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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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Atem flach vor Begierde. Dann verschwanden sie, lösten sich auf.
    Und jetzt waren da Frauen − zwei schöne nackte Frauen mit braunem Haar und weichen runden Brüsten. Sie berührten ihre Haut … schälten ihr mit langsamen, trägen Bewegungen
die Kleider vom Leib, eine Schicht nach der anderen. Ihre warmen, feuchten Zungen leckten sie …
    Sie erstarrte.
    Nein.
    Stopp.
    Olivia versuchte, sie wieder in Männer zu verwandeln. Junge Männer, vielleicht Tänzer, schlank und muskulös, deren Arme sie umfingen, die sich steif an ihr rieben. Jetzt schoben sie die Hände unter ihren Rock … große, männliche Hände mit dicken, starken Fingern … doch das Bild verflüchtigte sich im Nu.
    Die Frauen waren wieder da.
    Sie trugen enge schwarze Röcke von Yves Saint Laurent und teure hochhackige Schuhe und lehnten sich auf einem mit goldenem Damast bezogenen Sofa nach hinten. Nur hatten sie jetzt schimmernde schwarze Bubikopffrisuren wie die geheimnisvolle junge Frau hinten im Theater. Die Knöpfe ihrer Seidenblusen waren offen. Sie spielten neckisch miteinander, rieben einander die Brustwarzen, bis diese hart waren.
    Ihr Verlangen wuchs.
    Lächelnd zogen sie die Röcke hoch. Zwischen ihren weißen Oberschenkeln prangte dunkles, lockiges Haar.
    Olivia biss sich stöhnend in die Unterlippe.
    »Kannst du uns sehen?«, fragten sie neckend, und ihre Finger drangen zwischen geschwollene, rosafarbene Hautfalten vor. »Arnaud kann überall sein, und wir sind hier und flehen dich an!«
    Die überwältigende Welle eines Orgasmus rollte unaufhaltsam näher.
    Okay. Stopp!
    Stopp!
    Männer!

    Bei Sex geht’s um MÄNNER!, ermahnte Olivia sich.
    Noch einmal versuchte sie, ihre Phantasie mit Männern zu bevölkern. Ein Mann auf dem Sofa, mit offener Hose, mit riesigem gerötetem Penis … Okay, großem, unwirklichem Penis … vielleicht masturbiert er … wie wäre es mit einem Hund? Noch einem Mann? Drei Männern?
    »Kannst du unsere Muschis sehen?« Da waren sie wieder.
    Die Männer mit den großen Penissen verschwanden.
    »Ja«, antwortete sie ihren Phantasieverführerinnen flüsternd. »Ja, Ja!«
    Sie küssten sie, eine nach der anderen. Sie war die Dominante, schob ihre Beine auseinander, vergrub das Gesicht zwischen ihren duftenden Oberschenkeln. Sie bogen den Rücken durch und stöhnten. Und Olivia Elizabeth Annabelle Bourgalt du Coudray stieß − besessen von Lust und tropfend vor Schweiß − einen Tausend-Pfund-Dildo in sich hinein und verschlang ihre Phantasieliebhaberinnen mit einem Hunger, den sie nicht mehr kontrollieren konnte.
    Sie kam.
    Und dann war es vorbei. Und sie war wieder im Hier und Jetzt, atemlos, ein wenig fröstelnd, allein. Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht.
    Ihre erste Regung war, sich blöd vorzukommen oder sich zu schämen. Doch zu ihrer Überraschung war das stärkere Gefühl das der Erleichterung.
    Vielleicht ist es doch ganz gut, dachte sie und löste sich von dem Plastikstuhl, dass Arnaud und ich kein gemeinsames Schlafzimmer mehr haben.
    Sie stand auf.
    Und dann nahm sie den Kristall-Dildo und ihre imaginären Liebhaberinnen mit unter die Decke ihres riesigen, l eeren Ehebetts.

     
    In der weniger vornehmen Gegend von South London hatte Jonathan Mortimer einen Traum. Ungefähr zehn Minuten hatte er jeweils Ruhe, bevor entweder das Baby, der Dreijährige oder der Sechsjährige in der Nacht aufwachte und gehalten, gefüttert, gewindelt oder getröstet werden wollte. Und in diesen zehn Minuten hatte Jonathan die Vision eines Lebens, die so ganz anders war als die viktorianische Phantasie, die er und Amy ursprünglich entwickelt hatten, die aber genauso befriedigend war.
    In seinem Traum sah er sich selbst in der Küche mit einer Schürze um den Bauch. Normalerweise hätte ihn das gestört, doch dies war nicht so ein weibisches Ding, sondern ein sauberes, solides, maskulines weißes Stück Stoff, das er sich nach Art von Gordon Ramsay locker um die Hüfte geknotet hatte.
    Und Jonathan machte etwas.
    Mit den Händen.
    Wer die meiste Zeit vor dem Computer sitzt oder das Ohr hauptsächlich am Telefonhörer hat, weiß, wie neu es sich anfühlt, etwas Konstruktives mit den Händen zu tun. Jonathan fühlte sich nützlich und produktiv. Und die Küche war erfüllt von Wärme und Frieden; Sonnenlicht schien durch die Fenster, die Arbeitsflächen waren sauber und aufgeräumt. Jonathan wusste genau, warum er hier war und was er tat − ein Gefühl, das er im richtigen Leben seit Jahren nicht mehr gehabt

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