Der fliegende Brasilianer - Roman
Francs erforderlich gemacht und werden eine Kapazität von 300 Arbeitsplätzen haben.
Annales de la vertu Wann war es? Im Jahre 1902? 1903? Er kann sich nicht mehr an das genaue Datum erinnern. Aber es war in Marokko, im Hotel. Eine Gruppe deutscher Aristokraten verteilte dicke Trinkgelder, um die besten Zimmer zu bekommen. Der käufliche Geschäftsführer des Hotels wagte es, ihm nahezulegen, das Zimmer zu wechseln, damit ein Herr mit Monokel und strichdünnem Lippenbart in sein Zimmer einziehen könne. Alberto lehnte dieses Ansinnen so vehement ab, dass der Aristokrat sich erkundigte, wer er sei.
Herr Santos?
Ja!
Baron Manfred von Richthofen, sagte er und schlug mit einer leichten Verbeugung die Hacken zusammen.
Sie freundeten sich während ihres kurzen Aufenthalts an. Alberto konnte nicht ahnen, dass der Mann, mit dem er in Marokko zu Kamelrennen ging, einmal der Schrecken des europäischen Himmels werden sollte, der Rote Baron mit seiner »Fokker D VII«.
Ich weiß alles Schlaflosigkeit ist jetzt seine schlimmste Feindin. Nächtelang findet er keinen Schlaf, streicht durch das Haus und rückt in manischer Besessenheit die Möbel zurecht. Alles muss genau auf seinem Platz stehen, die rustikalen Stühle, der schlichte Tisch und der Sisalteppich bekommen eine ungeahnte Bedeutung, wie Figuren eines irrwitzigen Schachspiels. Aus der Zeitung weiß er, dass die Welt in Flammen steht. Millionen von Menschen verlieren ihr Leben in den Schützengräben oder verhungern. Bukarest, Venedig, Padua, Treviso und Verona sind aus der Luft bombardiert worden. Die Flugzeuge sind nicht mehr die zarten, zerbrechlichen Vögel, die er miterschaffen hat, sie haben sich in gepanzerte Raubvögel verwandelt. Deshalb muss das Haus gut aufgeräumt sein, müssen die Möbel in einer mysteriösen geometrischen Anordnung stehen, sodass der Albtraum Krieg in weite Ferne rückt.
Übers Telefon Ein Freund kommt mit der Nachricht, dass deutsche U-Boote das Schiff Macau versenkt haben. Es ist das zweite brasilianische Handelsschiff, das in der Nähe der Nordostküste angegriffen worden ist.
Der Kommandant ist schuld.
Der Kommandant, Alberto? Das war ein Angriff!
Wahrscheinlich ist der Kommandant mit dem linken Fuß an Bord gegangen.
???
Made in France Der bekannte Industrielle Louis Blériot hat mit der Standard Aircraft Co. aus New Jersey einen Lizenzvertrag für den Bau seiner Flugzeuge unterzeichnet. Das Geschäft ist auf sechs Millionen Dollar veranschlagt. Zur Feier des Ereignisses hat Madame Blériot für die Pariser Gesellschaft einen Wohltätigkeitstee zugunsten der Kriegsversehrten veranstaltet.
Le petit forgeron Die Krankheit scheint zurückgegangen zu sein. Seit zwei Monaten kein Anfall.
Und der Krieg geht zu Ende.
Petitsantôs will wieder auferstehen.
Er packt die Koffer und reist ab.
Im Winter 1918 kommt er in Paris an.
Die Stadt hat sich verändert. Auf den Straßen laufen Soldaten herum, die auf Englisch fluchen und mit Dollars um sich werfen. Die Rocksäume der Mademoiselles sind ein paar Zentimeter hochgerutscht, und zum ersten Mal seit 200 Jahren sind ihre Knöchel zu sehen. Durch die Keller von Montparnasse hallt Jazzmusik.
Schwarze Ringe unter den Augen, bleiche Wangen. Bärtige junge Männer.
Und die Eleganz, wo hat sich die Eleganz versteckt?
Eine alte Freundin erklärt ihm, nach einem Krieg sei es elegant, nicht elegant zu sein.
Alberto stellt fest, dass die Pariser nervöser sind denn je. Wegen einer albernen Kleinigkeit schüttet ein Kellner einem jungen Mädchen einen Aschenbecher voller Kippen in den Ausschnitt.
Wegen einer Nichtigkeit schlägt ein Fahrkartenverkäufer der Metro wütend den Schalter zu und zerquetscht einem alten Mann die Finger.
Und die Kriegsversehrten.
Junge Männer ohne Beine, ohne Arme, in Rollstühlen.
Junge Menschen, die auf der Straße vor sich hin reden: Kriegsneurose.
An der Ecke Rue Washington hat eine Herrenboutique aufgemacht.
Petitsantôs ist rings um den Étoile ein Unbekannter.
Der Provinzler Blériot hat sich neue Zähne machen lassen. Aber sein Lächeln ist umwölkt. Es kommen keine Aufträge mehr, die Fabrik steht fast still.
Was soll man auch in Friedenszeiten mit Flugzeugen machen?
Voisin lässt 300 Arbeitern in seiner Fabrik in Billancourt kündigen.
Ich habe ja immer gesagt, Fliegen ist ein Herrensport.
Der Krieg auch, Alberto. Aber der Krieg ist aus.
Und was wollen Sie jetzt machen?
Die Flugzeuge für den Transport von Passagieren
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