Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
Vom Netzwerk:
hereinspazieren konnte, um mich zu holen! Wenn die Pfleger die Mutanten nicht abwehren konnten, blieb ich doch nicht hier. Sie sahen mir zu, die Pfleger, als ich nach vorn ging und die Tür aufziehen wollte. Und der Glatzkopf mit dem Ohrring sagte lachend: »Raymond! Wo zum Teufel willst du eigentlich hin?«
    »Raus!«, rief ich und zog an der Tür. »Raus, wo mich die Mutanten nicht erwischen. Ich bleib nicht hier! Die Mutanten sind hier, die Mutanten sind hier! Sie sind überall! Ich muss hier raus, ich muss hier raus!«
    Aber ich brachte die Tür nicht auf! Die Tür ließ sich nicht öffnen. Und der Pfleger mit dem kahl rasierten Kopf schwenkte lachend einen Schlüsselbund und sagte: »Raymond! Schau mal!«
    Die Türen waren abgeschlossen, es waren abgeschlossene, abgeschlossene Türen. Und jetzt kam die Mutantin, die sich als meine Mam verkleidet hatte, auf mich zu und ich saß in der Falle. Da rannte ich los, an der Mutantin vorbei, auf die Tür am anderen Ende der Station zu. Und überall hörte ich Gelächter, überall wurde gelacht, als ich auf die Tür zurannte, auf die Tür zu, auf die Tür zu! Aber sie war abgeschlossen! Sie war abgeschlossen. Und jetzt brüllte ich, brüllte, sie sollten die Tür aufschließen und mich rauslassen. Aber sie ließen mich nicht raus. Sie ließen mich nicht raus, und da sank ich zu Boden, kauerte zusammengerollt an der Türschwelle und flehte die Pfleger wimmernd an, sie sollten die Mutanten verjagen. Pfleger Brendan hob mich auf; er hob mich einfach vom Boden auf und trug mich wieder ins Bett.
    Und dann setzte er sich zu mir. Er sagte, es sei alles in Ordnung, ich solle mich wieder beruhigen. Aber ich konnte mich nicht beruhigen, weil ja die Mutantin immer noch da war, an der Tür; sie schaute weinend zu mir her und tat immer noch so, als sei sie meine Mam. Aber ich wusste es! Ich wusste, wer sie in Wirklichkeit war. Und ich wurde erst ruhiger, als sie endlich aufgab und der andere Pfleger die Tür aufschloss, um sie rauszulassen. Ich beobachtete sie, behielt sie die ganze Zeit im Auge, damit sie auch wirklich ging und nicht bloß wieder die Pfleger täuschte. Sie drehte sich um und winkte mir zu, damit alle glauben sollten, sie sei meine richtige Mam. Aber ich winkte nicht zurück. Ich beobachtete sie nur, ich beobachtete sie ganz genau, als sie durch die Tür verschwand. Und erst als der Pfleger hinter ihr abschloss, erst als ich wusste, dass ich wieder in Sicherheit war, erst da beruhigte ich mich allmählich.
    Dann fragte mich Pfleger Brendan, warum ich mich denn vor meiner eigenen Mutter so gefürchtet hätte? Und ich sagte: »Das war nicht meine Mutter.«
    Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich an. »Tatsächlich?«, fragte er.
    Ich nickte. Und dann erklärte ich ihm, dass es eine Mutantin war, die sich als meine Mam verkleidet hatte. »Und ihr solltet keinen von denen reinlassen«, sagte ich. »Die sind nämlich gefährlich, diese Mutanten.«
    Brendan schaute mich überrascht an.
    »Ach, wirklich?«, sagte er. »Und ich hab noch gedacht, was für eine nette Frau deine Mutter ist!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte ich, »so sind sie, die Mutanten. Sie wirken immer nett! Aber so schleichen sie sich ein; so schleichen sie sich überall ein, weil sie so nett wirken und alle denken, sie seien ganz harmlos. Aber in Wirklichkeit sind die Mutanten furchtbar gefährlich. Deshalb bin ich ja hier, wegen den Mutanten; wegen dem Boss der Mutanten; er hat mich nämlich durchs Eis brechen lassen. Alle denken, er sei nett, weil er mich unterm Eis vorgezogen hat. Aber in Wirklichkeit ist er alles andere als nett, denn wegen ihm bin ich überhaupt erst eingebrochen!«
    Brendan nickte und starrte mich an. »Aha«, sagte er, »so war das also. Jetzt versteh ich das erst. Dann waren es also diese … wie nennst du sie, Raymond, diese … Mutanten? Die haben dich also ans Wasser runtergejagt und dich dann einbrechen lassen?«
    Ich nickte. »Die wollen mich töten«, sagte ich. »Die Mutanten.«
    Brendan starrte mich an, nickte und tätschelte meinen Arm. »Meine Güte, Raymond«, sagte er. »Mach dir mal keine Sorgen. So ein paar Mutanten? Denen werden wir’s zeigen!«
    Ich schüttelte den Kopf. »So einfach geht das nicht«, erwiderte ich. »Die Mutanten wird man nicht so leicht los.«
    Er wirkte überrascht. »Also hör mal, Raymond«, sagte er. »Eine Hand voll Mutanten? Wir haben hier drin schon viel Schlimmeres erlebt als so ein paar blöde Mutanten. Schau dir ihn

Weitere Kostenlose Bücher