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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Tanzen aufgehört hatte?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Und Twinky forderte Norman auf: »Sag’s ihm, Norman, erzähl’s ihm.«
    Norman breitete weit die Arme aus und sagte: »Scheiße, soo dick war er! Richtig fett, Mann; stimmt’s Twink?«
    Twinky nickte und sah mich unverwandt an.
    »Ich konnte es kaum glauben«, fuhr Norman fort. »Als ich nach Sunny Pines kam, Mann, und ihn in diesem verdammten Zustand gesehen hab. Scheiße noch mal. Ich hab geheult, stimmt’s Twink, ich hab Rotz und Wasser geheult. Beim letzten Mal war er bloß so’n Strich in der Landschaft gewesen; leicht wie’ne Feder. Hey, ich hätte ihn mit einer Hand von diesem scheiß Esel runterheben können! Und anderthalb Jahre später in Sunny Pines hätte ich’s nicht mal mehr mit’nem verdammten Gabelstapler geschafft!«
    Ich sah Twinky stirnrunzelnd an. Aber Twinky nickte mir zu. »Er hat Recht, Fliege.«
    Ich runzelte immer noch die Stirn. »Aber warum?«, fragte ich ihn.
    Twinky zuckte die Achseln. »Ich hab es einfach nicht mehr auf die Reihe gekriegt, Fliege«, sagte er. »Nach dieser ganzen Scheiße wegen der Jungfrau Maria hab ich es einfach nicht mehr auf die Reihe gekriegt. Das war irgendwie so, als ob ich nicht mehr wüsste, wer ich bin.« Twinky starrte mich total eindringlich an. Dann sagte er: »Weißt du, was ich meine, Fliege?«
    Ich nickte und er fuhr fort: »In meinem Innern war alles leer. Und je mehr ich diese Leere mit Essen füllen wollte, desto größer wurde sie. Bis ich am Ende ein richtiger Fettkloß war.«
    Ich starrte Twinky kopfschüttelnd an. »Das hab ich gar nicht gewusst«, sagte ich, »das hab ich ja gar nicht gewusst, Twink.«
    Twinky nickte und sagte: »Aber es stimmt, Fliege.«
    Und dann glitt ein wunderschönes scheues Lächeln über Twinkys Gesicht, als er Norman ansah und sagte: »Und ich wär heute immer noch so und würde immer noch dicker, wenn Norman nicht gewesen wäre.«
    Norman wurde ein bisschen rot, doch man merkte ihm an, dass er sich wahnsinnig freute.
    »Was hast du denn gemacht, Norman?«, fragte ich ihn.
    Norman zuckte die Achseln und wehrte ab: »Ach, Scheiße, das war doch nichts.«
    Aber Twinky sagte: »Na los, Norman. Sag’s ihm. Sag ihm, was du gemacht hast!«
    Und Norman sah richtig stolz aus, als er erzählte: »Ich hab’nen Brief geschrieben, hey. Hab niemand was davon gesagt, nicht mal Twinky. Aber ich hab mich erkundigt, wo ich hinschreiben muss. Und da hab ich diesen Brief geschrieben, ganz allein, an Petula Clark, und ihr alles erzählt von Twinky und dass er sie immer so geliebt und bewundert hat und immer nach ihren Songs getanzt hat, seine Pirouetten und so. Und dass er jetzt voll in der Scheiße steckt und nicht mehr tanzen kann und ein richtiger Fettkloß geworden ist und völlig fertig im Kopf.« Norman nickte und fuhr fort: »Und weißt du was, Fliege? Petula hat echt zurückgeschrieben, nur einen Tag später! Nicht bloß einen Brief, nein, gleich zwei, das ist doch geil; einen an mich ›Mein lieber scheiß Norman, …‹ , fing er an. Und einen an Twink, scheißlang, und da stand drin, wie verdammt Leid es ihr tät, dass er das alles durchgemacht hat und dass er nicht mehr tanzt verdammt noch mal. Und noch tausend andere Sachen, echt geil, lauter wahnsinnig nette Sachen; weil Petula nämlich echt super ist, echt okay. Und sie hat gesagt, dass sie nicht weiß, ob es Twink hilft, aber in Bezug auf dieses scheiß Gewichtsproblem, da würde sie mal einen Diätplan beilegen, den hätte sie persönlich ausprobiert, und der hätte verdammt gut gewirkt bei ihr, als sie mal selber ›ihre kleinen Sorgen mit den Pfunden‹ hatte. Und im PS, weißt du, was sie noch im PS geschrieben hat, Fliege? Wir sollen sie auf dem Laufenden halten, wie’s Twink geht! Und deshalb schreiben wir ihr immer noch, stimmt’s, Twink?« Twink nickte. »Und sie schreibt jedes Mal zurück, Fliege, stell dir das mal vor. Echt geil. Hat’s noch nie vergessen. Und irgendwann lernen wir sie mal kennen, stimmt’s?«, sagte Norman zu Twink. »Wenn wir nach London abhauen, besuchen wir Petula.«
    Twinky starrte mich an. Dann sagte er: »Also, Fliege. Machst du mal einen Versuch? Oder willst du deine hübschen Wangenknochen bis in alle Ewigkeit verstecken und so tun, als ob du glücklich bist, wo du doch gar kein ehrlicher Dicker bist?«
    »Ich helf dir auch, Fliege«, sagte Norman. »Wir können mittags zusammen laufen, wenn Twink tanzt oder Handarbeit hat.«
    Ich stand da und sah meine Freunde an. Und

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