Der Flirt
muss aufhören zu plappern! »Egal, ich hoffe, es läuft alles gut für Sie. Ach, ganz bestimmt.« Sie streckte ihm unsicher die Hand hin. »Viel Glück!«
Er schaute sie lächelnd an, der schönste Mann, der ihr je begegnet war.
Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Nein, nein … das geht so nicht, auf keinen Fall«, sagte er leise.
Hughie schaute Amber an, ihr offenes Gesicht und ihre großen braunen Augen.
Er war noch nie für irgendetwas oder irgendjemanden verantwortlich gewesen, und jetzt hielt er für einen kurzen Augenblick das Schicksal dieser jungen Frau in der Hand. Sie war so zerbrechlich. Er fühlte sich stark; männlicher, als er sich je im Leben gefühlt hatte. Sie war bereits verwandelt, war lebhafter und selbstbewusster, doch er wollte mehr für sie
tun; er wollte sie verändern, sie weit aufbrechen. Es würde nicht viel erfordern. Sie war so formbar, schaute ihn die Lippen geöffnet, den Körper leicht nach vorn gebeugt, an …
Hughie zog sie an sich. Sie schmolz dahin, ihre Lippen waren warm und weich, ihr ganzer Körper seufzte vor …
Etwas Hartes traf ihn, und er taumelte über den Dessertwagen.
»Hey!«, protestierte Amber.
Als Hughie aufschaute, zog Henry ihn vom Boden hoch. »Verzeihen Sie, Mr. Jones«, knurrte er, »Sie kommen zu spät!«
Bevor Hughie noch ein Wort sagen konnte, schob Henry ihn zur Tür hinaus und schleifte ihn noch hundert Meter weiter in eine Gasse hinter dem Café.
»Was denkst du dir bloß dabei!« Er gab Hughie einen Klaps hinters Ohr.
»Autsch!«
»Hast du denn gar nicht zugehört? Kein Körperkontakt!«
»Tut mir leid.« Hughie rieb sich den Kopf. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist!«
»Du warst geblendet! Geblendet von der Macht. Das passiert uns allen mal, aber ich habe es noch nie so heftig erlebt und noch nie so schnell!« Er schüttelte den Kopf.
»Ich war noch nie so … so« - Hughie hätte am liebsten gekichert -, »weißt du, so …«
»Ja, so aufgeregt.« Henry seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Flirten kann sehr erotisch sein, sehr intensiv. Aber du musst lernen, dich zu kontrollieren! Also, wir müssen hier weg.« Henry winkte ein Taxi herbei. »Bond Street«, rief er dem Fahrer zu, stieg ein und zerrte Hughie hinter sich her.
Keine gewöhnliche Zielperson
Flick saß allein in ihrem Büro und schnitt für ihre Akte noch ein Foto von Olivia Bourgalt du Coudray aus. Dies war keine gewöhnliche Zielperson, und gute Vorbereitung war in diesem Fall von ganz entscheidender Bedeutung.
Flicks besonderes Talent, das Valentine noch weiter gefördert hatte, war es, im Leben der Frauen zwischen den Zeilen zu lesen und mit dem ganzen instinktiven Wissen einer weißen Hexe das ans Tageslicht zu befördern, was sie am meisten berühren und aufrütteln würde.
Doch Olivia Bourgalt du Coudray hatte sich als harter Brocken erwiesen.
Es hätte ganz einfach sein müssen, denn ihr Leben war bemerkenswert gut dokumentiert. Obwohl sie die Aufmerksamkeit der Medien nicht zu suchen schien, zog sie sie ganz natürlich an. Und geheimnisvollerweise bezog diese Medienaufmerksamkeit sich hauptsächlich auf ihr öffentliches Auftreten. Entweder tat sie nichts, was Spekulationen über ihr Privatleben zuließ, oder sie beherrschte die unmögliche Kunst, die britische Presse zu zähmen. Wie auch immer, sie hatte etwas Unergründliches an sich, als würde sie sich durch einen Schleier stahlharter Perfektion schützen.
Was fehlte dieser Frau?
Flick schnippte den letzten Papierschnipsel weg und fügte das Foto ihrer schon zum Bersten vollen Briefing-Mappe hinzu.
Sie trat auf der Stelle.
Gähnend lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. In der Wohnung war es still. Die Nachmittagssonne schien durch das Fenster und wärmte ihr den Rücken.
Valentine war nicht da. Die Jungen waren beschäftigt, selbst der junge Hughie.
Sie lächelte. Er war eine seltsame, seltene Begabung, fast ein wenig wie ein Kind hinter dem Steuer eines Ferrari − entweder würde er brillant sein oder eine Katastrophe. Hier war sorgfältige Ausbildung vonnöten. Doch bei Henry war er in den besten Händen.
Wie viele junge Männer hatte sie zum Vorstellungsgespräch geladen und ausgebildet und dann zugesehen, wie sie sich abmühten, sich in dieser seltsamen Halbwelt des Flirtens zurechtzufinden? Nur wenige besaßen die notwendige Selbstkontrolle. Wenn sie ehrlich war, musste man als junger Mann eine tragische Geschichte haben, um bei diesem Spiel erfolgreich zu
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