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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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vielleicht doch ein bisschen verrückt gewesen sei. Und am allermeisten fürchtete sich meine Mam davor, sie könnte eines Tages an ihrem Sohn gewisse Anzeichen entdecken, dass er seinem Vater nachschlug. Dieser Gedanke versetzte sie in Panik.
    Und als sie jetzt im Wohnzimmer saß, am Abend des Tages, an dem Prinzessin Leia gestorben war, wurde meiner Mam klar, wovor sie die ganze Zeit die Augen verschlossen hatte – seit dem Tag, als man sie in die Schule zitiert und ihr die schrecklichen Dinge über mich berichtet hatte. Meiner Mam wurde klar, dass mein unerklärliches Verhalten in letzter Zeit etwas Schlimmes war, das jetzt ans Licht kam; etwas, dass all die Jahre in mir geschlummert hatte, ohne irgendeinen Hinweis darauf, dass es in dem netten, normalen Jungen steckte, der ich noch vor kurzem gewesen war. Meine Mam dachte an jenen Tag im Zimmer des Schulleiters zurück und rief sich die Worte von Mrs. Bradwick in Erinnerung, die meiner Mam geraten hatte, professionelle Hilfe zu suchen. Und sie dachte an das, was mein Drecksonkel Jason über die »Folgen für die Zukunft« gesagt hatte.
    Meine Mam dachte lange nach. Und an jenem Abend traf sie eine Entscheidung. An jenem Abend erkannte sie, dass das, was ihr die innere Stimme all die Jahre zugeflüstert hatte, nun Wirklichkeit wurde. Und dass etwas geschehen musste.
    Meine Mam verriet weder mir noch meiner Oma etwas davon. Der einzige Mensch, dem sie sich anvertraute, war mein Drecksonkel Jason. Aber der sagte zu ihr: »Ich weiß nicht, ob das etwas nützt, Shelagh. Vielleicht verschwendest du nur dein Geld. Ein fauler Apfel bleibt ein fauler Apfel und es hilft nichts, wenn man ihn ein bisschen blank reibt!«
    »Um Gottes willen, Jason«, sagte meine Mam zu ihm. »Ich hatte gehofft, du würdest mir den Rücken stärken!«
    Da zuckte Onkel Jason die Achseln und sagte: »Na ja, ein Versuch kann nicht schaden. Irgendwas muss ja passieren, Shelagh. Ich bin ganz sicher, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Denk doch mal dran, was er da unten am Kanal getrieben hat. Und was er unserer Dolly für Sachen erzählt hat! Sie hatte einen Schock, Shelagh, einen richtigen Schock!«
    Meine Mam seufzte, entschuldigte sich noch einmal und sagte zu ihrem Bruder: »Deshalb will ich ja etwas unternehmen, Jason. Falls wirklich mit ihm etwas nicht stimmt, falls er krank sein sollte, braucht er doch Hilfe, nicht wahr?«
    Wieder zuckte mein Onkel Jason nur die Achseln. » Falls er krank ist, ja. Da könntest du Recht haben. Aber vielleicht ist es ja gar keine Krankheit, Shelagh. Vielleicht musst du der Tatsache ins Auge sehen, dass er einfach so veranlagt ist und es sich gar nicht um eine Krankheit handelt!«
    Jetzt stand meine Mam auf und sagte gereizt zu ihrem Bruder: »Genau das will ich rausfinden, Jason: ob er wirklich krank ist!«

    Aber ich war nicht krank. Ich war überhaupt nicht krank! Ich hatte es einfach nur satt! Das war alles. Ich hatte es satt, keine Freunde zu haben; ich hatte es satt, immer fetter zu werden und immer nur den ganzen Tag zu Hause vor der Glotze zu hängen und Pizza und Nudeln in mich reinzustopfen. Ich hatte es satt, dass meine Mam offenbar irgendwas plante, mir aber nicht sagte, was; ich hatte es satt, dass meine Mam mich manchmal anschaute, als kenne sie mich nicht mehr.
    Aber krank war ich wirklich nicht.
    Ich wollte einfach nur, dass meine Mam mich so anschaute, als habe sie mich lieb. Und dass sie mich in den Arm nahm und mir sagte, alles sei wieder gut. Aber in Wirklichkeit war es, als sei zwischen mir und meiner Mam eine Mauer errichtet worden.
    Meine Mam redete zwar noch mit mir und schaute sich mit mir die Blockbusters an, aber jetzt saß sie nicht mehr neben mir auf dem Sofa, sondern allein in einem Sessel. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass meine Mam irgendwie Angst vor mir hatte.
    Und dann ging sie eines Tages nicht zur Arbeit, wie sie es gemusst hätte. Sie sagte, wir würden jetzt zusammen in die Stadt fahren. Und als ich sie fragte, warum, sagte sie, sie habe bei jemandem einen Termin für mich arrangiert. Ich wollte aber nicht zu »jemandem« gehen. Ich wollte zu überhaupt niemand gehen außer zu meiner Oma. Aber das ging nicht, weil meine Oma nach Grasmere gefahren war, zu einem Wanderurlaub mit den Progressiven Pensionären. Das war zwar anscheinend ein ziemlich arroganter Haufen, aber meine Oma fuhr gern mit, weil es da nicht oberflächlich zuging und sie viele glückliche Stunden im Haus von William Wordsworth verbringen

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