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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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gelangweilt hatten, hat er sich wie durch ein Wunder erholt und stottert nicht mehr und hat sogar sein Hinken verloren. Und als er aus dem Krankenhaus kommt, jubelt ihm die ganze Stadt zu und alle klatschen und rufen, er sei ein Held und dann …
    Aber ich konnte mir nicht mehr ausdenken, was mit dem Rest der Mutanten passiert, und schaffte es nicht mehr bis zum Nachspann, denn plötzlich fiel mir wieder der wahre Mutant ein, Mr. Wilson, der immer noch in unserem Wohnzimmer saß.
    Gerade sprach er davon, dass ich ab morgen wieder in die Schule gehen sollte. Und so starrte ich einfach weiter auf den Fernseher und auf John Craven, der sich immer noch irgendwo in Afrika sehr nett mit irgendwelchen Leuten unterhielt.
    »Ich geh aber nicht zurück!«, sagte ich. »Ich geh nicht in diese Schule zurück! Ich geh nie mehr in diese Schule zurück!«
    Und da schrie mich meine Mam schon wieder an, aber das war mir egal. Keine zehn Pferde würden mich zurückbringen. Wilson beruhigte meine Mam und schlug vor, sie solle doch mal Tee einschenken. Und während sie es tat, fragte er mich: »Raymond, könntest du mir mal erklären, nur mir, warum du eigentlich nicht mehr in die Schule willst?«
    Und ich nickte, starrte weiter auf den Fernseher und sagte: »Weil die mich alle hassen.«
    Er fragte, wer mich denn hasse.
    Ich sagte: »Alle.«
    Und Mr. Wilson wiederholte: »Alle?«
    Ich nickte und er sah mich an und machte: »Hmmm. Hmmm«, und nickte ebenfalls. Dann sagte er: »Sind es nur die Leute an der Schule, die dich hassen, Raymond?«
    »Nein, alle«, erwiderte ich. »Alle hassen mich!«
    Jetzt stieß er einen tiefen Seufzer aus und nickte sehr besorgt. Dann setzte er sein wohlwollendstes Lächeln auf und fragte: »Und was ist mit mir, Raymond? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich hasse?«
    Natürlich glaubte ich das nicht. Wilson gehörte zu den Typen, die dich nicht mal hassen würden, wenn dein Leben davon abhinge. Aber ich hasste ihn! Ich wollte nicht, dass er noch länger auf unserem Sofa hockte und meine Mam Shelagh nannte.
    Und deshalb sagte ich: »Ich weiß, dass Sie mich hassen, alle hassen mich!« Ich starrte ihn böse an und er starrte zurück. Und ich hatte natürlich keine Ahnung; ich hatte keine Ahnung, dass ihm in diesem Moment zum ersten Mal ein ganz bestimmter Gedanke kam; ich hatte keine Ahnung, dass sich damals, als er auf der Armlehne unseres Sofas saß und mich anstarrte, in sein fürsorgliches, ruhiges, teilnahmsvolles Gemüt das Wort »paranoid« einschlich.
    Ich wusste nicht, dass er mich, während er langsam nickte, bereits als »faszinierenden Fall« betrachtete, als einen Jungen, der sich manchmal für den Falschen Jungen hielt; einen Jungen, der bereitwillig paranoide Tendenzen zugab und offenbar bereits einen Selbstmordversuch hinter sich hatte; einen Jungen, der manchmal Stimmen hörte; einen Jungen, dem durchaus der Missbrauch eines anderen, jüngeren Kindes zuzutrauen war; ein Junge, der sich eine so perfekte Phantasiewelt und einen so glaubhaften Phantomfreund geschaffen hatte, dass seine Mutter jetzt um einen amerikanischen Jungen trauerte, der nie existiert hatte!
    Aber ich wusste natürlich nicht, was dem Mutanten alles durch den Kopf ging. Ich dachte, er überlege nur, wie er mich wieder in die Schule zurücklocken könnte. Deshalb sagte ich: »Mir ist ganz egal, was Sie mit mir machen! Ich geh nie mehr in die Schule zurück!«
    Meine Mam wollte schon wieder losschimpfen. Doch Wilson hob beide Hände und bat sie, ruhig zu bleiben.
    Dann lächelte er mich an und sagte: »Raymond, Raymond! Hab ich ein Wort davon gesagt, dass du wieder in die Schule musst?«
    Ich starrte ihn verständnislos an und ein winziges Hoffnungsfünkchen keimte in mir auf.
    Aber da sagte meine Mam: »Natürlich geht er wieder in die Schule! Er muss in die Schule zurück!«
    Doch Wilson schüttelte den Kopf und erklärte meiner Mam, das müsse nicht unbedingt sein.
    Ich traute meinen Ohren nicht und fühlte mich maßlos erleichtert, als er fortfuhr: »Es liegt in jedermanns Interesse, Shelagh, dass wir jetzt ein wenig Zeit und Mühe investieren, um hinter dieses … Schuleschwänzen zu kommen. Und vielleicht herausfinden, was wirklich dahinter steckt.«
    Und dann schlug er mir einen Deal vor. Er sagte, dass wir die Schule für die nächsten zwei Wochen vergessen könnten.
    »Aber Deal ist Deal, Raymond«, fuhr er fort. »Und deshalb musst auch du etwas dazu beitragen. Meinst du, das geht?«
    Ich nickte rasch. Ich hätte

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