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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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würde.
    »Kann man mit den Kerlen verhandeln?«, fragte Mera.
    »Mit einem Corhan-Raubfisch kannst du auch nicht verhandeln. Wenn du den siehst, bist du entweder auf einem sicheren Deck, oder du wirst gefressen. In Sicherheit sind wir hier leider nicht.« Kip spuckte über Bord und dachte an die Erzählungen über Kapitäne aus alter Zeit, die der Sage nach mit einem Dutzend Gurrländern fertig geworden waren. Für ihn aber war selbst ein halber zu viel. Dennoch griff er zu seinem Dolch und überlegte, ob er sich nicht wenigstens symbolisch zur Wehr setzen sollte. Da ihn die Gurrländer dafür aber nicht nur symbolisch, sondern echt umbringen würden, ließ er es sein.
    Das fremde Schiff kam näher und legte sich neben Hekendialondilans Boot, das inzwischen sämtliche Segel gestrichen hatte. Drei Männer stiegen an Bord und drohten mit ihren Schwertern und Kampfbeilen. Angesichts der seltsam zusammengewürfelten Schar sahen sie sich verwundert an.
    »Was haben wir denn da? Kindlinge! Wie kommen die in diese Gegend?«, brummte der eine.
    »Ein Runierkindling ist auch dabei! Noch seltsamer«, sagte ein anderer. Der Dritte drehte sich um und erstattete dem Kapitän des Schiffes Rapport.
    »Bringt sie herüber! Gefesselt!«, befahl dieser.
    »Ihr habt gehört. Also schön her mit euren Patschhändchen!« Er packte Kip, schleuderte ihn zu Boden und wickelte ein Seil um seine Handgelenke, das sich von selbst zuzog.
    »Jetzt das Spitzöhrchen. Es wird ein wenig brennen, weil es ein gutes schwarzmagisches Seil ist, aber ein wenig Schmerz ist gut. Er verhindert dumme Gedanken!« Der Gurrländer trug eine schwarze Rüstung, hatte aber seine Maske hochgeschoben, und so konnte man im Licht der Bordlaterne seines Schiffes sein Gesicht erkennen. Seine Züge wirkten kantiger als die eines Menschen, die Nase war breit und flach, und der untere Teil seines Gesichtes bildete eine leicht vorspringende Schnauze. Die Eckzähne seines Unterkiefers standen schräg nach vorne und ragten fast bis zu den Nasenflügeln hoch. Dennoch wirkte er auf Mera nicht wie ein Tier oder ein Ungeheuer. Er sah auch nicht wie jemand aus, der Freude daran hatte, andere Lebewesen zu quälen.
    Ihre magischen Sinne teilten ihr mit, dass der Gurrländer ebenso wie seine Kameraden von einer Art schwarzer Dunstwolke umgeben war, die ihn vollkommen einhüllte, und sie spürte die Art der Magie, die in dieser Wolke steckte. Sie war stark und böse.
    Unterdessen war Hekendialondilan bis ans Heck ihres Bootes zurückgewichen. Mera und die anderen taten dies unwillkürlich auch. Das Boot jammerte, weil es die ungleiche Gewichtsbelastung ausgleichen musste. Diese wurde noch schlimmer, als die drei Gurrländer auf die Gruppe zutraten.
    »Gebt auf, sonst werden wir grantig!« Der Sprecher griff zu, erwischte Careela und zerrte sie nach vorne. Die Prinzessin kreischte vor Angst. Prompt versetzte der Gurrländer ihr eine schallende Ohrfeige und befahl ihr, still zu sein.
    Careela verstummte, doch dafür rannen ihr die Tränen in breiten Bächen über die Wangen. Sie krümmte sich wie ein Wurm und rollte sich zusammen. Als sie nach einem heftigen Fußtritt noch immer nicht die Arme ausstreckte, um sich fesseln zu lassen, zog der Gurrländer seinen Dolch und schlug ihr den Knauf gegen denSchädel, so dass sie mit einem leisen Laut zurücksank und bewusstlos liegen blieb.
    »So geht es allen, die nicht gehorchen«, erklärte der Gurrländer und bückte sich, um die Wehrlose zu fesseln. Da sah er sich auf einmal Argo gegenüber. Der Kleine rannte mit zornig glühenden Augen auf den Gurrländer zu und hieb mit seinen winzigen Fäusten auf ihn ein.
    Der Gurrländer griff ihn mit der Linken am Genick, hob ihn hoch und holte mit der anderen Hand aus.
    »Nein, nicht!«, rief Mera und versuchte, ihm in den Arm zu fallen. Ein anderer Gurrländer stieß sie mit dem Schaft seiner Doppelaxt zurück. Fast gleichzeitig klatschte es, und der Schlag riss Argo beinahe den Kopf von den Schultern. Ein anderer Junge seines Alters wäre nach diesem Schlag bewusstlos gewesen oder gar tot. Argo hingegen schüttelte sich nur und fauchte wie eine gereizte Katze, während seine Augen in rascher Folge die Farben wechselten. Auch seine Haare strahlten wieder in allen sechs Farben, und Mera sah, wie nur für sie und die Runi erkennbare Wolken magischer Energie auf ihn zuströmten. Ihr eigenes Blau war ebenso dabei wie das Weiß Hekendialondilans oder das Schwarz, das die Gurrländer umgab.
    Die gesamte

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