andere ist unwichtig. Meine Großmutter wusste nicht Bescheid, ich habe ihr nichts gesagt. Aber sie war eine kluge Frau. Sie hat sofort erkannt, dass mit diesem Menschen etwas nicht stimmte. Deshalb hat sie ihn auch abgewiesen. Beide haben sich angeschrien. Es kam zu einem heftigen Streit, und da hat der Mann die Nerven verloren.«
ja, so musste es gelaufen sein.
Claudia schlug sich die Hände vors Gesicht. Trotzdem sprach sie weiter, obwohl ihre Worte nur schwer zu verstehen waren. »Ich habe meine Großmutter gehört. Sie hat nicht geschrien. Nur schrecklich gejammert. Es war einfach grauenhaft. Das werde ich nie vergessen. Es war einfach furchtbar für mich.«
»Und da haben Sie sich versteckt«, sagte ich.
»Ja.«
Wir schwiegen. Nur Claudias Schluchzen war zu hören. Aber sie riss sich zusammen und flüsterte mit halb erstickter Stimme: »Jetzt habe ich Angst davor, dass er zurückkommt. Er sucht mich, das weiß ich, denn er ist auf den Balkon gekommen, um nach mir zu schauen. Ich fürchtete, dass er auf das Dach klettern würde, aber das ist zum Glück nicht passiert. Nur weiß ich, dass er zurückkehren wird.«
»Er wird Sie nicht finden«, sagte Carlesi.
Sie schaute hoch und schüttelte den Kopf. »Wieso? Warum sollte er mich nicht finden?
»Weil Sie nicht mehr hier sein werden, Claudia. Wir werden Sie mitnehmen. Packen Sie einige Dinge zusammen. Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird. Aber wir können Ihnen versichern, dass wir ihn jagen werden. Er hat einen meiner Soldaten getötet, und das kann ich nicht einfach so hinnehmen.«
Sie nickte und zog die Nase hoch. »Es ist alles so schrecklich, Signore. Ich habe damit nie gerechnet. Das konnte ich auch nicht. Er tarnt sich gut. Er ist ein Priester – oder er tut zumindest so –, und jemand wie er fällt in dieser Stadt nicht auf. Deshalb kann er sich auch so verdammt frei bewegen.«
»Nicht mehr lange, das verspreche ich.« Mario lächelte und schaute auf die Uhr. »Wichtig ist, dass Sie in Sicherheit gelangen, und das werden wir jetzt in die Hand nehmen. Packen Sie jetzt.«
»Das meiste habe ich im Krankenhaus. Kann ich nicht so mit und meine Sachen
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