Der Finger Gottes
dich, keiner gibt dir die alleinige Schuld. Bis auf die Tatsache, daß du uns früher hättest benachrichtigen müssen . . .«
»Was ich versucht habe, die ganze Nacht und den ganzen Morgen über.«
»Ja, ja, schon gut!« winkte Jonas ab. »Diese Scheißköter, möchte nur zu gerne wissen, wozu die taugen, wenn sie im entscheidenden Moment versagen?! Und das alles nur wegen diesem . . .!« Er ballte die Fäuste in ohnmächtiger Wut. »Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, daß Csilla anfängt zu quatschen! Ich hoffe nur, sie hat ihr Hirn inzwischen so kaputtgesoffen, daß sie nicht mehr für voll genommen wird.«
»Die alte Olsen ist übrigens gestern gestorben. Wenigstens eine, die die Klappe nicht mehr aufmachen kann«, sagte Victor.
»Und wenn schon, im Grunde leben noch viel zu viele! Wißt ihr, mir wird immer klarer, daß wir damals einen gewaltigen Fehler gemacht haben. Wir haben nämlich zu viele eingeweiht«, sagte Martin.
»Was blieb uns denn anderes übrig?« widersprach Jonas. »Wenn dieser Höllerich nicht den halben Ort zusammengeschrien hätte . . .«
»Das ist die Strafe«, sagte Victor ruhig, schloß kurz dieAugen, den Kopf in den Nacken gelegt. Sein Gesicht war blaß, er wirkte übernächtigt, war unrasiert, mit einer Hand fuhr er sich übers Kinn.
»Was ist das jetzt schon wieder für ein Gefasel?« blaffte Martin ihn verständnislos an. »Von was für einer verdammten Strafe redest du da?«
»Die Strafe für das, was wir getan haben. Und ich habe nur mitgemacht, weil ihr mich dazu gezwungen habt. Einen Monat, höchstens zwei wolltet ihr Csilla unter Verschluß halten, so lange, bis dieser Höllerich sein Geld genommen und irgendwo untergetaucht war. Und was ist daraus geworden? Sie wird sich rächen, und Sarah wird das gleiche tun, denn das, was wir mit ihr gemacht haben, war keinen Deut besser. Ich habe meine eigene Tochter verraten! Mein eigenes Fleisch und Blut!«
»O mein Gott, jetzt geht das schon wieder los! Wenn’s hart auf hart kommt, ziehst du den Schwanz ein, lieber Bruder«, höhnte Jonas. »Aber das ist bei dir ja nichts Neues. Du ziehst nämlich immer den Schwanz ein, wenn’s drauf ankommt. Deswegen bist du auch gescheitert, während Martin und ich es zu was gebracht haben!«
»Gut, ich gebe zu, ich hatte nicht immer Erfolg . . .«
»Nicht immer Erfolg, nicht immer Erfolg!« Jonas lachte dämonisch auf. »Wenn ich das höre, dreht sich mir ja fast der Magen um! Du hattest nie auch nur den Funken von Erfolg. Du kannst das Wort doch nicht mal buchstabieren! Dabei hättest gerade du es zu was bringen können, schließlich bist du der älteste von uns dreien!«
»Im Gegensatz zu euch hatte ich Vater vor mir! Er hat mich gehindert . . .«
»Keiner hat dich gehindert! Das warst du ganz allein. Du bist für dein Scheitern verantwortlich. Keiner, außer dir selbst, erst recht nicht Vater. Aber du suchst ja immer einen Schuldigen für dein verkorkstes Leben!«
»Es ist gut, Jonas!« herrschte Martin ihn an. »Es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns jetzt auch noch gegenseitig zerfleischen! Laßt uns lieber überlegen, wie wir mit heiler Haut aus der Sache rauskommen. Und, vor allem«, er stellte sich ans Fenster, preßte die Lippen aufeinander, drehte sich abrupt um und schaute erst Jonas, dann Victor an, »wo können sie sein?«
»Woher soll ich das wissen?« maulte Victor.
»Er ist beleidigt«, spottete Jonas. »Na so was, unser lieber großer Bruder spielt die beleidigte Leberwurst, weil er die Wahrheit nicht ertragen kann.«
»Halt endlich dein verdammtes Maul!« zischte Martin.
»Schon gut, schon gut, kein Wort mehr. Aber ich sage nur eines – ich stehe ganz kurz davor, den größten Erfolg in meinem Leben zu erringen, und ich lasse mir diese einmalige Chance nicht wegen einer solch beschissenen Angelegenheit versauen!«
»Keine Angst, du wirst schon bekommen, was du willst! Ich werde dafür sorgen, wie ich bis jetzt für alles gesorgt habe, was mit deiner Karriere zusammenhängt. Denn auch du hast bis jetzt kaum etwas aus eigener Kraft geschafft«, bemerkte Martin abfällig. »Ich habe deine Sachen erledigt, während du in irgendwelchen Betten rumgehurt oder dein strahlendes Lächeln für irgendwelche Kameras zur Schau getragen hast! Aber um dich zu beruhigen, was glaubst du wohl, wem wird im Ernstfall eher geglaubt werden, uns oder zwei offensichtlich verwirrten Frauen? Auch du, mein lieber Jonas, zweifelst noch immer an den Spielregeln in diesem Leben, nämlich
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