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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kurze Pause, ein Lächeln, ein schneller Blick auf Brackmann. »Nein, ich kann sonst über die Vandenbergs nichts sagen, weder positiv noch negativ.«
    »Gar nichts? Sie leben seit Jahrzehnten hier in Waldstein,und Sie wissen nichts?« fragte Brackmann, der seine Erregung nur mühsam unterdrücken konnte.
    »Was ich weiß, wissen alle. Die Vandenbergs sind reich, ihnen gehört praktisch ganz Waldstein, und was ihnen nicht direkt gehört, gehört irgend jemandem, der mit ihnen verwandt oder verschwägert ist. Mich wundert sowieso, daß sie noch immer in Waldstein leben, wo sie doch ihre Geschäfte in der ganzen Welt tätigen. Nun gut, sie haben ihre Flugzeuge, ihre schnellen Autos, und vielleicht sitzen die Wurzeln einfach so tief, daß sie es nicht übers Herz bringen, wegzuziehen. Schließlich leben sie schon seit vielen Generationen hier.«
    Brackmann erhob sich, steckte den Brief in die Brusttasche seines Hemdes, schaute auf seine staubigen Schuhe, den nicht minder staubigen Saum seiner Hose. Das schweißnasse Hemd begann allmählich zu trocknen und an seiner Brust und dem Rücken zu kleben, seine Haut juckte. Engler verschwieg ihm etwas. Es war eine vage, doch sichere Ahnung, und er würde nicht lockerlassen; selbst wenn es härtester Granit war, durch den er sich bohren mußte, er würde herausfinden, was Engler wußte und verheimlichte.
    »Ich denke, ich sollte mich jetzt wieder auf den Weg machen. Aber ich bin sicher, wir werden uns bald wiedersehen.«
    Engler hielt die Hände wieder wie zum Gebet gefaltet vor sein Gesicht.
    »Ich finde allein hinaus.«
    »Nein, nein«, sagte Engler und erhob sich schnell, »ich begleite Sie natürlich.« Er lächelte jetzt, seine Verkrampfung hatte sich gelöst. »Stehen Sie eigentlich gut mit Gott?« fragte er im Hinausgehen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie ich es gefragt habe.«
    »Nun, ich habe nichts gegen ihn, und ich hoffe, er hat auchnichts gegen mich. Ich denke, wir kommen miteinander aus, zumindest tritt keiner dem andern auf die Füße.«
    »Und Sie glauben, das genügt?«
    »Ich habe mir noch keine Gedanken weiter darüber gemacht. Ich hatte bisher ehrlich gesagt nicht den Eindruck, etwas versäumt zu haben.«
    »Nun, ich frage nur, weil ich Sie noch nie sonntags zum Gottesdienst begrüßen durfte. Es wäre schön, wenn sich das ändern würde. Und möglicherweise könnten Sie dann die Menschen hier noch besser kennenlernen. Was halten Sie davon?«
    Brackmann zuckte mit den Schultern. Natürlich, dachte er, schaden würde es sicher nicht. Auch wenn er nicht wirklich an Gott glaubte. Aber er würde die Kirche besuchen, wenigstens einmal, damit Engler beruhigt war. Und um so vielleicht einen besseren Kontakt zu ihm zu bekommen.
    »Gut, ich werde nächsten Sonntag kommen. Versprochen. Und Sie helfen mir, wenn ich Fragen habe – Sie wissen, was ich meine. Einverstanden?«
    »Was immer es ist und wann immer Sie wollen, ich werde Zeit für Sie haben. Sie können auf meine Hilfe zählen.« Engler reichte Brackmann die Hand. Du lügst, dachte Brackmann, während er Engler direkt in die Augen sah und die ihm gereichte Hand schüttelte. Und ich werde herausfinden, was du mir verheimlichst!
    Als er durch die Tür ins Freie trat, glaubte Brackmann, in einen Glutofen zu geraten – als wäre es noch heißer geworden, heißer und drückender. Milchiger Wolkenflaum verschleierte die Sonne, der vor einer Stunde noch so böige Wind war kaum noch spürbar. Er fuhr zum Büro. Es gab mehrere Fragen, die ihn auf dem Weg dorthin beschäftigten. Und alle drehten sich um Maria Olsen, um Engler, vor allem aber um diesen Alexander Höllerich. Warum, zum Beispiel, hatte Engler nicht gleich, als er von der traurigenNachricht erfuhr, den Brief erwähnt, sondern so getan, als hätte er ihn nur vergessen? Warum hatte er nicht nachgefragt, wer dieser Höllerich war und was es mit ihm auf sich hatte? Und war da nicht auch ein kurzes, erschrockenes Aufblitzen in seinen Augen gewesen, als Brackmann den Namen Höllerich erwähnte? Und vor allem, was genau hatte Maria Olsen mit dem Pfarrer am Sonntag zu besprechen gehabt? Mit Sicherheit mehr, als im Brief stand. Und überhaupt, wer war dieser Alexander Höllerich? Und was genau war wann und warum geschehen?
    Er würde Zeit brauchen, um auf alle Fragen die passenden Antworten zu finden. Maria Olsen hatte ein Puzzle mit vielen Teilen vor ihm ausgeschüttet, und er hatte nun die mühevolle Aufgabe, diese Teile so rasch wie möglich zu einem

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