Der Feuer-Dämon
später holen?«
Mario lächelte und nickte ihr zu. »Alles okay, Claudia, ich lasse sie später abholen.«
»Danke.«
Wir wollten uns hier nicht länger aufhalten. Mario kümmerte sich um die junge Frau. Ich ging noch mal in das andere Zimmer, ohne einen Blick auf die abgedeckte Leiche zu werfen. Dafür trat ich auf den Balkon. Es war nicht wegen der Aussicht. Ich wollte einzig und allein Father Ignatius anrufen und ihm berichten, welche Spur wir inzwischen aufgenommen hatten.
Er hörte ruhig zu und gab wenig später, zu, dass er damit nicht gerechnet hätte.
»Es geht also um die Schweizer Garde, Ignatius. Irgendjemand will an sie heran.«
»Da hast du sicherlich Recht, John. Jetzt frage ich mich, ob dieser angebliche Priester ein Einzelgänger ist oder ob noch mehr Personen zu seinem Dunstkreis gehören?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich ihm. »Es ist alles möglich. Er kann ein verrückter Einzelgänger sein, es kann aber auch mehr dahinter stecken.«
»Also eine Gruppe!«
»Zum Beispiel.«
Ich hörte Ignatius stöhnen, bevor er sprach. »Wenn dieser Mensch an die Schweizer Garde heranwill, um sie zu unterwandern oder zu vernichten, dann ist das erst der Anfang. Tatsächlich jedoch steckt mehr dahinter, John.«
»Gut. Und was?«
Er antwortete mit einer Frage. »Wen schützt die Garde?«
Ich musste nicht erst überlegen. »Den Papst.«
»Eben.«
Ich musste erst mal schlucken.
»Hörst du noch zu, John?«
»Klar«, flüsterte ich mit rauer Stimme. »Du glaubst, dass es in Wirklichkeit um den Papst geht?«
»Das kann sein Ziel sein.«
»Tja, wenn das so ist, werden wir uns verdammt beeilen müssen, das sage ich dir.«
»Kann ich helfen?«
Ich musste leise lachen. »Wir suchen einen abtrünnigen Priester oder einen Menschen, der den Rock des Geistlichen als Tarnung benutzt. Das ist hier in Rom verdammt nicht leicht.«
»Da stimme ich dir zu, John. Ich werde tatsächlich versuchen, die Spur der Abtrünnigen zu verfolgen. Wir haben da so unsere Dossiers.«
»Gut, Ignatius. Und wir werden Zusehen, dass wir die Zeugin in Sicherheit bringen.«
»Wo?«
»Bei der Garde.«
»Das ist gut. Da ist sie sicher. Aber was ist mit der verbrannten Frau? Man kann sie nicht einfach liegen lassen, finde ich. Bei diesem Wetter würde sie...«
Ich sprach in seinen Satz hinein. »Kannst du uns da nicht zur Seite stehen?«
Ignatius lachte. »Okay, Geisterjäger, ich regele das. Manchmal ist es schon gut, wenn man einen gewissen Einfluss besitzt. Aber ihr meldet euch, wenn ihr wieder im Vatikan seid.«
»Machen wir.«
»Gut, dann werde ich mich auch an die Arbeit machen.«
Unser Gespräch war beendet. Ich steckte das Telefon wieder weg und ließ einen letzten Blick über das Meer der Hausdächer gleiten. Unter dem blauen Himmel kam mir dieser Teil der Stadt vor wie ein großes Gemälde. Leider war ich nicht hier, um ein paar Tage Urlaub zu machen.
So ging ich wieder zurück zu den beiden, die schon auf mich gewartet hatten. Ich sah Marios fragenden Blick und erklärte ihm, dass ich Father Ignatius eingeweiht hatte.
»Sehr gut. Nicht jeder kommt so leicht an ihn heran. Das schaffe auch ich nicht.«
»Ach«, sagte ich, »wir kennen uns eben schon recht lange, und ich kann behaupten, dass wir befreundet sind. Da höre ich hin und wieder von seinen Problemen und bin natürlich bereit, bei der Lösung mitzuhelfen, wenn es geht.«
»Hilft er auch mit?«
»Ja. Ich habe ihm alles gesagt. Besonders der abtrünnige Priester hat ihn aufmerksam werden lassen. Ich denke, dass er in diese Richtung Nachforschungen anstellen wird.«
»Das klingt gut.«
»Meine ich auch.«
Mario fasste Claudia an der Hand. »Ich denke, dass wir hier nichts mehr zu suchen haben.«
»Nehmen wir ein Taxi?«, fragte ich.
Der Gardist drehte sich zu mir um. »Nein, das werden wir nicht. Die Fahrt würde sich nicht verkürzen. Der Bus kommt besser durch als ein Taxi. Glauben Sie mir.«
»Sie müssen es wissen...«
***
Wir gingen wieder zu der Haltestelle, an der wir auch eingestiegen waren. Auf dem Markt herrschte noch immer der gleiche Trubel, und auch an der Haltestelle stauten sich einige Menschen, die auf den Bus warteten.
Das taten wir auch. Claudia stand zwischen uns. Sie hatte nur einen Rucksack mit ihren persönlichen Dingen mitgenommen. Der hing jetzt auf ihrem Rücken.
Sie stand zwischen uns und wurde von uns bewacht wie von zwei Leibwächtern. Da sie relativ klein war, fielen wir in dieser Pose durchaus auf.
Claudia
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