Der fliegende Brasilianer - Roman
einsetzen.
Die Flugpreise werden ein Vermögen kosten.
Das Problem ist nicht der Preis, sondern die Passagiere davon zu überzeugen, dass Fliegen sicher ist.
Der Bürger als Edelmann Alberto verbringt mit Cristina Penteado ein Wochenende in Nizza.
Voisin ist auch da, mit einer neuen Jacht.
Sie trinken Champagner draußen auf dem Meer.
Sind Sie schon einmal geflogen, Mademoiselle?
Ich? Gott bewahre mich.
Es ist sehr viel sicherer als Autofahren, fragen Sie Alberto.
Mein lieber Voisin, Sie sind schon immer sehr geistreich gewesen.
Aber es stimmt. Vergleichen Sie doch die Zahlen der Autounfälle mit der Zahl der Flugzeugabstürze.
Sie können mich nicht täuschen, mein Lieber. Wie wär’s, wenn Sie vergleichen, wie viele Menschen einen Autounfall überleben und wie viele einen Flugzeugabsturz?
Ach, mit einer schönen Frau kann man nicht diskutieren.
In West Point Petitsantôs reist anonym in die Vereinigten Staaten.
Er hält vor einem halben Dutzend Militärs einen Vortrag.
Im Hotel in New York bekommt er einen Anfall.
Stärkungselixier Vielleicht hilft das Klima in den Bergen?
Er kauft ein Grundstück in Petrópolis und baut ein Haus.
Hier darf keiner mit dem linken Fuß reinkommen.
Und er reist.
In Lima fragt er den brasilianischen Botschafter über die peruanischen Frauen aus.
In Argentinien hört er im La Boca einen Tango.
In Chile spricht er vor den Schülern einer Grundschule.
In Bolivien bekommt er Schwindelanfälle und läuft vor einer schwarzen Katze davon.
Brasilianische Poesie I Sehr geehrter Herr Präsident Efigênio Salles!
Alberto Santos Dumont ist von Pontius zu Pilatus gelaufen, um sein Geburtshaus auf dem Land in Minas Gerais zu kaufen. Ich möchte Euer Exzellenz vorschlagen, unserem illustren Mitbürger das besagte Haus zu schenken.
Paulo de Frontin.
Brasilianische Poesie II Mein lieber Bürgermeister Paulo de Frontin!
Ich habe eine Versammlung der Parlamentsabgeordneten aus Minas einberufen und teile Ihnen mit, dass wir mittels eines Haushaltsnachtrags des Verkehrsministeriums die Schenkung der Immobilie an unseren illustren Mitbürger vornehmen werden.
Efigênio Salles.
Brasilianische Poesie III Sehr geehrter Herr Präsident Efigênio Salles!
Ich habe erfahren, dass Santos Dumont jetzt in einem verrückten Haus wohnt, das er in Petrópolis hat bauen lassen. Er will nicht mehr in Minas leben.
Paulo de Frontin.
Ich will ja nur mal ’n bisschen sticheln Zu jener Zeit nimmt die brasilianische Fußballnationalmannschaft keine Schwarzen auf.
Aber das Land ist bereits mit 68 Millionen Dollar, 322 Millionen Francs und 102 Millionen Pfund verschuldet.
1921: drei Militärrevolten und eine mit Kaffee betriebene Kulturrevolution.
Und die Nation in ihrer Dummheit starrt im Jahr der hundertjährigen Unabhängigkeit entgeistert auf Anélia Pinheiro Chaves. Petitsantôs kommt aus den Bergen von Petrópolis und küsst der fliegenden Dame die Hand, die ein Flugzeug aus Segeltuch von São Paulo nach Rio gesteuert hat. Mitten in der Feierei erscheinen zwei Portugiesen, Sacadura Cabral und Gago Coutinho. Sie haben gerade den Atlantik überquert, ohne sich den Schnurrbart nass zu machen.
Auf der großen Ausstellung zur Unabhängigkeitsfeier staunt das Volk über den Fortschritt der einheimischen Wirtschaft: Kaffee, Gummi, Zucker, pflanzliche Öle und Leder.
Die Nähgarnspulen des Dr. Delmiro Gouveia stehen nicht mehr auf der Liste der Fertigprodukte, die dort in Vitrinen aus Mahagoni und Kristallglas ausgestellt werden.
Dr. Artur Bernardes übernimmt das Amt des Staatspräsidenten, es herrscht Belagerungszustand.
Holperverse Die Stille von Petrópolis wird alle Augenblicke von Schülergruppen gestört, die ständig »tüchtig« sagen. Petitsantôs gibt sich Mühe, jovial zu sein und die Kinder nicht zu enttäuschen. Aber Alberto kann die lärmende Schülerbeschränktheit nicht ertragen und packt die Koffer. Vier Wochen später hebt er in den Tuilerien unter dem Beifall der Pariser neben den Piloten La Vaux und Georges Besançon zu einem Flug in dem Luftschiff ab, mit dem der Grand Prix des Aéro Club de France 1922 eröffnet wird. Er verkehrt jetzt wieder im Les Cascades und stellt fest, dass man Kellnerinnen engagiert und mehr Tische aufgestellt hat. Die Militärs sind verschwunden, und die Frauen tragen geblümte Kleider. Alles ist ganz anders, aber er hat ein unangenehmes Gefühl von Heimkehr, Rückkehr in den alten Zoo, in dem er einst als besondere
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