Der Flirt
hat’s durchgegeben. Also, wollen wir?«
Sie stieg ein und schloss die Tür.
London huschte vorbei, kühle Luft strich über ihre Haut. Der Champagner hatte sie erfrischt und gleichzeitig ein wenig müde gemacht; ein köstlicher, gefährlicher Zustand.
Das Taxi fuhr am Chester Square vor. Olivia stieg aus, und es fuhr davon.
Sie tastete nach ihren Schlüsseln und erkannte, dass das Abenteuer vorbei war, sobald sie über die Schwelle schritt. Sie würde wieder von der Bourgalt-du-Coudray-Welt verschlungen, in der nichts Bezauberndes oder Magisches passieren konnte.
Sie sah sich ein letztes Mal um. Wenn ihr heimlicher Verehrer sich doch nur zeigen würde!
Doch die Straßen waren leer.
Sie schob die Tür auf.
Plötzlich erhellte sich der Himmel hinter ihr, und über ihrem Kopf explodierte eine Feuerwerkssalve. Die Funken wirbelten und drehten sich und glitzerten rot, grün, blau und gleißend weiß vor dem schwarzen Nachthimmel. Olivia keuchte auf. Sie lief auf die Straße, um zu sehen, wo die Raketen abgeschossen worden waren. Doch das Spektakel war fast so schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Abgesehen von einigen Nachbarn, die aus den Fenstern spähten, war die Straße verlassen.
Mit klopfendem Herzen stieg sie die Stufen hinauf und schloss hinter sich die Tür. Auf dem Tisch in der Halle wartete ein weiterer Umschlag auf sie.
Träum schön.
Es war ein beträchtlicher Aufwand erforderlich, das Abendspaziergangs-Szenario auf die Beine zu stellen. Hughie hetzte mit Flicks überaus anspruchsvollen Einkaufslisten durch die halbe Stadt. Zweimal schickte sie ihn zu Asprey zurück, weil das kristallene Champagnerglas nicht ganz ihren Vorstellungen entsprach, und den Pyrotechniker befragte sie bezüglich Länge, Höhe, Geräuscheffekten und Farben der Darbietung
mit der Eindringlichkeit eines Generals, der einen militärischen Angriff plant.
»Ich will einen Strauß aus Feuerwerk«, instruierte sie ihn. »Einen Strauß aus Licht und Farben!«
Er nickte nur und sagte immer wieder: »Na, das wird laut.«
Jez wurde eingespannt, um den Pfeil aus Calla-Lilien zu legen und den Champagner hinzustellen, während Marco dafür sorgte, dass der Park leer war, indem er sich als Pantomimen ausgab. (Das konnte er verdächtig gut.) Dann legte Flick die Münzen aus, und Hughie tauchte in der Toilette eines nahe gelegenen Pubs unter, um sich sein Penner-Kostüm überzuziehen, einschließlich schwarzer Perücke und Bart. Unzählige Kurznachrichten wurden hin und her geschickt, als sie Olivias Weg via Satellitennavigation auf ihren Handys verfolgten, damit das Timing auch wirklich stimmte.
Am Ende waren sie sich einig, dass es ein voller Erfolg gewesen war.
Doch während die anderen in den Pub eilten, um zu feiern, war Hughie nervös. Er hatte nicht geahnt, wie viele Helfer gebraucht wurden, um so eine Operation durchzu führen. Ihm ging durch den Kopf, dass die Hinweise, die er Leticia hinterlassen hatte, vielleicht nicht ganz so gut geplant und durchgeführt worden waren, wie nötig gewesen wäre, um Erfolg zu garantieren.
Leticia zwängte sich zwischen den riesigen Bahnen aus durchsichtiger Plastikfolie hindurch, mit denen Sam die Badezimmertür abgedichtet hatte, damit der Staub nicht in den Laden drang. Ihr schönes Bad war nicht wiederzuerkennen: Sämtliche Fußbodendielen um die Badewanne herum waren herausgerissen, Fliesen fehlten, neben der Tür lag ein Haufen schimmernder Kupferrohre. Sam schweißte zwei zusammen,
Funken tanzten in einem Schleier aus Staub und frühabendlichem Licht.
»Keinen Schritt weiter!«, rief er.
Sie erstarrte unter der Tür.
»Ich will nicht, dass Sie Feuer fangen«, erklärte er, schaltete das Schweißgerät aus und schob sich die Schutzbrille auf die Stirn. Er grinste zu ihr auf. »Sie sind nicht zufällig gekommen, um mir eine Tasse Tee anzubieten?«
Leticia fand das gar nicht lustig. »Ich bin hier, um Sie zu fragen, wie lange das noch dauert. Ich kann nicht endlos Termine verschieben, und der Dreck ruiniert meine Stoffe!«
»Ich mache, so schnell ich kann, Eure Ladyschaft. Und falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, dies ist der zweite Abend in Folge, an dem ich spät arbeite.«
Es gefiel ihr gar nicht, wie er mit ihr sprach. Sie hätte gerne etwas Kluges und Ätzendes gesagt, um ihn an seinen Platz zu verweisen, doch schlaflose Nächte bedeuteten, dass sie nicht so auf Zack war wie gewohnt. »Ja, nun … schön!«, fuhr sie ihn an und drehte sich auf dem Absatz
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